Die Oberfläche des Darms ist größer als ein Tennisplatz
Stimmt. Stellen Sie sich einen Tennisplatz vor, der von einer dünnen Plastikfolie überzogen ist. Kann man diese Folie zusammenknüllen und im Bauch eines Menschen unterbringen? So ähnlich ist es tatsächlich mit unserem Darm.
Der ist zunächst einmal ein etwa acht Meter langer Schlauch, der sich vom Magenausgang bis zum After schlängelt, grob unterteilt in Dünn- und Dickdarm, die wiederum aus diversen Unterdärmen bestehen.
Wäre dieser Schlauch innen glatt, dann hätte er eine Oberfläche von etwa einem Quadratmeter (zum Vergleich: Unsere gesamte Hautfläche beträgt zwei Quadratmeter). Das würde aber längst nicht ausreichen, um der Nahrung bei ihrer Passage durch den Verdauungstrakt sämtliche Nährstoffe zu entziehen. Deshalb ist die Darmschleimhaut stark gefaltet und (im Dünndarm) mit zehn Millionen fingerförmigen Zotten versehen. Auf diese Weise wächst die Fläche schon einmal um das 30-Fache, wir wären demnach bei etwa 30 Quadratmetern.
Zusätzlich ist die gesamte Innenwand noch mit sogenannten Enterozyten besetzt – Zellen, die nur wenige hundertstel Millimeter groß sind, aber noch einmal gewaltig Fläche schaffen. Im Ergebnis kommt so tatsächlich ein Areal von 300 bis 500 Quadratmetern zustande. Die Fläche ganz exakt anzugeben, ist bei derart verästelten Strukturen praktisch unmöglich – ähnlich wie bei der Frage nach der Länge einer Küste, deren Antwort auch davon abhängt, wie nah man beim Messen herangeht.
Damit ist der Darm mit Abstand unsere größte Kontaktfläche zur Außenwelt. Selbst die Lunge mit ihren feinen Verästelungen bringt es nur auf etwa 80 Quadratmeter. Und da ein genormter Tennisplatz 260 Quadratmeter groß ist, kann man die Frage eindeutig mit «stimmt» beantworten.
Diese Riesenfläche bringt es allerdings auch mit sich, dass der Darm ein großes Einfallstor für Bakterien aller Art ist. Und die Arbeit des Verdauens ist aufreibend: Die Zellen der Darmschleimhaut erneuern sich in weniger als einer Woche.