Stimmt nicht. Schlafforscher gehen davon aus, dass fast alle Menschen so träumen, wie sie auch sehen – und das heißt in Farbe. Vor der Erfindung der Fotografie hätte niemand mit der Frage «Träumen Sie in Schwarzweiß?» überhaupt etwas anfangen können – dass es Bilder in Graustufen gibt, liegt ja zunächst an der Unzulänglichkeit der frühen Foto- und Fernsehtechnik. Der amerikanische Forscher Eric Schwitzgebel hat Traumberichte aus allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ausgewertet und festgestellt, dass Berichte über schwarzweiße Träume erst mit dem Kino aufkommen. Am höchsten war ihre Zahl in den fünfziger Jahren, als das Schwarzweißfernsehen seine große Zeit hatte.
Dass die Menschen, die von Schwarzweißträumen berichten, im Schlaf ihr Leben tatsächlich grau in grau sehen, bezweifelt auch der Traumforscher Michael Schredl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. «Es ist eine Frage der Erinnerung», sagt Schredl. Menschen, die sich häufig und gut an ihre Träume erinnern können, würden sich auch eher an farbige Details erinnern. Angeblichen Schwarzweißträumern gibt er den Tipp: «Schauen Sie noch einmal genauer hin!» Dann würde den meisten auffallen, dass etwa die Gesichter der Menschen im Traum nicht grau sind, sondern genauso fleischfarben wie im richtigen Leben.