Stimmt nicht. Trotz Hunderter von Kriminalfilmen, in denen der Kommissar die Fingerspitze in das weiße Pulver taucht, kurz dran leckt und dann sagt: «Prima Stoff!»
«Theoretisch kann man einen Geschmackstest machen», sagt Karina Sadowsky von der Pressestelle der Hamburger Polizei. «Allerdings lässt sich dadurch lediglich feststellen, ob eine betäubende Wirkung auf der Zunge eintritt.» Kokain ist nämlich weitgehend geruchs- und geschmacklos, da schmeckt der Kommissar nur die beigemengten Stoffe wie Stärke oder Traubenzucker. Heroin schmeckt bitter, aber auch das probiert der Polizist tunlichst nicht aus. Gar nicht mal, weil er sich damit selbst strafbar machen würde, sondern aus Gesundheitsgründen. «Diese Praxis kann in die Abhängigkeit führen», sagt Karina Sadowsky.
Der «Fingertest» ist also ein Stereotyp des Fernsehkrimis, das mit der Wirklichkeit ebenso wenig zu tun hat wie das Auto, das beim kleinsten Kabelbrand explodiert (siehe S. 35). Richtige Kommissare gehen die Sache wissenschaftlicher an: Sie haben Schnelltests dabei, mit denen sie das Pulver identifizieren können.