Man soll Kakerlaken nicht zertreten, weil die Weibchen vor dem Tod noch ihre Eier abwerfen
Stimmt nicht. Ob das Zertreten eine humane Form der Schädlingsbekämpfung ist, möchte ich an dieser Stelle nicht erörtern. Die Legende knüpft an die Erfahrung an, dass man der Insektenplage nicht durch das Töten einzelner Tiere Herr wird – denn es tauchen immer wieder neue Kakerlaken auf. Es gibt auch den schönen Spruch: Wenn eine Kakerlake stirbt, kommen Hunderte zur Beerdigung.
Aber das liegt einfach daran, dass Kakerlaken die Dunkelheit lieben. Wenn sich eine von ihnen bei Tageslicht zeigt, kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass sich in dunklen Ritzen und Ecken noch viele andere verstecken. Wenn man also eine Kakerlake umbringt und nachher weitere auftauchen, dann sind das nicht unbedingt ihre Nachkommen.
Die weibliche Kakerlake bildet etwa 15 bis 40 Eier, die sie in einer sogenannten Oothek aufbewahrt – einem erbsengroßen, mit Chitin umhüllten Paket. Manche Arten legen diese Oothek zwei bis drei Tage nach der Befruchtung ab, meist an einem unzugänglichen Ort, wo sich die Eier in Ruhe zu Babykakerlaken entwickeln können. Die Deutsche Schabe (Blatella germanica) dagegen, eine der am häufigsten in Haushalten anzutreffenden Küchenschaben, trägt das Eipaket bis kurz vor dem Schlüpfen des Nachwuchses mit sich herum.
Der Mythos sagt nun: Tritt man auf ein solches «trächtiges» Weibchen, dessen Junge kurz vor dem Schlüpfen sind, dann bleiben die Eier am Schuh kleben, und man verbreitet die Insekten unfreiwillig weiter. Aber die Eier sind sehr empfindlich – ein Tritt, der die Mutter umbringt, zerquetscht im Allgemeinen auch die empfindliche Oothek. Die Chance, dass die Eier die Attacke im groben Profil eines Turnschuhs überleben, halten alle Schabenexperten für vernachlässigbar.