Deutschland zahlt immer noch Reparationen aus dem Versailler Vertrag an England und Frankreich
Stimmt. Die Sache wird gern von Ewiggestrigen aufgebracht, die den «Knebelvertrag» von 1918 beklagen. So ist es auch kein Wunder, dass ich eine (sachlich richtige) Darstellung der Sachlage in der rechtsextremen Jungen Freiheit gefunden habe. Aber auch das Bundesfinanzministerium gibt Auskunft über den Stand der Zahlungen.
Dass es bis heute tatsächlich noch Posten im Bundeshaushalt gibt, die mit den Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg in Verbindung stehen, ist ein Ergebnis des Londoner Schuldenabkommens von 1953. Darin wurde die Rückzahlung der Auslandsschulden Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg geregelt, übrigens recht günstig für den Schuldner – die Lasten wurden glatt halbiert. Unter diesen Posten befand sich auch die Rückzahlung von zwei Anleihen aus den Jahren 1924 und 1930, die zur Erfüllung der Reparationsschulden aus dem Ersten Weltkrieg aufgelegt worden waren. Bis 1983 zahlte die Bundesrepublik diese Schulden zurück, und damit hätte die Geschichte ein Ende haben können.
Hatte sie aber nicht. Denn es war noch ein Posten von Zinsen auf diese Anleihen aus den Jahren 1945 bis 1952 offen. Deren Zahlung wurde auf der Schuldenkonferenz bis zur Wiedervereinigung Deutschlands zurückgestellt. Und prompt wurden diese Schulden 1990 fällig – ein Betrag von 251 Millionen Mark. Zu ihrer Begleichung gab die Bundesregierung sogenannte Fundierungsanleihen aus, deren Zinsen und Tilgung aus dem Bundeshaushalt bezahlt werden, jährlich einige Millionen Euro. Aber 2010 ist tatsächlich die letzte Rate fällig. Und so kann man sagen, dass wir bis in die Gegenwart für die Schuld aus dem Ersten Weltkrieg aufkommen mussten – freilich nur deshalb, weil Deutschland in der Nazizeit seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist.