Der erste von Philipp Reis per Telefon übertragene Satz war: «Pferde fressen keinen Gurkensalat.»
Stimmt im Prinzip. Nur hat nicht Philipp Reis den Ausspruch getan, und es war auch nicht der erste Satz.
Die Geschichte von Reis’ ersten Experimenten ist zwar nur durch Erzählungen überliefert, aber Experten wie Oskar Blumtritt vom Deutschen Museum halten sie für durchaus glaubwürdig.
Johann Philipp Reis war ein Lehrer, der autodidaktisch seine wissenschaftlichen Kenntnisse vervollkommnete. Er interessierte sich sehr für das Funktionsprinzip des menschlichen Ohrs, sein Gerät zur Übertragung von Schallwellen war eigentlich nur ein Abfallprodukt dieser Forschungen. Demnach demonstrierte Reis seine neue Erfindung zunächst, indem sein Schwager vom Garten aus ein Buch vorlas, und Reis wiederholte vor dem Publikum den Text, der aus dem Empfänger krächzte.
Reis’ Lehrerkollege Heinrich Friedrich Peter wandte ein, dass der Erfinder vielleicht das Buch auswendig kenne. Der Zweifler ging daraufhin selbst zum Telefon und sprach ein paar möglichst sinnfreie Sätze hinein: «Die Sonne ist von Kupfer» und eben «Das Pferd frisst keinen Gurkensalat». Übrigens soll Reis nicht verstanden haben, was das Pferd nun frisst, und statt «Kupfer» hörte er «Zucker» – aber die Zuhörer waren trotzdem begeistert.
Diese Privatvorführung muss irgendwann um 1860 stattgefunden haben. Am 26. Oktober 1861 fand dann eine Präsentation vor dem Frankfurter Physikalischen Verein statt. In der Folge baute Reis eine Vielzahl seiner Apparate, die er als wissenschaftliche Demonstrationsobjekte in alle Welt verkaufte. Auch Alexander Graham Bell experimentierte mit einem Reis-Apparat. Als Bell 1876 das Telefon patentieren ließ, war Philipp Reis schon zwei Jahre tot – mit nur 40 Jahren war er gestorben, ohne den Siegeszug seiner Erfindung mitzuerleben oder gar kommerziell von ihr zu profitieren.