Wenn man einen Regenwurm halbiert, dann leben beide Teile weiter
Stimmt nicht. Aus einem Regenwurm werden durch Zerteilung niemals zwei. Das Hauptproblem ist dabei der Kopf: Ein Wurm besteht aus bis zu 180 ringförmigen Segmenten. Wenn man davon am Kopfende bis zu vier dieser Ringe abtrennt, so regeneriert sich der Wurm vollständig. Schneidet man mehr weg, wächst der Kopf zumindest teilweise nach. Fallen dem Messer jedoch mehr als fünfzehn zum Opfer, so wächst dem verbliebenen Schwanz kein neuer Kopf – das Tier muss also verenden. Ein Wurm ohne Schwanz kann dagegen überleben, denn «das Hinterende ist in besonderem Maße zur Regeneration fähig», wie es in dem Standardwerk «Der Regenwurm (lumbricus terrestris)» von Peters und Waldorf heißt. Aber auch diese Fähigkeit nimmt zur Körpermitte hin ab. Ein kurzes Kopfstückchen kann daher keinen neuen Schwanz erzeugen. Was aber immerhin möglich ist: Man kann von beiden Enden ein Stück abschneiden, und die verbleibende Wurmmitte lässt beide Enden nachwachsen.
Bei niederen Würmern, etwa den Strudelwürmern, liegen die Verhältnisse anders – für sie ist die Teilung oft sogar eine Methode der Fortpflanzung. «So einen Wurm können Sie im Extremfall durch ein Sieb passieren und erhalten Hunderte neue», erläutert Bernhard Ruthensteiner von der Zoologischen Staatssammlung in München.