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Clara hielt unweit der Friedrichstraße in der Nähe des italienischen Restaurants unter den S-Bahn-Bögen, wo stets ein dicker Mann mit Kochmütze im Auftrag des Restaurants Touristen ansprach und sie zu einem Besuch motivieren wollte. Clara kannte er schon, da sie öfter nach Dienstschluss hier war.

Er nickte ihr zu. »Come stai?«, fragte er auf Italienisch. »Wie geht’s?«

»Cosi e cosi«, entgegnete Clara. »Geht so.«

Sie ging durchs Restaurant, das sich genau innerhalb des Bogens befand, über den die S-Bahn fuhr, und kam auf der anderen Seite wieder heraus. Vor ihr erhob sich der postmoderne Bau des Psychologischen Seminars der Humboldt-Universität. Sie ging durch den Eingang, fuhr eine Etage nach oben und betrat den Hörsaal, in dem die Vorlesung jenes Mannes stattfand, den sie abholen wollte.

MacDeath.

So hieß er natürlich nicht wirklich. Sein richtiger Name war Dr. Martin Friedrich. Er leitete die Abteilung für Operative Fallanalyse in der Mordkommission 113 des Berliner LKA. Nachdem er lange in den USA gearbeitet hatte, wo er an der FBI Academy in Quantico bei John Douglas und Robert Ressler das Profiling erlernt hatte, war er vor einem Jahr vom BKA abgeworben und in die Hauptstadt entsandt worden. Dem Berliner Senat war endlich aufgefallen, dass man Serienkiller nicht dadurch aufhalten kann, indem man ihre Existenz leugnet. Und hatte man ihre Existenz erst akzeptiert, half es sehr, sie zu verstehen, um ihre nächsten blutigen Taten besser einschätzen und mit der größtmöglichen Wahrscheinlichkeit verhindern zu können.

Genau diese Aufgabe hatte Martin Friedrich alias MacDeath, der diesen Spitznamen in den USA bekommen hatte, da er sich für schottischen Whisky und Shakespeares Dramen begeisterte, besonders für Macbeth.

MacDeath war mit seinem fein geschnittenen Gesicht, seinem eleganten, wenn auch ein wenig bohemehaften Kleidungsstil und den schwarzgrauen Haaren nicht unattraktiv, konnte aber nicht immer scharf zwischen Job und Privatleben trennen, was unter anderem dazu führte, dass er auf Abendgesellschaften Episoden aus seinem Job erzählte – manchmal mit der Folge, dass die eine Hälfte umso interessierter zuhörte, während die andere Hälfte sich entsetzt und angeekelt abwandte.

Dr. Martin Friedrich
Psychologische Profile von Serienmördern

stand an der Tür des Hörsaals, die Clara vorsichtig öffnete. Dann betrat sie mit leisen Schritten den Saal. MacDeath, im leichten Sommersakko und blauem Hemd mit Krawatte, als würde er die Hitze gar nicht zur Kenntnis nehmen, redete und ging dabei vor einer großen Tafel auf und ab, neben ihm ein dunkelhaariger Assistent, der ihn aufmerksam beobachtete.

»Unter Psychopathie versteht man eine schwere Form der dissozialen Persönlichkeitsstörung«, dozierte MacDeath. »Die Krankheit wurde erstmals 1941 von dem amerikanischen Psychiater Hervey Cleckley beschrieben.« Er machte ein paar Schritte in Richtung Auditorium. »Doch die gute Nachricht zuerst. Wer unter Psychopathie leidet, fällt zunächst positiv auf. Psychopathen gelten häufig als charmant, authentisch, wortgewandt und selbstsicher. Oft haben sie eine überdurchschnittliche Intelligenz. Außerdem wird häufig ein erhöhter Dopamin- und Serotoninspiegel festgestellt. Durch die erhöhte Konzentration dieser Botenstoffe im Gehirn sind die Menschen aktiv und energiegeladen. Der Nachteil ist allerdings, dass ihnen jegliche Empathie und jedes Mitleid fehlt. Außerdem neigen sie zu impulsiven Reaktionen und verspüren Genugtuung, wenn sie andere kontrollieren können. Eine Therapie ist nur schwer möglich. Es gibt die kriminell unauffälligen Psychopathen. Die werden meistens Unternehmensvorstand oder Anwalt. Und es gibt diejenigen, die straffällig werden und die uns hier ganz besonders interessieren.«

Er klickte auf seinen Telepointer. »Dieser Mann hier ist ein Paradebeispiel des kriminellen Psychopathen.« Auf der Leinwand war das Bild eines hünenhaften Mannes mit halblangen Haaren und Schnauzbart zu sehen. Er trug einen der orangeroten Anzüge, wie man sie häufig in US-Gefängnissen und dort besonders im Hochsicherheitstrakt sieht. »Edmund Emil Kemper der Dritte«, sagte MacDeath. »Oder auch Ed Kemper.«

Clara setzte sich auf einen der hinteren Plätze des Hörsaals.

