#21 T-4: 13:13

Jetzt geht's los. Gleich wird die Frau von der Autovermietung die Hand zur Theke ausstrecken. GRACE, SENIOR MANAGER, steht auf dem messingfarbenen Schild auf ihrer Brust. Senior Manager bedeutet in diesem Land, dass sie einen Tag auf der distinguierten University of Car Rental verbracht hat und seitdem für einen Mindestlohn in dem Laden ackert. Grace, die seniore Managerin, streckt die Hand aus, und ... Nein, doch noch nicht.

»Any additional drivers«, erkundigt sie sich ohne den Blick von ihrem Bildschirm zu lösen.

»Yes«, sagt Nick und schiebt seinen Lappen über die Theke. Er will also wieder fahren. Ich quetsche ein leises »Neeeeeein« zwischen den Lippen raus, das der Beifahrer unterbricht, indem er mir seinen Ellenbogen in die Rippen rammt. Grace guckt hoch und schüttelt innerlich den Kopf. Jungs ... Wie alt wird sie sein? Vielleicht so alt wie wir, sieht aber viel älter aus - wie sollte es auch anders sein? Die dunkelblaue Polyesterbluse mit dem gelben Halstuch - meine Mutter würde die Kombination wohl als »flott« bezeichnen - macht sie auch nicht gerade jünger. Manche Leute sehen aus, als hätte man sie aus einem Siebzigerfilm extrahiert und mit Photoshop in die Gegenwart eingefügt, ohne dass man sagen könnte, woran genau das liegt. Vielleicht ist es diese Dauerwelle Typ aufgerissenes Sofakissen.

»Ooookay.«

Grace schiebt Nick wieder seinen Führerschein rüber. Jetzt nur noch die Wagenwahl, dann wird sie es machen.

»What's the most popular SUV?«, erkundigt sich der Beifahrer. Aha, Geländewagen, wir werden den Highway also verlassen. Grace beißt sich beim Nachdenken mit den Schneidezähnen auf die rechte Hälfte ihrer Unterlippe. Niedlich. Das sind diese kleinen Sachen, die Frauen machen und die dafür sorgen, dass man ihnen in diesem Moment nichts abschlagen kann; gut, dass die meisten das nicht wissen.

»The Dodge Durango, I guess«, sagt sie etwas unsicher.

»And the most popular colour?«, bohrt Nick weiter.

»Lemme see.«

Gracie schaut zur Decke und rechnet im Geist nach.

»That, um,would be white.«

»Okay, then we're going for the white Durango«, bestimmt Nick. Erleichtert, nicht weiter verhört zu werden, tippt die seniore Managerin unsere Wünsche ein. So, es ist so weit: Jede Sekunde wird sie unsere Firmen-Kreditkarte durchziehen. Dann haben wir noch zwanzig Minuten, um hier wegzukommen - behauptet Nick zumindest. Seine Rechnung hat er mir kurz vor der Landung präsentiert und sie geht so: Einige Millisekunden, nachdem Grace die Karte durchgezogen hat, wird eine Authentifizierungsabfrage an die Bank gehen, bei der die Datacorp Kunde ist. Von da marschiert die Buchung sofort in die Spesenabteilung der Firma, die natürlich sofort Alarm schlagen wird und die Hunde loslässt. Nick meint, sich erinnern zu können, dass die Datacorp in Denver ein Büro betreibt. Das heißt: Angenommen, die Jungs sind auf Zack, könnten sie mit dem Auto in zwanzig Minuten hier am Flughafen sein. Das wäre dann das Ende unserer Dienstreise. Aber das Risiko müssen wir eingehen, ohne Kreditkarte gibt's keinen Wagen, so sind die Regeln. Die Datacorp-Jungs werden selbstverständlich auch sofort bei der Vermietung anrufen und sich von Grace den Mietvertrag zufaxen lassen, was sie eigentlich nicht darf, aber dann doch tun wird, da ihr die zwei Guys aus Germany ohnehin seltsam vorkamen und sie nicht das Homeland in Gefahr bringen will. Okay, mal abwarten. Im Moment jedenfalls tippt sie noch. Warum dauert das alles so lange? Nick stützt sich auf den Pfosten des mobilen Absperrbands, das die Schlange vor der Servicetheke in einen geordneten Zickzackweg zwingt; diese Teile bauen die Amis echt überall auf, wo mehr als zwei Menschen anstehen. An seinem Unterarm stellen sich die Härchen auf. Hat die Autovermietung auch wieder schön runtergekühlt, das Büro, höchstens siebzehn Grad. Und dann auch noch der Lufterfrischer -Mandelduft ... einfach geschmackvoll. Im Wartebereich mit den blauen Sitzgruppen quakt ein Fernseher mit Lokalnachrichten vor sich hin. 95 Grad Fahrenheit, »scattered thunderstorms possible«, leiert die Wetter-Tussi runter.

