Stimmt. Die Mönchsrepublik Athos, auf dem östlichsten «Finger» der griechischen Chalkidiki-Halbinsel gelegen, genießt eine weitgehende Autonomie und kann es sich deshalb leisten, einige seltsame Regeln aufzustellen. Selbst das Europaparlament, das keine nationalen Extrawürste mag, hat nichts dagegen ausrichten können. Nicht einmal griechische Polizisten gibt es auf der Halbinsel. So sind die internen Konflikte der frommen Männer schon des Öfteren in wüste Schlägereien ausgeartet.
Die Athos-Mönche wollen unter sich sein, und auch als Besucher dulden sie nur Männer. «Avaton» nennt sich diese Bestimmung; sie gilt seit dem Jahr 1045. Und tatsächlich erstreckt sie sich auch auf weibliche Tiere, soweit das überhaupt praktisch feststellbar ist. Der Sinn dieser Regel verliert sich im Dunkel der Geschichte. Die einzigen Ausnahmen sind Katzen (gegen die Rattenplage) und Hühner. Die wurden erlaubt, weil man ihre Eier brauchte – nicht etwa zum Essen, sondern weil die Ikonenmaler Eigelb brauchen, um ihre traditionellen Farben anzurühren.
Ganz stur sind die Mönche allerdings nicht, sie haben aus humanitären Gründen schon mehrmals Ausnahmen gemacht – zum Beispiel im griechischen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949. Da fanden auch Frauen und Kinder Zuflucht in den abgelegenen Klöstern der Halbinsel.