»Kommen die straffälligen und die nicht straffälligen Psychopathen manchmal miteinander in Berührung?«, fragte ein Student.

»Kaum«, sagte MacDeath, »außer, wenn ein Anwalt einen Psychopathen vor Gericht verteidigt. Das ist auch der Grund, weshalb sie sich meist so gut verstehen. Auf der Rangliste der Psychopathen-Berufe nach Kevin Dutton rangieren Anwälte übrigens auf Platz zwei.«

»Und wer ist auf Platz eins?«, fragte eine Studentin.

MacDeath schaute auf die Liste, obwohl er die Rangliste wahrscheinlich auswendig konnte. »Firmenchefs. Und auf Platz sieben …« Er blickte unauffällig zu Clara, die er in den oberen Sitzreihen erspäht hatte. »Polizisten.« Er kniff ein Auge zu. »Aber schauen wir uns mal Ed Kemper an.«

Clara blickte auf die Tafel, auf der noch die Ergebnisse der ersten Vorlesung standen. An die Tafel geschrieben waren die typischen Kriterien, mit denen man einen Serienmörder im Profiling einordnete: Geschlecht, Rasse, Alter, Beziehungsstatus, Militärzugehörigkeit, Beruf, Intelligenzquotient, Ausbildung, bisherige Straftaten, Persönlichkeitsprofil und noch einige weitere Punkte, die wie Nebensächlichkeiten aussahen, es aber nicht waren, zum Beispiel die Art und Weise, wie eine Person argumentierte und gestikulierte, Farbe und Typ des Autos und anderes. Einen der letzten Killer, mit dem Clara zu tun gehabt hatte, den »Werwolf«, hatte MacDeath anhand seines Autos identifiziert. Eine Corvette in Rotmetallic.

Neben diesen Details waren die einzelnen Untersuchungsschritte, die man bei der Analyse des Opfers zu beachten hatte, an die Tafel gekritzelt. Das soziale Umfeld, die Autopsie-Ergebnisse, toxikologische Befunde, Fotos der Wunden und des Tatorts sowie Landkarten der nahen Umgebung. »MO« stand darunter, für »Modus Operandi«. Und die bekannte Gleichung für die Feststellung des Täters:

Warum + Wie = Wer

MacDeath fuhr fort: »Ed Kemper ist einer der wichtigsten noch lebenden Aktivposten in der forensischen Psychiatrie. Wir sprechen von der forensischen Psychiatrie, wenn es sich um strafrechtlich relevante Themen der Psychiatrie handelt. Der Begriff forensisch«, er machte eine ausholende Geste mit beiden Händen, »hat seinen Ursprung im römischen Wort Forum, was einen Hof bezeichnet. In früheren Zeiten wurde bevorzugt auf öffentlichen Plätzen Recht gesprochen, wo dann auch meist die Hinrichtung stattfand. Daher spricht man auch heute noch von Gerichtshof, vom Court of Law und so weiter.«

Clara sah die E-Mails auf ihrem Smartphone durch, während sie MacDeath mit einem Ohr zuhörte. Eine der Mails war von der Psychologin des LKA, die den Ermittlern stets »Supervisionsgespräche« anbot. Clara löschte die Mail.

»Der Psychiater kann dabei leicht in die Bredouille geraten«, fuhr MacDeath fort. »Eigentlich ist er wie ein Arzt oder ein Beichtvater dazu verpflichtet, gewisse Intima seiner Patienten für sich zu behalten, andererseits muss er die Gesellschaft schützen, besonders vor seinen Patienten. Geht es also um Geisteszustände, die dazu führen, dass ein Mensch psychopathisch, soziopathisch oder sonst wie gemeingefährlich wird, spricht man von der forensischen Psychiatrie.«

»Sie hatten von Ed Kemper gesprochen«, sagte ein Student. »Warum ist der ein Aktivposten?«

