Linkshänder sterben früher als Rechtshänder
Stimmt nicht. Auch wenn es bei oberflächlicher Betrachtung so aussehen mag. Der kanadische Psychologe Stanley Coren stellte schon in den 70er Jahren fest, dass der Anteil der linkshändigen Menschen mit dem Alter immer kleiner wurde: Bevorzugten von den 20-Jährigen noch 13 Prozent die linke Hand, so war es von den über 80-Jährigen nur noch 1 Prozent.
Corens Schluss: Die Linkshänder sterben früher. Um den Verdacht zu erhärten, untersuchte er zunächst Baseballspieler (deren Daten in der Baseball Encyclopedia erfasst werden). Linkshändige Spieler, so lautete das Ergebnis, starben im Durchschnitt acht Monate früher als rechtshändige.
Aber dieser recht geringe Unterschied (der in mehreren Studien nicht bestätigt werden konnte) reichte Coren noch nicht, und so begann er selbst Daten zu sammeln: Er rief die Angehörigen von 2000 jüngst Verstorbenen an und fragte nach der Händigkeit der Toten. Das Ergebnis sorgte für Schlagzeilen: Linkshänder sterben neun Jahre früher als Rechtshänder! Wenn das stimmte, wäre es eine wissenschaftliche Sensation – der Unterschied ist größer als der zwischen Rauchern und Nichtrauchern.
Zum Glück erhöhten die Lebensversicherungen nicht gleich ihre Prämien für Linkshänder. Es gibt nämlich eine einfache Erklärung dafür, dass es unter den Alten weniger Linkshänder gibt als unter den Jungen: Früher wurden Linkshänder systematisch auf rechts «umgeschult», heute lässt man sie eher unbehelligt. Kein Wunder, dass es dann unter den heute Alten mehr Linkshänder gibt als unter den Jungen.
Um verlässlichere Zahlen zu bekommen, untersuchten mehrere Forschungsarbeiten die Lebensläufe einzelner Menschen. Britische Forscher etwa erfassten mehr als 6000 Menschen zwischen 15 und 80 Jahren und schauten nach neun Jahren nach, wer von den Probanden noch am Leben war. Und schon verschwand der Unterschied zwischen rechts und links.
Stanley Coren hat das Feld der Linkshänderforschung übrigens verlassen. Er publiziert jetzt Bücher über die Intelligenz von Hunden.