»One more minute and you're set«, beruhigt uns Grace und klackert auf ihrer schrottigen Tastatur rum. Dann ist sie so weit.

»Aaaaaalllright.«

Sie nimmt die Kreditkarte von der Theke und zieht sie konzentriert durch den Schlitz neben der Zehnertastatur. Starren auf den Monitor, Stirnrunzeln. Scheint eine Fehlermeldung zu geben. Sie schüttelt den Kopf und lächelt Nick entschuldigend an.

»Let me try this.«

Sie reibt die Karte kurz über den Ärmel ihrer Bluse und zieht sie erneut durch. Nochmal warten. Ihr Gesicht hellt sich auf. Irgendwo an einem der Schreibtische hinter ihr fängt ein Nadeldrucker an, mit frenetischem Lärm den Mietvertrag zu produzieren. Es klingt original nach Print Shop - der Sound von Endlospapier, das durch den MPS-802-Drucker rattert und am anderen Ende als supercoole Geburtstagseinladung rauskommt, mit so richtiger Schrift, wie gedruckt. Nachdem das Teil angeschafft war, mussten unsere Eltern geschenkemäßig echt durch ein paar harte Jahre. Später, während des Studiums, da gab es nochmal so einen echten Wow-Technologie-ist-geil-Moment, als die ersten Bonzen unter den Kommilitonen ihren ersten Tintenstrahldrucker anschafften. Und aus dem kam tatsächlich Schrift, die aussah wie gedruckt. Times Roman. Pure Magie. Als wir in der Schule Plakate gemacht haben, mussten wir für den gleichen Effekt noch stundenlang Letraset-Buchstaben abrubbeln. So, Gracie hat die Karte durchgezogen, die Uhr läuft - ab sofort beginnt die Flucht. Wir haben noch zwanzig Minuten, um möglichst viele Meilen zwischen sie und uns zu bringen. Wir sprinten auf den Parkplatz raus und tauchen in ein Meer von weißen Durangos ein. Nick schmeißt mir den Schlüssel rüber, wohl wissend, dass mit mir als Fahrer unsere Chancen steigen.

»Wohin!«, rufe ich.

»Nach Norden, Interstate. So schnell, wie's geht.«

#22T-4: 12:24

Nicks Rechnung wäre vielleicht aufgegangen, wenn die Jungs von der Company, so wie er dachte, mit dem Auto gekommen wären. Aber sie kamen mit dem Hubschrauber.

»Scheiße, Alter, Scheiße, Scheiße! «

Nick schlägt mit der Faust auf die Mittelkonsole. Er verrenkt sich in seinem Sitz, um besser zum Rückfenster rausgucken zu können. Sein Kopf glüht rot, das schwarze T-Shirt, das wir vorhin noch im Duty-free gekauft haben, klebt schon durchweicht an seinem Rücken.

