Es gibt eine Korrelation zwischen der Zahl der Störche und der Zahl der Geburten
Stimmt. Der statistische Begriff «Korrelation» bedeutet nicht, dass es einen kausalen Zusammenhang gibt – sondern nur die Beobachtung, dass eine Größe wächst, wenn es auch die andere tut. Seit über 50 Jahren gelten Geburten und Störche als Paradebeispiel dafür, und Statistiker haben sich immer wieder damit beschäftigt.
Zum Beispiel Robert Matthews von der Aston University in Birmingham. Im Jahr 2000 hat er die Storch- und Geburtenzahlen aus 17 europäischen Ländern zusammengetragen und kommt zu einer einfachen Korrelation: je mehr Störche, desto mehr Geburten. Einfach erklären lässt sich dieser scheinbare Zusammenhang mit der «verborgenen Variablen» Fläche: In größeren Ländern findet man mehr Störche, aber auch mehr Menschen.
So weit, so banal. Es gibt aber auch differenziertere Untersuchungen: «New Evidence for the Theory of the Stork». («Neue Beweise für die Theorie vom Storch») war ein Artikel überschrieben, den Thomas Höfer vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin 2004 zusammen mit zwei Koautorinnen, darunter eine Hebamme, in der Fachzeitschrift Paediatric and Perinatal Epidemiology veröffentlichte. Die Ergebnisse: In Niedersachsen sank sowohl die Anzahl der Störche als auch der Neugeborenen von 1970 bis 1985, danach blieben beide Werte etwa konstant. In Berlin, wo es praktisch keine Störche gibt, verzeichneten sie einen Anstieg außerklinischer Geburten zwischen 1990 und 2000. Wie war nun das zu erklären? Die Forscher bezogen das Umland mit ein – und siehe da, dort wuchs die Storchenpopulation just in dem Maße, wie die Berliner Hausgeburten zunahmen. Der logische Schluss: Brandenburger Störche bringen die Babys in die Stadt. Sicherheitshalber nennen die Autoren ihre Arbeit eine «humorvolle Fallstudie für die Lehre der perinatalen Epidemiologie».
Solche statistischen Spielereien sind von den Autoren also immer als pädagogische Warnung gedacht, dass man aus einer Korrelation nicht auf eine Kausalität schließen darf. Der Zusammenhang kann zufällig sein (so stiegen im vergangenen Jahrhundert viele Datenwerte kontinuierlich, ohne etwas miteinander zu tun zu haben), oder aber die Größen hängen auf komplizierte Weise von einer oder mehreren weiteren Größen ab.