Stimmt nicht. Bis vor ein paar Jahren war es tatsächlich so: Der rote Farbstoff, der damals verwendet wurde, heißt Karmin, und er wird aus Schildläusen der Art Dactylopius cacti gewonnen, bekannt unter dem Namen Cochenillelaus. Die weiblichen Tierchen werden auf Kakteen ausgesetzt, deren Saft sie schlürfen. Bei der «Ernte» werden sie eingesammelt, getötet und in der Sonne getrocknet. Aus den gemahlenen Läusen wird schließlich der rote Farbstoff extrahiert. Streng genommen mussten Vegetarier sich damals überlegen, ob sie den roten Likör noch trinken wollten: Prost!
Inzwischen wird die rote Farbe für den Campari synthetisch hergestellt, und niemand muss sich mehr vor den gemahlenen Insekten ekeln. Karmin, das als Lebensmittelfarbstoff das Kürzel E 120 hat, steckt aber noch in anderen Gegenständen des persönlichen Gebrauchs, vor allem in Lippenstiften.