Schäfchenzählen hilft beim Einschlafen
Stimmt nicht. Viele Menschen haben Nacht für Nacht Probleme, in den Schlaf zu finden, obwohl sie doch vom Tag rechtschaffen müde sind. Meist liegt es daran, dass sie dabei Gedanken wälzen, über die Geschehnisse der vergangenen oder die Pläne für den folgenden Tag nachsinnen.
Wie man das Gehirn davon abhält, auf diese Weise wie im Hamsterrad weiterzulaufen, darüber weiß die Wissenschaft wenig. Als Einschlafhilfe hat sie vor allem Pillen zu bieten.
Eine Untersuchung über nichtmedikamentöse Einschlafmethoden machten britische Forscherinnen im Jahr 2002. Und kamen zu dem Schluss, dass Schäfchenzählen beim Einschlafen nicht sonderlich hilfreich sei. Jedenfalls erzählte die Schlafforscherin Allison Harvey, damals an der Universität Oxford, das in einem Interview mit dem New Scientist. «Diese Methode ist zu schlicht, um die Sorgen und Gedanken, die einen am Schlafen hindern, zu vertreiben», sagte Harvey. Sie berief sich auf die Ergebnisse der Studie, die sie zusammen mit ihrer Kollegin Suzanna Payne gemacht hatte.
Sieht man sich die Arbeit (die in der Zeitschrift Behaviour Research and Therapy erschienen ist) allerdings genauer an, dann ist dort von Schafen nirgends die Rede. Die Forscherinnen hatten 41 Studenten mit Schlafstörungen gebeten, in einer Testnacht zu Hause ein Schlaftagebuch zu führen und dabei zu schätzen, wie lange sie zum Einschlafen brauchten. Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt: Die einen sollten sich lebendige Bilder von einer angenehmen Situation vorstellen, etwa eine Urlaubsszene am Strand. Die zweite Gruppe bekam die unspezifische Anweisung, «sich abzulenken», zwei davon gaben nachher an, sie hätten gezählt. Und die Testpersonen der dritten Gruppe sollten einschlafen wie gewöhnlich.
Das Ergebnis: Die Testschläfer der ersten Gruppe schliefen 20 Minuten schneller ein als sonst (wohlgemerkt: Das war ihre subjektive Einschätzung). Die Forscherinnen interpretierten das so, dass das Gehirn durch die angenehmen bewegten Bilder so stark beschäftigt wird, dass die quälenden, kreisenden Gedanken keine Chance haben. Bei den beiden anderen Gruppen war keine Verbesserung festzustellen, im Gegenteil.
Kann man sich das Schäfchenzählen also genauso gut sparen? Abgesehen von der dünnen Datenlage: Die einzige Schlussfolgerung, die man aus der Untersuchung ziehen könnte, ist die, dass abstraktes Zählen allein nicht reicht – wenn schon Schäfchen, dann sollte man sie durch eine schöne, möglichst detailreiche Landschaft hüpfen lassen.