Ein Wasserkocher ist die ökologisch günstigste Form, Wasser zu erhitzen
Stimmt nicht. Um einen Liter Wasser mit Zimmertemperatur zum Kochen zu bringen, braucht man etwa 90 Wattstunden an Energie – drunter geht’s nicht, sagt die Physik. In der Praxis aber geht beim Erhitzen immer Energie verloren. Die Frage ist, wie viel Prozent der eingesetzten Energie tatsächlich im Wasser landen, und das wird ausgedrückt im sogenannten Wirkungsgrad.
Ein Elektroherd zum Beispiel muss zunächst einmal die Herdplatte aufheizen. Die überträgt ihre Wärme an den Topf, bevor die Wärme ins Wasser gelangt. Und wenn man den Topf dann vom Herd nimmt, kann man sich an der Platte immer noch die Finger verbrennen – diese Restwärme ist verschwendete Energie. Der Wirkungsgrad des Elektroherds liegt nach Berechnungen der Arge Prüfgemeinschaft zwischen mageren 28 Prozent für einen Viertelliter Wasser und etwa 53 Prozent für einen Liter.
Der Wasserkocher dagegen ist für seine Aufgabe optimiert. Das Wasser ist entweder in direktem Kontakt mit der Heizspirale, oder diese liegt gleich unter dem Boden. Das Gehäuse ist meist aus Kunststoff und nimmt nicht viel Wärme auf. Die Bilanz: ein Wirkungsgrad zwischen 57 Prozent (Viertelliter) und 76 Prozent (ein Liter).
Es geht also bei größeren Wassermengen nur ein Viertel der Heizenergie verloren – besser geht es kaum, sollte man meinen. Aber dabei wird vernachlässigt, dass sich dieser Wirkungsgrad nur auf den Strom bezieht, der aus der Steckdose kommt. Bei dessen Erzeugung auf konventionelle Weise sind jedoch schon über 60 Prozent der primären Energie aus Kohle oder Gas verlorengegangen. Bezogen auf die Primärenergie, liegt der Wirkungsgrad also nur bei maximal 30 Prozent. Diese Primärenergie stammt bei uns immer noch zum größten Teil aus fossilen Brennstoffen.
Und da kommt der Gasherd ins Spiel: Der verpulvert ähnlich viel Wärme wie der E-Herd, aber dafür wird er direkt mit der primären Energie gespeist. Bezieht man das mit ein, dann ist der Gasherd eindeutig besser in der Ökobilanz als der Wasserkocher. Wer einen Gasherd hat, schont damit beim Wasserkochen die Umwelt mehr als mit einem Wasserkocher – und bei den gegenwärtigen Preisen auch den Geldbeutel.