»Er sitzt seit Jahrzehnten im Gefängnis«, antwortete MacDeath, »aber trotz seiner Geisteskrankheit ist ihm durchaus bewusst, dass es nicht richtig war, was er getan hat – weder moralisch, noch vor dem Gesetz, noch sonst wie. Deshalb ist es ihm wichtig, mit den Ermittlern, besonders mit den Profilern zusammenzuarbeiten, um die Gesellschaft zu schützen. Außerdem ist er hochintelligent. Sich mit intelligenten Ermittlern zu unterhalten scheint ihm in der Tristesse des Gefängnisalltags eine willkommene Abwechslung zu sein. John Douglas, einer der Gründer der Abteilung für Verhaltensforschung beim FBI, sagte immer, dass Kemper ihm stets der Liebste war …«

»Der Liebste?«, unterbrach ihn eine Studentin.

»Ja«, sagte MacDeath. »Wegen seiner überragenden Intelligenz, seiner Einsichtsfähigkeit und besonders seiner Bereitschaft, sich der eigenen Schrecklichkeit zu stellen und sie bereitwillig zu teilen, indem er den Ermittlern gestattete, ein paar Schritte in seinen blutigen Schuhen mitzulaufen. Steht alles hier drin.« MacDeath hielt ein Buch in die Höhe, Whoever fights Monsters von Robert Ressler. Wer mit Ungeheuern kämpft.

»Robert Ressler, der Autor dieses Buches«, MacDeath zeigte auf das Cover, »hat mir das Profiling beigebracht und Dutzende von Interviews mit Kemper geführt. Bei einigen war ich selbst dabei.«

»War Kemper ein Serienkiller?«, fragte eine Studentin weiter hinten.

»Allerdings.« MacDeath nickte. »Ist jedem klar, was der Unterschied zwischen Serienkiller und Massenmörder ist? Das wird nämlich gerne durcheinandergebracht.«

Teilweise Nicken, teilweise Schulterzucken, soweit Clara es von ihrem hinteren Platz aus beurteilen konnte.

»Ein Massenmörder«, begann MacDeath, »möchte mit einem Mal so viele Menschen töten wie nur möglich. Ein solcher Täter überlebt seine Tat in der Regel nicht, da er sich anschließend meist selbst richtet. Vor diesem Hintergrund ist Anders Breivik aus Norwegen, der im Sommer 2011 siebenundsiebzig Menschen ermordete und dann lebend gefasst wurde, eine absolute Ausnahme. Ein Serienmörder hingegen tötet in der Regel jeweils nur ein einzelnes Opfer. Dafür tötet er immer wieder. Die Zielperson muss einem bestimmten Raster entsprechen, das der Killer vorher gedanklich festgelegt hat.« MacDeaths Blick huschte über die Reihen der Zuhörer. »Sie alle kennen Ozzy Osborne, nehme ich an.«

Die meisten nickten.

»Der ist aber doch kein Serienkiller«, sagte jemand aus dem Plenum.

»Nein, auch wenn er für einige von Ihnen vielleicht so aussieht.« Kichern unter den Zuhörern. »Aber es gab mal die Serie The Osbornes, wo man jeden Tag aufs Neue sehen konnte, was im Hause der Familie vor sich ging, immer wieder, in kleinen Dosen. Jeden Tag, jede Woche. Das ist vergleichbar mit einem Serienkiller.« MacDeath schaute sich um. »Und was ist bei dieser Metapher der Massenmörder?«

Kurzes Schweigen. Dann fragte jemand auf der rechten Seite des Hörsaals: »Das Ozzy-Osborne-Konzert?«

»Exakt! Oder Black Sabbath. Die haben ja gerade eine neue CD draußen.« MacDeath hob einen Daumen. »So viele wie möglich bedienen. Die große Zahl. Hier natürlich in durchaus erfreulicher Art und Weise.«

Clara schüttelte den Kopf. Den Unterschied zwischen Serienkillern und Massenmördern anhand von Rockkonzerten zu erklären, das brachte nur Martin Friedrich.

