Stimmt nicht. Zwar beeinflussen die männlichen Sexualhormone wie das Testosteron den Haarwuchs, und zwar auf sehr unterschiedliche Art und Weise, je nach Körperregion: In manchen Bereichen, etwa beim Bart, unter den Achseln oder auf der Brust, fördern sie die Körperbehaarung, auf dem Kopf dagegen sind sie für das Wachstum der Haare eher hinderlich, wie die meist erblich bedingte Glatzenbildung bei Männern belegt. Dabei lagert sich das Testosteron an der Haarwurzel ab und schneidet sie allmählich von der lebenswichtigen Blutzufuhr ab.
Es ist nun aber nicht so, dass die Glatzenträger unbedingt mehr Testosteron im Blut hätten. Der Hauptgrund ist die größere Zahl der entsprechenden Rezeptoren an den Haarwurzeln. Auf diesem Mechanismus bauen übrigens auch neuartige Anti-Glatzen-Medikamente auf: Sie sollen hormonell diese Rezeptoren in ihrer verhängnisvollen Aktivität behindern.
Aber selbst wenn manche Glatzenträger tatsächlich einen höheren Testosteronspiegel haben als ihre üppig behaarten Geschlechtsgenossen: Dass die Potenz eines Mannes von der Menge des Testosterons im Blut abhänge, sei ohnehin ein Ammenmärchen, so der Androloge Wolfgang Schulze von der Hamburger Uniklinik: «Ein Auto mit 50 Litern Sprit im Tank fährt nicht schneller als eines mit 25 Litern.»