Süßstoffe machen dick, weil sie den Appetit anregen
Stimmt nicht. Von dieser «Tatsache» hört man immer wieder, und man soll daraus den Schluss ziehen, es sei sinnlos, mit Süßstoffen abnehmen zu wollen. Denn die enthielten zwar keine Kalorien, aber sie würden den Hunger ankurbeln und damit letztlich dick machen. Als Indiz dafür wird gern angeführt, dass künstliche Süßstoffe in der Schweinemast eingesetzt würden. Auch der (angebliche) Mechanismus dieses Effekts wird benannt: Wenn wir «süß» schmecken, bereite sich der Organismus auf eine gewisse Dosis Zucker vor, er produziere schon einmal vorsorglich Insulin. Dadurch aber falle der Blutzuckerspiegel, und der Körper verlange nach Nahrung, um das wieder auszugleichen. Ein Fressanfall sei die Folge.
Der behauptete Zusammenhang zwischen Geschmack und Insulinproduktion ist jedoch eine Legende. Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse produziert, und ausgelöst wird diese Produktion nur durch einen hohen Blutzuckerspiegel, nicht durch Geschmackssignale, die aus dem Mund ins Gehirn gelangen. Das wurde in empirischen Studien überprüft.
Nun zu den Schweinen: Diese haben andere Geschmacksknospen als Menschen, und viele unserer gängigen Süßstoffe, etwa Cyclamat und Asprartam, ignorieren die Tiere komplett. Praktisch der einzige Zuckerersatzstoff, der bei Mensch und Schwein wirkt, ist das Saccharin. Das darf tatsächlich dem Futter von Ferkeln zugesetzt werden, allerdings nur bis zum vierten Lebensmonat, vor der eigentlichen Mastphase. Und es geht dabei auch nicht um Gewichtszunahme, den an die Muttermilch gewöhnten Ferkeln soll vielmehr der teilweise ungewohnte und bittere Geschmack ihres neuen Futters versüßt werden. Akzeptanz der Nahrung im Stall ist also das Ziel, nicht Mast. Nach dem vierten Lebensmonat ist die Fütterung von Süßstoffen nicht mehr erlaubt.
Ob Süßstoffe geeignet sind, das Körpergewicht zu reduzieren, ist eine andere Frage. Kalorienfreie Lebensmittel machen nicht richtig satt und provozieren die Versuchung, sich die Energie woanders zu holen.