Stimmt prinzipiell. Im Bad finden hygienische und unhygienische Dinge in nächster Nähe zueinander statt. Die Zahnbürste steht oft nur einen oder zwei Meter von der Toilette entfernt, und da fragen sich sensible Zeitgenossen, ob die Toilettenspülung schädliche Bakterien so aufwirbeln kann, dass sie auf die Borsten gelangen.
Wenn wir die Toilettenspülung bedienen, wird ein Teil des Spülwassers zum Aerosol – also zu einem Wölkchen aus feinsten Tropfen, die nicht sofort zu Boden fallen, sondern bis zu sechs Meter durch den Raum schweben. Das jedenfalls hat Philip M. Tierno vom Medical Center der New York University gemessen. Dann erst lassen sie sich nieder und mit ihnen die Bakterien, die sie enthalten. Fäkale Kolibakterien sind praktisch überall im Bad nachweisbar, auch auf offen herumstehenden Zahnbürsten. Tiernos Kollege Charles Gerba, ein Mikrobiologe von der University of Arizona, ließ sich zu dem geschmacklosen Vergleich hinreißen, ein mikroskopischer Blick auf diese Keime erinnere an «Bagdad bei Nacht während einer US-Militärattacke».
Das klingt äußerst abstoßend. Aber ist es gesundheitsgefährdend? Die Crux der modernen Labortechnik ist, dass sie fast alles fast überall nachweisen kann, so auch die Kolibakterien. Tatsächlich sollte uns dabei das Bad am wenigsten Sorge machen. Das verdeutlicht Charles Gerba, der offenbar zu drastischen Formulierungen neigt, mit einem weiteren Vergleich: «Wenn ein Außerirdischer zu uns käme und die Bakterien zählen würde, so käme er wahrscheinlich zu dem Schluss, er solle seine Hände in der Toilette waschen und in die Küchenspüle scheißen.» Denn dort, insbesondere auf dem Spüllappen, siedeln mit Abstand die meisten Keime. Die Klobrille, auf die sich viele nicht setzen mögen, wenn vor ihnen ein anderer Mensch drauf gesessen hat, ist dagegen fast keimfrei.
Trotzdem kann es sicher nicht schaden, beim Spülen den Klodeckel zu schließen und die Zahnbürste in einem verschließbaren Schränkchen aufzubewahren.