»Kommen wir zurück zu Ed Kemper«, fuhr MacDeath fort. »Dessen morbide Fantasien begannen früh in der Kindheit. So stand er oft als kleiner Junge, bewaffnet mit einem Messer und einem Hammer, vor dem Bett seiner schlafenden Mutter, die er zum Ende seiner Mörderkarriere schließlich ebenfalls ermordete. Dabei schnitt er ihr später die Kehle durch, da hier die Stimmbänder saßen, mit denen sie ihn, wie er sagte, immer angemeckert habe. Aber zurück zur Kindheit dieses Mannes.« Er schaute kurz in seine Unterlagen. »Kemper fand schon früh Gefallen daran, die Puppen seiner Schwester zu köpfen. Typisch für einen Serienmörder ist auch, dass er zuerst Tiere quält, bevor er sich Menschen zuwendet. Als Zehnjähriger begann Kemper damit, fremdes Eigentum zu zerstören. Dann ging er dazu über, Insekten und kleine Tiere zu quälen und zu töten.«

Das Bild wechselte und zeigte einen Erdhaufen in einem Garten.

»Ebenso tötete er die Familienkatze, indem er sie lebend vergrub, um sie später wieder auszugraben und zu enthaupten. Kempers Eltern wunderten sich anfangs über den Verbleib der Katze, doch als der junge Ed den abgeschlagenen Kopf des Tieres in seinem Kinderzimmer ausstellte, ahnten sie wohl schon, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmte.«

Wieder wechselte das Bild. Nun war der Hinterkopf einer älteren Dame zu sehen, die grauen Haare zu einem Dutt gebunden. Das Einzige, was störte, war das Einschussloch unterhalb des Dutts.

»Kempers Großmutter«, sagte MacDeath. »Sie nahm dem jungen Ed das Gewehr weg, damit er keine Katzen und Vögel mehr töten konnte. Keine gute Idee, jedenfalls nicht aus Sicht der Oma, denn der Enkel zahlte es ihr heim, indem er sich ihr von hinten näherte und ihr eine Gewehrkugel in den Kopf jagte. Anschließend stach er mehrmals mit einem Messer auf die Leiche ein.«

Clara merkte, wie einige der Zuhörer zusammenzuckten.

»Nur weil sie ihm das Gewehr weggenommen hatte?«, fragte eine Studentin in der dritten Reihe.

»Nicht nur.« MacDeath lächelte wissend. »Im Protokoll sagte er aus, ich zitiere: ›I just wondered how it would feel to shoot Grandma.‹« MacDeaths Mundwinkel sanken nach unten. »›Ich wollte nur wissen, wie es ist, seine Großmutter zu erschießen.‹ Erklärungen können manchmal banal einfach sein.« Er schaute auf die Uhr. »Kommen wir zu Kempers Modus Operandi. Aufgrund seiner furchteinflößenden Statur könnte man sich fragen, wie es ihm gelungen ist, besonders junge Mädchen per Anhalter mitzunehmen, sie dann zu töten und anschließend seine kranken Spielchen mit ihnen zu treiben. Sein Vorgehen zeugt von seiner Intelligenz und dem Bemühen, seine Triebe und Begierden so gut es geht zu unterdrücken, um den Eindruck zu erwecken, den er gegenüber Anhalterinnen erwecken musste.«

Und welcher Eindruck ist das?, hätte Clara am liebsten gefragt, obwohl sie die Geschichte von Ed Kemper kannte.

Doch MacDeath sprach bereits weiter, während das Foto einer jungen Frau auf der Leinwand erschien. »Womit wir wieder beim Thema Psychopathen wären. Sie können sich perfekt anpassen. Kempers Vorgehensweise zeichnete sich dadurch aus, dass er sein Interesse nicht gezeigt hat und dank seiner Intelligenz extrem schlagfertig, aber auch skrupellos und eiskalt war. Einmal hat er auf einem Campus zwei Mädchen getötet. Mit den Leichen auf dem Rücksitz fuhr er an der Security vorbei. Er sagte den Leuten, er bringe zwei alkoholisierte Bekannte nach Hause, und durfte ungehindert weiterfahren.« MacDeath hob den Zeigefinger. »Wohlgemerkt, die Leichen lagen nicht im Kofferraum, sondern auf der Rückbank des Wagens. Kemper kam trotzdem durch, im wahrsten Sinne des Wortes.« Er machte eine Pause und schien den Augenblick der Stille zu genießen. »Wenn er neben einer jungen Anhalterin stoppte und sah, dass sie überlegte, ob sie bei ihm einsteigen sollte oder nicht, machte er auf gestresst, als würde das Mädchen ihm die Zeit stehlen. Nach dem Motto: ›Ausgerechnet da willst du hin? Dann müsste ich einen Umweg fahren, und ich bin eh schon zu spät.‹ Dann ein Blick auf die Uhr und eine noch gestresstere Miene. Und dann sagte er vielleicht so etwas wie: ›Okay, steig ein, aber nerv mich nicht. Ich muss über einiges nachdenken, ich habe nämlich einen wichtigen Termin.‹«

