Das Wort «Känguru» bedeutet in der Sprache der australischen Aborigines «Wie bitte?»
Stimmt nicht. Der berühmte britische Seefahrer James Cook segelte im Juni 1770 im Pazifischen Ozean, als bei der Fahrt durch das Great-Barrier-Riff sein Schiff «Endeavour» leck schlug. Man landete am Strand des heutigen Queensland, und während die Mannschaft das lädierte Schiff reparierte, erspähte Cook ein ihm bis dahin unbekanntes Tier. Er notierte in seinem Tagebuch: «Die Tiere, die ich erwähnt habe, werden von den Eingeborenen kangooroo oder kanguru genannt.»
Als später die australischen Eingeborenensprachen näher untersucht wurden, fand man alle möglichen Namen für das Beuteltier, der gebräuchlichste war patagaran. Keine der Vokabeln aber klang nach «Känguru». Daher stammt wohl die Legende, die sogar noch heute in dem etymologischen Wörterbuch «The Facts on File Encyclopedia of Word and Phrase Origins» zu finden ist: «Cook fragte einen Eingeborenen nach dem Namen eines seltsamen Beuteltiers. Der Eingeborene antwortete ‹Känguru› oder ‹Ich weiß nicht›.» So sei die Vokabel fälschlich in die Wörterbücher geraten.
Schön erfunden, diese kleine Geschichte, aber leider ist sie unwahr. Es gibt nämlich tatsächlich einen australischen Dialekt namens Guuge Yimidhirr, und schon 1898 hat ein Ethnologe bemerkt, dass darin das Wort gang-oo-roo existiert. Im Jahr 1972 wurde die Vokabel von dem Anthropologen John Haviland «wiederentdeckt» und ist inzwischen auch im «Australian National Dictionary» verzeichnet. Es kann also keinen Zweifel geben: James Cook hat die Eingeborenen richtig verstanden, sie haben ihm den Namen des Tiers genannt.