Der Genuss von Karotten lässt einen schärfer sehen
Stimmt nicht. Diese «Weisheit». (oft ergänzt um den Zusatz «… oder haben Sie schon mal einen Hasen mit Brille gesehen?») ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einem Körnchen Wahrheit eine Falschaussage wird. Richtig ist, dass Karotten Betacarotin enthalten, das im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. Richtig ist auch, dass dieses Vitamin unabdingbar ist für unsere Sehkraft. Es ist ein Baustein des Rhodopsins, mit dem die Zellen der Netzhaut Hell und Dunkel unterscheiden. Wem es daran mangelt, der kann nachtblind werden. Mit «scharf sehen» hat das aber nichts zu tun. Kurz- und Weitsichtige können noch so viele Möhren mümmeln, sie bekommen davon allenfalls einen gelblichen Teint (auch eine Wirkung des Betacarotins), aber keinen besseren Durchblick!
Es gibt auch erheblich bessere Vitamin-A-Lieferanten als die Möhre. In tierischen Produkten wie Leber (insbesondere: Eisbärleber) und Milchprodukten ist das Vitamin selbst enthalten und nicht nur die Vorstufe. Und beim Gemüse haben Kohl, Spinat und Kürbis einen höheren Betacarotin-Gehalt als die Karotte.
Überhaupt braucht der Mensch gar nicht viel Vitamin A. Zwei Möhren am Tag decken den Bedarf. Am besten mit Butter zubereitet, weil das Vitamin fettlöslich ist.