Sonnencremes schützen vor Hautkrebs
Stimmt nicht. Die meisten Menschen glauben, dass eine Creme, die vor Sonnenbrand schützt, auch Hautkrebs verhindert. Aber diese Hoffnung ist trügerisch. Paradoxerweise kann die Anwendung von Sonnenschutzmitteln das Krebsrisiko sogar noch erhöhen.
Denn der «Lichtschutzfaktor» der Cremes bezieht sich nur auf den Sonnenbrand, der durch die sogenannten UVB-Strahlen ausgelöst wird, die am kurzwelligen Ende des ultravioletten Spektrums liegen. Dermatologen sind aber zunehmend über die längerwellige Variante besorgt, UVA genannt, die tiefer in die Haut eindringt und für vorzeitige Alterung sorgt, aber auch für den gefürchteten «weißen» und «schwarzen» Hautkrebs.
Ein Sonnenbrand ist zwar eine ungesunde und hautschädliche Angelegenheit, aber er ist auch ein (leider meist zu spät auftretendes) Warnsignal des Körpers: Wird die Haut rot, verziehen sich selbst die passioniertesten Sonnenanbeter in den Schatten. Wenn eine Creme nun nur die UVB-Strahlen abblockt, bleibt das Warnsignal aus, und die UVA-Strahlen können länger auf die Haut einwirken.
Seit 2007 müssen gemäß einer EU-Richtlinie Sonnencremes auch vor UVA schützen. Es gibt aber noch kein einheitliches Kennzeichnungssystem, verlangt wird lediglich mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes.
Inzwischen gibt es aber auch Produkte, die zuverlässig vor UVA-Strahlen schützen. Im Jahr 2008 ist eine Studie des Dermatologen Eggert Stockfleth von der Berliner Charité erschienen. Sein Team testete eine neue, apothekenpflichtige Schweizer Creme an Transplantationspatienten, die wegen ihres unterdrückten Immunsystems ein hundertfach erhöhtes Risiko für weißen Hautkrebs hatten. Die Probanden entwickelten in zwei Jahren keine neuen Karzinome. Eine Aussage über den schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) ist nach diesen Versuchen nicht möglich, weil der länger braucht, um sich zu entwickeln.
Fazit: Es gibt also tatsächlich wirksame Mittel gegen beide Sorten von UV-Strahlen. Hoffentlich setzt sich bald eine einheitliche Kennzeichnung der Kosmetikprodukte durch.