MacDeath hielt inne, schaute ins Auditorium. »Keine der Mädchen und Frauen glaubte, dass dieser arme, gestresste Mann, dem sie offenbar nur eine Last waren, ein Interesse an ihnen haben könnte. Dieser Mann machte nicht im Geringsten den Eindruck, als wollte er etwas von den Frauen. Und diese junge Dame hier«, MacDeath zeigte nach oben zur Leinwand, »dachte sich vermutlich: Er wird bestimmt froh sein, wenn er mich wieder los ist. Aber so weit kam es nicht mehr. Dieses Mädchen«, wieder ein Blick zur Leinwand, »wurde von Kemper erwürgt und seziert. Er entnahm ihr die Organe, machte Fotos, trennte Hände und Kopf vom Körper, säuberte die Leiche und missbrauchte, was davon übrig war. Und um das Grauen vollständig zu machen, aß er Teile seiner Opfer. Roh oder gekocht.«

Einige der Studenten schüttelten sich, was MacDeath nicht entging und was er nicht anders erwartet hatte. »Tut mir leid, ich kann Ihnen das nicht ersparen, es gehört zum Profil«, fuhr er fort. »Nekrophil motivierte Sexualität, wie man sie perfider kaum findet. Und in diesem Fall so perfekt geplant und durchgeführt, wie man es selten beobachten kann.«

Wieder blickte er in die Runde. Clara hatte den Eindruck, als würde es ihm schwerfallen, seine Bewunderung für Ed Kemper zu verbergen – eine Faszination des Bösen, die rein analytisch war, aber zur Folge hatte, dass MacDeath die schlimmsten psychopathischen Monster besser verstand als die meisten anderen. »Aber sparen wir uns weitere Details, die Sie ohnehin in unserem Reader finden«, er wies auf einen Papierstapel vor sich auf dem Tisch, »den Sie bitte bis nächste Woche durcharbeiten.«

Er schien die Vorlesung beenden zu wollen, als ihm noch etwas einfiel.

»Ach ja, one more thing«, sagte er in bester Columbo-Manier. »Kemper ist einer der wenigen Serienkiller, der sich irgendwann gesagt hat, okay, Junge, jetzt ist es genug. Aber erst, nachdem er seine Mutter getötet, ihr den Kehlkopf mit der verhassten Stimme herausgeschnitten und in den Müllschlucker geworfen hatte. Dann lud er eine Freundin seiner Mutter zum Essen ein. Er erwürgte sie, schnitt ihr den Kopf ab und legte ihn in sein Bett, während er sich neben die Leiche seiner Mutter legte.« Clara beobachtete, wie einige Zuhörer die Farbe wechselten. »Neben seiner toten Mutter hielt er in Ruhe ein Nickerchen. Dann machte eine lange Autofahrt, an deren Ende er die Polizei anrief. Kemper sagte den Beamten, sie sollten sofort kommen und ihn festnehmen. Als man ihn fragte, welche Strafe er in Anbetracht seiner Taten für angemessen hielt, sagte er: ›Ich möchte zu Tode gefoltert werden.‹« MacDeath machte eine Pause. »Wie Sie mittlerweile wissen, ist das nicht geschehen, sonst hätte es diese aufschlussreichen Interviews in diesem Buch nicht gegeben«, wieder hielt er Resslers Sachbuch in die Höhe, »dessen Lektüre ich Ihnen dringend ans Herz lege.«

Einige Studenten, die es vorhin versäumt hatten, notierten sich den Titel.

MacDeath schaute auf die Uhr. »Wie schnell die Zeit vergeht, wenn man über schöne Dinge redet. Das war’s für heute. Nächste Woche machen wir mit einem besonders interessanten, aber auch besonders unheimlichen Psychopathen weiter: Charles Manson.« Noch einmal blickte MacDeath in die Runde. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag und eine schöne Woche.«

Die Studenten klopften auf die Tische und verließen einer nach dem anderen den Hörsaal. Einige gingen noch nach vorne zu MacDeath und seinem Assistenten, um Fragen zu stellen und gut Wetter zu machen.

Als alle verschwunden waren, stieg Clara die Treppen zum Auditorium hinunter.

Final Cut, Seelenangst, Todeswächter
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