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Die Seele ist ein Ort für sich, wo der Himmel zur Hölle werden kann und die Hölle zum Paradies.

Diese Worte aus John Miltons Das Verlorene Paradies waren in seinem Kopf, als er die alte Frau aus der Schlinge hob. Sie wog nur 45 Kilo. Es war ein dünnes Hanfseil, an dem sie gehangen hatte, gerade mal einen Zentimeter im Durchmesser. Sie hatte dreißig Minuten gehangen, dann hatte er sie vom Seil genommen.

Nun betrachtete er ihren Hals. Die rötliche, tiefe Strangmarke. Dort war die Haut abgeschürft, deshalb schminkte er diese Stelle über. Mit der grünlichen Camouflage, die dort lag. Grün war die Komplementärfarbe von Rot; die beiden Farben neutralisieren einander.

Er tupfte die Camouflage auf den Hals der Leiche, über die rote Furche, wie ein Maskenbildner es tun würde. Über die Maske des Todes kam die Maske des Lebens. Ihm war, als würde das Leben wieder in sie zurückkehren, als würde sie tatsächlich von den Toten auferstehen. Nur das Funkeln in den Augen kam nicht zurück.

Und dann sah sie wieder normal aus.

Der Himmel und die Hölle.

Vielleicht, sagte er sich, konnte er ihre Seele wiedererwecken, wenn der Körper wieder so aussah, als wäre sie gar nicht gestorben. So normal, wie eine Tote aussehen konnte.

Er legte sie auf das Bett, das an der Wand hinter der Schlinge stand, und zündete die Kerzen an.

Setzte sich vor sie ans Bett.

Schaute sie an, Tränen in den Augen.

Und wartete.

Er spürte den Schmerz, der in ihm wütete. Spürte die Trauer, die Angst.

Vielleicht, überlegte er, geschieht etwas, wenn ich sie nur lange genug anschaue. Vielleicht sterbe ich dann selbst.