Kakerlaken sind die einzigen Tiere, die einen Atomkrieg überleben würden
Stimmt nicht. Insekten können tatsächlich radioaktive Strahlen besser vertragen als wir Säuger. Während für einen Menschen eine Strahlendosis von fünf bis zehn Gray (diese Einheit hat die frühere Maßangabe Rad abgelöst) in einem Zeitraum von wenigen Wochen tödlich ist, halten die Krabbeltiere ohne weiteres die zehnfache Menge aus, wie ich dem Standardwerk «The Compleat Cockroach» von David George Gordon entnehme. Andere Insekten sind da aber auch nicht zimperlicher. Die Bomben von Hiroshima und Nagasaki hätten die Kerbtiere mit dieser Strahlenverträglichkeit überleben können.
Heute beträgt die Vernichtungskraft der Atomwaffen allerdings ein Vielfaches, und es wäre schlecht um ihre Überlebenschancen bestellt. Man muss davon ausgehen, dass durch einen weltweiten Atomkrieg die meisten Wirbeltiere und Insekten ausgelöscht würden. Und die wenigen, die vielleicht in unterirdischen Höhlen und Gängen überleben würden, fänden nachher eine Erdoberfläche vor, auf der aufgrund des nuklearen Winters auch die meisten Pflanzenarten nicht mehr überleben könnten – sie würden wahrscheinlich verhungern.
Die letale Wirkung radioaktiver Strahlung besteht vor allem darin, dass sie die Erbsubstanz DNA in den Zellen schädigt. Im Reich der Bakterien gibt es ein paar Winzlinge, die auch extreme Strahlendosen überleben, weil sie offenbar über einen genialen Reparaturmechanismus verfügen – etwa die Mikrobe Deinococcus radiodurans, die im «Guinness Buch der Rekorde» als widerstandsfähigstes Lebewesen geführt wird: Das Bakterium, das eine rosa Farbe hat und nach verfaultem Kohl riecht, überlebt auch ein Strahlenbombardement von 15 000 Gray – also 1500-mal so viel, wie der Mensch verkraften könnte.