»Alter, es geht nicht schneller«, schreie ich zurück. Halb sechs, Berufsverkehr, die Interstate ist knackevoll, da kann man nicht rumheizen, wie man will. Warum auch? Nachher ist das nur wieder sein Verfolgungswahn, und ich stresse mich völlig umsonst.

»Biste sicher, dass es nicht die Cops sind indem Hubschrauber?«

»Negativ. Ist 'n Hughes 500, den fliegen die Cops nicht«, keucht Nick. Hughes 500 - mit so einem kurvte auch der Böse in »Das fliegende Auge« durch die Gegend. Geiler Streifen, auch wieder mit Roy Scheider. Ja, Alter, ich weiß: Das fliegende Auge war in echt nur ein französischer Gazelle-Hubschrauber, an den sie ein paar böse aussehende Teile rangeklatscht haben. Was ich nie verstanden habe, war, warum Scheider auf die Uhr schaut, um rauszufinden, ob er verrückt ist. Spielt ja auch keine Rolle ... Jedenfalls regierte die Szene, in der sie auf Flüstermodus schalten, um von oben dieser Lady hinterherzuspannen. Ganz ruhig. Erst mal checken, ob der ominöse »Verfolger«, von dem Nick faselt, überhaupt im Seitenspiegel zu entdecken ist. Scheiße. Hinter uns klebt wirklich ein Hubschrauber, und er fliegt verdammt tief - viel tiefer als die Maschinen, die von den Fernsehsendern losgeschickt werden, um von den neuesten Staus zu berichten. Mal abwarten, vielleicht drehen sie ja ab, um irgendeinen Unfall zu filmen. Nein, der Heli hält Kurs, und zwar direkt auf uns zu. Sie sind es also wirklich. Vor uns tut sich eine kleine Lücke in der Blechlawine auf. Ich trete aufs Gas, bis der Digitaltacho auf 80 Meilen pro Stunde hochgekrochen ist. Zehn Meilen überm Limit, wenn einen damit die Cops erwischen, kommt man mit 'nem Ticket davon und muss nicht vorm Richter antanzen. OBJECTS IN MIRROR ARE CLOSER THEN THEY APPEAR. Nochmal den Seitenspiegel checken. Shit, das hat nichts gebracht. Der Hubschrauber hat sogar aufgeholt. Man kann ihn schon richtig erkennen, sieht aus wie bei Operation Wolf, nur ohne diese geilen Gatling-Kanonen über den Kufen. Den Piloten kann man im abgedunkelten Cockpit noch nicht erkennen, er scheint aber ganz schön Stoff zu geben, denn der dunkelbraun lackierte Heckausleger zittert nervös hin und her. Neben den Turbinenauslässen flimmert die Luft - jetzt nur noch auf Zeitlupe schalten und es wäre genau die gleiche Szene, die wir in zahllosen Vietnamtrauma-Verarbeitungsstreifen durchstehen mussten. Fehlt nur noch der Walkürenritt. Ich steige aufs Pedal; die Automatik schaltet zurück, der Motor heult auf. Warum dauert es so lange, bis diese fahrende Schrankwand mal Tempo macht? 85 Meilen, 90 Meilen, dann wieder bremsen. Kann diese Scheiß-Soccer-Mom vor uns nicht ihren Großraum-Van aus dem Weg bewegen? Seitenspiegel. Die Glaskuppel des Cockpits zuckt nach vorne, dem Piloten geht anscheinend die Geduld aus. Wie ein Bluthund, der an seiner Leine zerrt, wie einer von Higgybabys Dobermännern. Genau, daher kennt man die Maschine: T.C. bei »Magnum« flog ja auch 'nen Hughes 500.

»Wie weit sind die noch weg?«, schreie ich rüber. Nick verrenkt sich noch mehr den Kopf und schaut an der B-Säule vorbei aus dem offenen Fenster.

»Weiß nich, 'n paar hundert Meter vielleicht.«

Dann wird's aber langsam mal Zeit für 'nen Plan, Alter, oder?

