Der tropische Regenwald verbraucht mehr Sauerstoff, als er erzeugt
Stimmt manchmal. Die «Grüne Lunge», als die der Regenwald auch gern bezeichnet wird, ist nicht unbedingt eine Sauerstoffquelle. Tatsächlich gibt das Amazonasbecken in manchen Jahren mehr Kohlendioxid ab, als es produziert – es «verbraucht» also Sauerstoff. Das ergaben jedenfalls Modellrechnungen von Klimaforschern des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Jena, denn konkret messbar ist die Kohlenstoff- und Sauerstoffbilanz eines so riesigen Gebiets natürlich nicht. In den sogenannten El-Niño-Jahren, in denen im Regenwald weniger Niederschlag fällt, ist die CO2-Bilanz positiv, es geht also mehr raus als rein. Das gilt wohlgemerkt für das Amazonasgebiet als Ganzes – und das besteht nicht nur aus unberührtem Regenwald, sondern auch aus trockenen Savannen und den von Menschen gerodeten Flächen. Der unberührte Urwald produziert jedoch mehr Sauerstoff, als er verbraucht. Und im langjährigen Mittel gilt das auch für die gesamte Region.
Aber selbst wenn die Bilanz einigermaßen ausgeglichen wäre, hieße das natürlich nicht, dass man nun sorglos weiter Regenwaldflächen roden könnte. Denn jede neue Rodung verschlechtert die Bilanz gleich auf doppelte Weise: Die Verbrennung der Bäume bläst eine Kohlenstoffmenge in die Luft, die erst in etwa 100 Jahren wieder angesammelt wird. Zudem sind die gerodeten Flächen aufgrund der veränderten Flora und Fauna für lange Zeit eine Quelle von CO2.