30
Claras Telefon klingelte. Es war die Rechtsmedizin.
»Von Weinstein hier«, sagte er statt einer Begrüßung. »Ich soll Ihnen mit schönem Gruß von der KTU etwas mitteilen.«
Clara schnappte sich Zettel und Stift.
»Schießen Sie los!«
»Zunächst mal haben wir am Tatort im Fall Barbara Färber die DNA eines Mannes gefunden. Die von Joachim Färber.«
»Das ist uns bekannt«, sagte Clara. Wieder einmal schien von Weinstein alle Mühe zu haben, schnell zur Sache zu kommen. »Schließlich wohnte Jochen Färber im selben Haus. Außerdem war ein Teilfingerabdruck auf der Maske. Dass die anderen beiden, Gerhard Gerling und Sarah Steffen, aber in irgendwelchen stillgelegten Altenheimen oder Fabrikhallen wohnen, halte ich für unwahrscheinlich. Was ist mit deren DNA?«
»Wir haben am zweiten Tatort die DNA eines bisher unbekannten Mannes und einer bisher unbekannten Frau gefunden.« Er machte eine kurze Pause. »Darauf hatten wir bereits in unserem ersten Bericht hingewiesen, aber Sie haben es wegen Ihrer Münzsucherei offenbar übersehen.«
»Nun mal ruhig«, sagte Clara. »Ohne die Münze und deren Symbolik wären wir nicht da, wo wir sind.«
»Na gut, lassen wir das mal so stehen«, erwiderte von Weinstein. »Jedenfalls haben wir in den Wohnungen der Verdächtigen, also Gerling und Steffen, per Hausdurchsuchungsbefehl Rasierapparate und Haarbürsten auf DNA untersucht und mit der am Tatort gefundenen DNA abgeglichen.«
Clara nickte ungeduldig. Kommen wir jetzt endlich zur Sache?, dachte sie und schaute auf die Packung Schmerzmittel, die MacDeath ihr mithilfe seines Arztausweises besorgt hatte. Die Kopfschmerzen waren so gut wie weg, auch wenn Clara nicht wissen wollte, was für Nebenwirkungen das Zeug hatte.
»Und?«, fragte sie.
»Wir haben eine Übereinstimmung!«
Auch wenn Clara im Stillen damit gerechnet hatte, traf es sie wie ein Schlag.
»Das heißt, die Vermissten, Gerling und Steffen, waren in jedem Fall am Tatort anwesend? Hatten vielleicht sogar mit dem Mord zu der jeweiligen Zeit zu tun?«
»Genau das heißt es!«, antwortete von Weinstein feierlich.
»Ich danke Ihnen«, sagte Clara hastig. »Schicken Sie uns das pdf. Wir hören uns später.«
Sie legte auf und wählte noch einmal.
Die Vermissten! Die Angehörigen! Sie waren Täter. Oder Zeugen. Oder Helfer. Oder alles drei. Jedenfalls mussten sie den Mörder gesehen haben. Mussten wissen, wer der Killer war.
Und wenn sie nicht schon tot waren, waren sie vielleicht diejenigen, die sie zu dem Mörder führen konnten.
Aber dazu musste man sie erst einmal finden. So schnell es ging. Und solange sie noch lebten.
Falls sie noch lebten.