Kapitel 28
Hays Mews, London
Der Mann, der sich Simon nannte, spülte einen großen Schluck aus der Flasche herunter, die er wütend in der Hand hielt. Von allen starken Getränken lag der Alkoholgehalt des importierten Stroh-Rums bei achtzig Prozent: so nah an reinem Alkohol, wie ein gerade noch trinkbarer Schnaps nur sein konnte. Simon fühlte sich belebt von dem Brennen auf den Lippen, seiner Zunge und Kehle.
In Wahrheit hieß er Edward Stills, und die Tatsache, dass die zweite Seite des Manuskripts sich nicht hier befand, war nicht die schlimmste Nachricht dieses Tages. Er war von Marcianus, der vor Wut raste, niedergemacht worden. Er war gedemütigt, als unfähig bezeichnet worden; und man hatte ihm mit der Verstoßung gedroht. Aber schlimmer noch war: Er hatte bei seinem göttlichen Auftrag versagt. Die Karte wiederzubeschaffen war seine einzige Rolle bei ihrer heiligen Mission. Sein Geist lebte für diese heilige Aufgabe, und als er am Morgen in diesem Haus gestanden hatte, war er an deren Erfüllung so dicht dran gewesen. Doch er hatte versagt. Dieses Wissen war weitaus schlimmer als jede Drohung, die der Große Anführer aussprechen konnte.
Simons Tag sollte noch schlimmer werden. Vom Küchentresen aus blickte er auf den Trümmerhaufen um ihn herum. Das Heim von Emily Wess und Michael Torrance war nun ein Trümmerhaufen – er hatte es vollständig zerlegt, als er nach der fehlenden Seite suchte. Die Brüder hatten bereits zu einem Kontaktmann bei der Metropolitan Police Verbindung aufgenommen und bestätigt bekommen, dass im Zuge der Ermittlungen kein Manuskript mitgenommen wurde. Und das hieß: Wess musste es zurückgehalten haben.
Und das hieß: Wess musste etwas wissen.
Nach einem weiteren ausgiebigen, feurigen Schluck aus der Flasche brachte Simon sie aus der Küche ins Wohnzimmer, wo er die durchwühlte Einrichtung ein letztes Mal in Augenschein nahm. Hier war nichts.
Verdammt.
Doch er musste sich beeilen. Angesichts seines Versagens würde es neue Arbeit für ihn geben. Einfach aufgeben kam nicht infrage.
Als er sich zum Gehen wandte, genehmigte er sich einen letzten Schluck, dann schleuderte er die Flasche gegen den Türrahmen und kickte die zersplitterten Reste zurück ins Zimmer.
Wenn er dem Großen Anführer die Karte schon nicht liefern konnte, so konnte er ihm doch zumindest die Frau liefern, die sie besaß.