Der Handlauf von Rolltreppen ist oft schneller als die Treppe
Stimmt. Die Sache ist offiziell geregelt, und um die Norm- und Regelwerke zu verstehen, muss man zunächst einmal die Begriffe klären: In der Fachsprache heißt die Rolltreppe Fahrtreppe. Die Seitenwände nennt man Balustraden, und das Band, an dem man sich festhält, ist der Handlauf.
Aber reden wir ruhig weiterhin von Rolltreppen. Wie die auszusehen haben, sagt eine europäische Norm mit dem Kürzel EN 115. Darin gibt es auch eine Bestimmung über die Geschwindigkeit des Handlaufs: «Jede Balustrade muss an ihrer Oberfläche mit einem Handlauf versehen sein, der sich in derselben Richtung mit einer Grenzabweichung von 0 % bis 2 % der Laufgeschwindigkeit der Stufen, der Paletten oder des Gurtes bewegt.» Wäre der Handlauf langsamer als die Treppe, so wäre diese Abweichung eine negative Zahl – und das ist nicht gestattet.
Der Sinn dieser Bestimmung ist klar: Wäre der Handlauf langsamer, dann könnte der Benutzer, ohne es zu merken, in die Rückenlage kommen und irgendwann nach hinten kippen. Ideal wäre natürlich die perfekte Synchronisierung, aber die ist technisch schwer zu erreichen. Es gibt zwei Konstruktionsprinzipien für Rolltreppen: Im Freien und in Bahnhöfen werden meist Stufen und Handlauf vom selben Motor angetrieben. Trotzdem besteht die Gefahr, dass der aus Gummi bestehende Handlauf einen «Schlupf» hat und etwas zu langsam läuft. Kaufhausrolltreppen haben im Allgemeinen zwei Motoren, die sich nicht ganz perfekt synchronisieren lassen. Ein geringer Vorlauf, bei dem man ab und zu einmal nachfassen muss, ist einfach das kleinere Übel gegenüber einem zu langsamen Band, das eventuell zu fatalen Stürzen führen kann.
Übrigens darf der Handlauf auch nicht so locker sein, dass man ihn durch kräftiges Ziehen zum Verrutschen bringen kann. Bei modernen Rolltreppen wird das elektronisch überwacht – durch einen sogenannten Handleistenschlupfkontakt.