31

»Also, Hermann, was ist die Idee?«, fragte Winterfeld.

Hermann hatte sich an einen Laptop gesetzt und hackte hektisch einige Koordinaten in die Tastatur. »Es gibt zwei Nachrichten«, sagte er, während er tippte und drei oder vier seiner geliebten Gummibärchen in sich hineinstopfte. »Eine schlechte und eine gute.«

»Und?« Winterfeld war anzusehen, dass er sich große Sorgen um Clara machte. Und dass er sich nach einem Zigarillo sehnte.

»Die schlechte Nachricht könnte sein: Clara meldet sich nicht, weil sie in der Gewalt von Karl ist. Und das ist gleichzeitig die gute Nachricht«, sagte Hermann und tippte weiter. »Denn wenn sie bei Karl ist, wissen wir, wo sie sich befindet. Weil wir wissen, wo er ist.«

»Warum? Können wir da sicher sein?«

»Ziemlich. Wir kennen Karls Aufenthaltsort, wenn er das LKA-Laptop dabei hat, und davon gehe ich aus. Denn er wird wissen wollen, ob Informationen zu unseren Vermissten eingehen.«

»Das stimmt«, warf MacDeath ein. »Schließlich hat er sich bereit erklärt, die Koordination der eingehenden Meldungen zu übernehmen.«

»Ganz uneigennützig, wie es aussieht«, sagte Winterfeld und zupfte an seiner Krawatte. »Also, was ist mit dem Laptop? Können wir das orten? Das geht doch nur, wenn er online ist, oder?«

»Nein«, sagte Hermann, »das kann ich immer orten. Per GPS. Egal, ob er per W-LAN online ist. Egal, ob er sich über Kabel, Hotspot oder gar nicht einloggt. Mein GPS in seinem Laptop ist immer online.«

Ein Lächeln lag auf MacDeaths Gesicht. »Du weißt also, wo die Laptops sämtlicher Leute sind, die hier arbeiten?«

Hermann lächelte ebenfalls und warf sich noch zwei Gummibärchen in den Mund. »Keine Sorge, von euch Festangestellten nicht. Aber was die befristeten Stellen angeht, die Praktikanten und so weiter … ja! Da sind in letzter Zeit ständig Laptops weggekommen. Die Leute geben sie nun mal nicht gern zurück.« Er tippte weiter. »Deshalb habe ich jedes Gerät mit einer Tracking Device ausgestattet, um stets zu wissen, wo es ist. Auch bei Karl.«

Er zeigte auf eine Landkarte von Nord-Berlin.

»Bingo«, sagte er. »Das hier ist der letzte Empfang von Claras Handy, bevor der Akku leer war. Der Sendemast, der das Signal empfangen hat. Und hier«, er zeigte auf eine andere Stelle, »ist das Laptop von Karl Martinek!«

»A 10 Berliner Ring«, murmelte Winterfeld, »die L 30 runter Richtung Schönweide.« Er hielt kurz inne. »War da nicht mal ein Gefängnis der Stasi?«

»Das könnte passen«, sagte Hermann und klappte das Laptop zu. »Ich habe die Koordinaten auf meinem Smartphone.«

Winterfeld war schon am Telefon und sprach mit dem mobilen Einsatzkommando. »Treffen unten in fünf Minuten. Vier bis fünf Männer. Ja, es gibt Arbeit!«