Stimmt nicht. Kurz nachdem ich die Antwort auf diese Frage in der ZEIT veröffentlicht hatte, bekam ich die folgende E-Mail eines Lesers: «Ich war am Toten Meer, und am ersten Tag bin ich beim Sonnenbaden für knapp eine Stunde eingeschlafen. Beim Aufwachen war mein ganzer Oberkörper verbrannt, ich war komplett rot, und ich konnte tagelang nachts vor Schmerzen kaum schlafen.»
Aber ich hatte mich auch entsprechend vorsichtig ausgedrückt: Die schädliche Strahlung mag dort reduziert sein, gänzlich harmlos ist sie nicht. Das Ufer des Toten Meers in Israel ist die tiefstgelegene Stelle auf der Landmasse der Erde – 400 Meter unter dem Meeresspiegel. Das Wasser dieses Sees ohne Abfluss zum Meer ist das salzigste der Welt, und die Kombination aus Salzwasser und Sonnenlicht ist eine gute Therapie gegen allerlei Hautkrankheiten, vor allem die Schuppenflechte. Und dazu trägt tatsächlich bei, dass man am Toten Meer zumindest sehr viel länger in der Sonne bleiben kann als anderswo, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Sonnenbrand wird durch ultraviolette Strahlen erzeugt. Dabei unterscheidet man innerhalb des UV-Spektrums noch die Bereiche UVA und UVB. Für die Bräunung (und auch für die Schädigung) der Haut sind beide Bänder verantwortlich, aber den Sonnenbrand erzeugen nur die kurzwelligen UVB-Strahlen – und just die werden von der Atmosphäre über dem Toten Meer besonders gut absorbiert. Es kommen 30 Prozent weniger am Boden an als im nahe gelegenen Beerscheba, das 300 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Es gibt zwei Gründe für diese verstärkte Absorption: Erstens müssen die Sonnenstrahlen am Toten Meer eine dickere Luftschicht durchqueren. Und zweitens verdunsten aus dem See durch die Hitze ständig große Mengen Wasser, das dann als Dunstschleier in der Luft hängt und besonders gut UVB-Strahlen schluckt.
Auch wenn die UV-Therapie etwa Psoriasis-Kranken empfohlen wird – harmlos ist sie nicht. Der Sonnenbrand hat auch eine Warnfunktion, und so läuft man am Toten Meer Gefahr, zu viele Strahlen abzubekommen.