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Sie blickte auf die Leiche, die sie vor sich sah. Die aufgeschnittenen Halsschlagadern und das Blut, das rechts und links wie Fontänen an die Wand gespritzt war und die Leiche wie ein höllischer Torbogen umrahmte.

Sie wusste nicht, wie lange sie vor dem Toten gekauert hatte. Aber sie erinnerte sich an die Stimme, die zu ihr gesprochen hatte. Vor ein paar Minuten. Oder Stunden. Oder Tagen. In der filzigen Dunkelheit, in der sie sich befand, hatte sie jedes Zeitgefühl verloren.

Du musst es bald machen, hatte die Stimme gesagt, von der sie nicht mehr wusste, ob sie aus der Dunkelheit des Zimmers kam oder aus ihrem Kopf. In wenigen Stunden kannst du den Mund nicht mehr öffnen. Dann sind die Kiefermuskeln wie erstarrt, und die gehören zu den stärksten Muskeln des menschlichen Körpers.

Was für eine seltsame Information, die überhaupt nicht zu dem Grauen passte, das bleich und tot vor ihr an den Fesseln an der Wand hing.

Ihre Finger zitterten, als sie die Hand hob, in der sie den Gegenstand hielt, den sie nur für diesen Moment aufbewahrt hatte. Den Gegenstand, den der andere ihr gegeben hatte.

Sie näherte sich der Leiche. Legte die Hand an den Unterkiefer. Zog das Kinn herunter. Sie spürte nur einen leichten, wächsernen Widerstand, den sie überwinden konnte. Es war noch nicht zu spät, die Kiefermuskeln waren noch nicht zu steif geworden. Dennoch musste sie würgen, als sie das knirschende Geräusch hörte und der Kiefer sich mit einem leichten Schmatzen öffnete wie eine vergessene Tür, wobei sich ein schleimiger Speichelfaden zwischen Ober- und Unterkiefer in die Länge zog.

Das Gesicht des Toten war blass. Blutleer. Auch aus dem Zahnfleisch war alles Blut gewichen. Es hatte eine grau-hellrosa Farbe angenommen wie ein ausgespucktes Kaugummi und war deshalb kaum mehr von den Zähnen zu unterscheiden. Die Zunge lag schlaff, einem gekochten Stück Fleisch gleich, weißlich grau zwischen den Zahnreihen.

Sie unterdrückte den Würgereiz, zog den Unterkiefer noch ein Stück nach unten und hob die weißliche Zunge an. Dann nahm sie die Münze und legte sie darunter.

So hatte sie ihrem Sohn einst den Mund geöffnet, als er seinen ersten Zahn bekommen hatte. So hatte sie ihm die Brust gegeben. So hatte sie ihn gefüttert.

Und jetzt legte sie die Münze in den Mund ihres toten Sohnes.

Das Ganze war grauenhaft, unvorstellbar.

Als Letztes schloss sie den Kiefer, der sich mit einem bizarren Knirschen schloss wie das Tor zur Hölle.

Ihr Auftrag war erfüllt.

Ihr wurde endgültig schwarz vor Augen, und sie fiel und fiel in einen bodenlosen Abgrund.