Wenn man den Thermostat der Heizung voll aufdreht, wird die Wohnung schneller warm
Stimmt nicht. Viele Menschen haben den Unterschied zwischen einem Wasserhahn und einem Thermostaten nicht verstanden. Früher hatten die Heizungen tatsächlich ein Ventil, das wie ein Wasserhahn funktionierte: Je weiter man es aufdrehte, umso mehr heißes Wasser floss durch den Heizkörper, und entsprechend wärmer wurde es im Raum. Das führte zu gigantischer Energieverschwendung, weil die Stärke der Heizung nicht mit der Raumtemperatur rückgekoppelt wurde.
Seit vielen Jahren aber sind bei uns Thermostatventile vorgeschrieben. Die übernehmen das Auf- und Zudrehen des Wasserflusses: Im Prinzip kennt ein Thermostat nur zwei Zustände: «Ventil auf» und «Ventil zu». Ist das Zimmer kalt, lässt er Wasser fließen, und wenn die gewünschte Temperatur erreicht ist, stellt er den Zustrom ab. Dreht man den Thermostaten voll auf, wird also nicht stärker geheizt – es wird nur die Wunschtemperatur höher eingestellt.
Ich schrieb «im Prinzip» – auch ein Thermostat hat einen kleinen Bereich, in dem er den Fluss kontinuierlich regelt. Wenn man zum Beispiel eine Wunschtemperatur von 20 Grad einstellt und es im Raum 12 Grad kalt ist, dann wird das Ventil bis 19 Grad praktisch den vollen Durchfluss haben und dann erst langsam zumachen. In einem engen Bereich von wenigen Grad um die Wunschtemperatur arbeitet das Ventil also kontinuierlich – ansonsten kann man es als einen Ein-Aus-Schalter betrachten. In der Praxis wird es der Mensch nicht schaffen, durch manuelles «Nachregeln» effektiver und schneller als ein Heizkörperventil den Raum zu erwärmen.