Wenn man zu viel schielt, können die Augen stehenbleiben
Stimmt nicht, auch wenn Kinder es noch so oft von den Erwachsenen zu hören bekommen. Selbst auf Augenarztkongressen wird dieses Gerücht immer wieder vorgetragen. Tatsache ist aber: Es gibt keinen einzigen dokumentierten Fall, in dem übermäßiges Grimassenschneiden zum Strabismus (wie das Schielen in der Fachsprache genannt wird) geführt hätte.
Auch Professor Wolfgang Haase, seit 1965 praktizierender Schielexperte an der Hamburger Uniklinik, hat noch kein solches Kind erlebt. «Es kommt vor», erzählt Haase, «dass Eltern zu mir kommen und sagen: Das Kind schielt seit der Party zu seinem dritten Geburtstag.» Er habe aber in solchen Fällen immer festgestellt, dass der Strabismus schon vorher entstanden sein musste. Er fiel den Eltern vielleicht zum ersten Mal auf, als die Kinder bei der Party um die Wette schielten – ein möglicher Hintergrund für die Mär vom Schielen, bei dem die Augen «stehenbleiben» können, wenn das Kind erschreckt wird.