Stimmt nicht. Englische Lords lassen sich angeblich die Zeitung von ihrem Butler bügeln, um keine schwarzen Finger zu bekommen. Die Wärme verstärkt die Bindung der Farbe ans Papier, weil Zeitungen im Gegensatz zu anderen Druckerzeugnissen lediglich «mechanisch» getrocknet werden. Müssen Menschen ohne Butler von den Farbspuren an den Fingern Gesundheitsschäden befürchten?
Die vier Farben, mit denen eine moderne Zeitung gedruckt wird (Schwarz, Cyan, Magenta und Gelb), sind sogenannte Pigmentfarben – in ihnen sind die Farbstoffe nicht gelöst, sondern liegen als winzige Partikel vor. Diese Pigmente lösen sich weder in Wasser noch in anderen Lösemitteln, schon deshalb sind sie gesundheitlich kaum bedenklich.
Hinzu kommt, dass die Druckfarbenindustrie in den vergangenen Jahrzehnten giftige Schwermetalle aus den Farben eliminiert hat. Die schwarzen Pigmente sind im Wesentlichen Ruß, die bunten Farbtöne enthalten organische Substanzen. Im Blau sind Kupferverbindungen enthalten, aber auch diese liegen in einer unlöslichen Form vor, die im Körper nicht aufgespalten wird. Das gilt ebenso für die Chlorverbindungen, die in den gelben Pigmenten stecken.
Damit es zu einer Vergiftung käme, müsste man eine in Tierversuchen ermittelte Dosis von zwei Gramm Farbe pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Da der Gewichtsanteil der Farbe an einer Zeitung höchstens zwei Prozent beträgt, müsste selbst ein kleines Kind drei komplette Ausgaben einer dicken Zeitung wie der ZEIT essen, bevor es gefährlich wird.
Man kann also die Zeitung beim Frühstück lesen, man kann Fisch in sie einwickeln und sie in den Kompost geben, ohne dass man sich deshalb Sorgen um seine Gesundheit machen müsste.