Man kann einen Menschen ohne Spuren umbringen, indem man ihm unbemerkt fein gemahlenes Glas ins Essen mischt
Stimmt nicht. «Wenn ich jemanden umbringen wollte», sagt der Rechtsmediziner Alfred Du Chesne von der Universität Münster, «dann würde ich mir etwas anderes überlegen.»
Vorab: Natürlich sind größere Glassplitter gefährlich, wenn man sie verschluckt. Sie können die Speiseröhre oder die Verdauungsorgane verletzen und zu inneren Blutungen führen, die unter Umständen tödlich enden. Die Rede ist hier aber von «fein gemahlenem Glas». Irgendwie hat sich die Legende verbreitet, dass dieses Glasmehl, über längere Zeit eingenommen, wie ein Gift wirkt und Menschen töten kann. Meist wird dann noch hinzugefügt, dass ein solcher heimtückischer Anschlag im Nachhinein nicht nachweisbar sei.
Glas hat aber keine solchen geheimnisvollen Wirkungen. In wirklich fein gemahlenem Zustand ist es völlig ungefährlich. Der amerikanische Arzt August A. Thomen berichtete schon im Jahr 1941, dass im Auftrag des US-Landwirtschaftsministeriums Fütterungsversuche mit Ratten durchgeführt worden seien. Das Ergebnis der damaligen Studien: Die Nager hätten sogar eine Diät mit grob gemahlenem Glas überlebt.
Generell kann man sagen: Was das Opfer beim Essen nicht bemerkt, das richtet auch keine inneren Schäden an. Und wenn einmal jemand tatsächlich scharfkantige Glassplitter verschluckt, dann sind sie nach Du Chesnes Worten auch im Inhalt von Magen oder Darm nachweisbar – also kein Rezept für einen «perfekten Mord».