»Was sollen wir denn jetzt machen?«

Nicks Ader an der Schläfe pulsiert, als würde sie gleich platzen. Denk nach, Alter, denk nach! Diese ganzen bekackten Hubschrauber-Filme in den Achtzigern können doch nicht umsonst gewesen sein.

»Airwolf« oder »Airborne -Flügel aus Stahl« mit Nick Cage Mann, war der mies! Bei »Ein Colt für alle Fälle« kamen doch auch ständig Heli-Verfolgungsjagden vor. Wie hat Seavers die immer abgeschüttelt ? Klar, da gäbs natürlich den Klassiker: in 'nen Tunnel fahren, auf der Mitte umkehren und abdampfen, während der Heli am anderen Ende umsonst wartet. Aber wir sind noch Meilen von der Innenstadt entfernt, und hier draußen gibt es keine Deckung, nichts, außer braunem Gras und ein paar Lagerhäusern. Zisch, das Marriot Courtyard für die Vertriebler huscht vorbei, dann die fensterlosen Betonklötze der Paketdienste: gelb, blau-orange, braun. Tuff Shed, ein Großmarkt für Gartenhäuschen.

»... komm schon«, drängele ich. Nick dreht sich wieder nach vorne um und starrt konzentriert auf die Strecke vor uns. In einer halben Meile kommt ein Autobahnkreuz, da müssten wir dann rechts abbiegen, wenn wir Richtung Norden wollen. Doch das würde bedeuten, an Denver vorbeizufahren, raus aufs platte Land, wo wir noch mehr auf dem Präsentierteller sind. Hektisch dreht sich Nick wieder Richtung Heckscheibe um. Anscheinend ist ihm was eingefallen. Noch eine Viertelmeile.

»Was jetzt?«, keife ich rüber.

»Okay«, schreit Nick in mein Ohr, »wenn ich >los< sage, wendest du.«

Ist er völlig durchgeknallt?

»Dann fahren wir denen ja noch entgegen ... «

»Pass auf!«, schreit Nick. Seine Stimme. überschlägt sich .

»Der Hughes schafft mindestens 220, wir fahren viel langsamer. In 'ner haben Minute haben sie uns eh. Also nochmal: Wenn ich >los< sage, wendest du auf dem Mittelstreifen und fährst sofort auf der anderen Seite wieder drauf.«

Totale Mist-Idee. Wozu stehen denn überall auf den Schnellstraßen diese Schilder, dass nur Notfallfahrzeuge einen U-Turn machen dürfen?

»Alter, weißt du, was das an Strafe kostet, wenn uns die Cops erwisch...«

Plötzlich rauschen wir in den Schatten einer Autobahnbrücke.

»Looos«, schreit Nick. Warum sollte ich das tun? Hey, was soll das? Er hat blitzschnell seine Hand zum Steuer ausgefahren und reißt es nach links rum. Vollidiot, das kannste mit so 'ner Kiste nicht machen! Der Wagen bockt kurz und rumpelt auf den Grasstreifen rüber. Lehmbrocken knallen gegen die Federbeine. Jetzt bloß nicht zu heftig lenken, sonst kippen wir noch um. Grasbüschel prasseln auf die Motorhaube, von unten kommt ein hämmerndes Geräusch. Scheiße, die Steine hauen uns den Unterboden kaputt! Langsam verliert die Karre an Tempo. Die Hälfte des Mittelstreifens haben wir geschafft, die Pfeiler der Brücke sind auch vorbei. Von überall her kommt wildes Hupen. Die ganzen Petzen hängen bestimmt alle schon am Telefon, um uns bei den Cops anzuschwärzen.

»Alter, du bist völlig besch ...«

Egal, jetzt erst mal vorsichtig bremsen, damit wir nicht in den Gegenverkehr rasen. Nick hat seine Hand zurückgezogen und umkrampft den Haltegriff. Sein Mund steht weit offen, so, als wollte er schreien, bekäme aber keine Luft. Endlich, wir sind wieder langsam genug, um gefahrlos zu lenken. Ich ziehe weiter nach links und drehe den Wagen ganz rum, bis unsere Haube in die Fahrtrichtung der Gegenspur zeigt. Gas. Glück gehabt, in die andere Richtung ist nichts los. Schwupp, das Rumpeln hört auf, wieder Asphalt unter den Rädern.

