Blitzlichtaufnahmen schaden den Gemälden
Stimmt nicht. Es gibt einige Gründe, das Fotografieren in Museen zu reglementieren: Bei jüngeren Kunstwerken drohen Urheberrechtsprobleme, andere Besucher könnten sich durch das Hantieren mit Kameras und insbesondere durch Blitze gestört fühlen, und schließlich will auch der Museumsshop Postkarten verkaufen. Das wird gern damit begründet, dass die Kunst durch den Blitz Schaden nimmt – aber das ist Unfug.
Zunächst einmal: Licht lässt alle Farbstoffe ausbleichen. Das merkt jeder, der Wäsche zu lange in der Sonne trocknen lässt oder einen alten Kassenbon kaum noch lesen kann. Museen müssen immer einen Kompromiss finden zwischen dem Schutz der Bilder vor Licht und dem Interesse der Besucher, die möglichst viel sehen wollen.
Grundsätzlich ist der Effekt des Lichts auf die Farbstoffe kumulativ: Je mehr Licht auf ein Bild fällt, desto größer ist der Schaden. Das hellere Blitzlicht ist nicht per se schädlicher als das Tages- oder Kunstlicht im Raum, es kommt auf die Gesamtdosis der Photonen an.
Kunstexperten haben die Wirkung des Tages- und Blitzlichts auf Kunstwerke geschätzt, es gibt sogar ein Buch darüber: «Effects of Light on Materials in Collections: Data on Fotoflash and Related Sources» von Terry Schaeffer vom Getty Conservation Institute. Grob zusammengefasst: Vom Blitz einer Amateurkamera fallen in einer tausendstel Sekunde etwa so viele Photonen auf ein Bild wie sonst in einer Sekunde bei recht schummriger Beleuchtung.
Werden von einem berühmten Gemälde täglich 300 Blitzaufnahmen gemacht, dann ist die Wirkung dieselbe, als wenn man das Licht im Museum fünf Minuten länger brennen ließe. Also praktisch zu vernachlässigen. Viel wirksamer als ein Blitzverbot ist die sorgfältige Einstellung der Beleuchtung im Museum.