Eidechsen können ihren Schwanz bei Gefahr abwerfen
Stimmt. Die Wissenschaft hat sogar einen Namen für das Phänomen: «Autotomie». Beim Menschen bezeichnet man damit einen Akt der Selbstverstümmelung, bei Tieren die erstaunliche Fähigkeit, sich von Teilen ihres Körpers zu trennen.
Bei der Eidechse besitzt jeder Schwanzwirbel vom sechsten abwärts in seiner Mitte eine Art Sollbruchstelle. Auch das Bindegewebe ist dort schwächer. Wenn das Tier sich bedroht fühlt, kann es mit einer kurzen Kontraktion des entsprechenden Ringmuskels ein kürzeres oder längeres Stück des Schwanzes abzwacken, ohne dass es zu großem Blutvergießen kommt.
Der Sinn dieser einschneidenden Maßnahme ist die Ablenkung des Feindes: Der Schwanz kann nämlich noch bis zu 20 Minuten lang ein gewisses Eigenleben führen. Der Fressfeind stürzt sich auf den zuckenden Fortsatz, während sich das Reptil unauffällig aus dem Staub macht.
Der abgeworfene Schwanz wächst sogar wieder nach. Allerdings ist der Ersatzschwanz nur ein schwacher Abglanz des Originals. Meist ist er nicht so aufwendig gemustert, vor allem aber enthält er kein Knochengerüst, in seinem Innern steckt nur ein ungegliederter Knorpelstab. Der Verlust des Schwanzes ist vor allem für die männlichen Echsen mit einem geringeren sozialen Status verbunden, insbesondere was die Wirkung aufs andere Geschlecht angeht. Außerdem sind die Tiere in der Regenerationsphase eine leichtere Beute für ihre Feinde – das Nachwachsen erfordert viel Energie, und die Tiere sind weniger wendig. Deshalb setzen Eidechsen die Autotomie wirklich nur als letztes Mittel ein, wenn sie ihr Leben bedroht sehen.