»Gas, Gas, Gas«, keucht der Beifahrer. Sein Gesicht ist kalkweiß.

»Gas, Gas, Gas, wohin?«

Die Aktion eben hätte auch schön in die Hose gehen können, mein Freund.

»Zum Flughafen!«

»Was ist mit dem Heli?«

Nick reißt den Kopf rum und versucht, gegen das Licht der untergehenden Sonne irgendwas zu erkennen.

»Scheiße, die drehen um, hat nicht geklappt.«

Er klingt weniger resigniert, als er müsste.

»Ich dachte, die sehen uns nicht, wenn wir unter der Brücke wenden. Wahrscheinlich haben wir 'ne Monster-Staubfahne hinterlassen und sie haben den Braten gerochen.«

Ich spüre, wie das Ende der Dienstreise näherrückt.

»Und jetzt?«

Nick schaut abwechselnd nach vorne und in den Seitenspiegel.

»Einfach weiterfahren. Eine Chance haben wir noch.«

»Welche?«

»Erklär ich später, fahr einfach weiter.«

Später, später - wann erklärt er überhaupt mal was? Bloß nicht in den Spiegel gucken, bloß nicht in den Spiegel ... Ach, was soll's. Was, so nah dran sind die schon? Man kann jetzt sogar den Piloten erkennen. Trägt 'ne Ray Ban Aviator, dafür müssten ihm die Bullen eigentlich eine Klischee-Knolle verpassen. Was soll der ganze Verfolgungsmist überhaupt? Was wollen die machen? Uns hier mitten im Berufsverkehr mit ihren Kufen von der Straße schubsen? Wir kurven doch nicht durch irgendeine Bananenrepublik, außerdem kriegen sie das Tape niemals in die Finger, wenn wir einen Unfall bauen. Wie kann der Beifahrer nur so ruhig bleiben? Anstatt »weiterfahren« zu sagen, macht er nur noch mit der Hand so eine Bewegung Richtung Windschutzscheibe, als ob er einen Block Ziegelsteine in Zeitlupe durchschlagen wollte. Da, jetzt hört man sogar die Turbinen, genau wie damals in Grönland. Seitenspiegel checken. Nein, sie sind nicht mehr zu sehen. Das heißt, sie kleben jetzt direkt über uns, im toten Winkel überm Dach. Um nachzuschauen, müssten wir uns rausbeugen, damit ginge das letzte Stückchen Tarnung flöten. Wäre eigentlich auch egal, denn leider gibt es nicht so viele weiße Durangos, wie Nick bei der Auswahl des Wagens wohl dachte. Wir stechen aus der Blechlawine raus wie die Fliege in der Suppe. Anstatt irgendwas zu sagen, irgendwas, das Mut macht, zerhackt der Beifahrer weiter mit der Handkante die Luft.

»Weiterfahren. Du bist gleich da, Luke.«

Witzbold. Das nächste grüne Ausfahrt-Schild kommt in Sicht. Denver Int'l., gleich sind wir wieder genau da, wo wir vor fünf Minuten losgefahren sind.

»Fahr da raus, dann weiter Richtung Abflug«, weist Nick an. Vielleicht hat uns auch nicht Grace von der Autovermietung verraten, sondern Andie? Sie könnte bei der Buchung nicht aufgepasst haben, sodass die Company von unseren Reiseplänen Wind bekommen hat. Oder gehört sie sogar zu denen? Nein, tut sie nicht, ich weiß, dass sie zu den Guten gehört. Und zu mir. Ausfahrt, schön runter auf 45 Meilen gehen, da stehen die Cops besonders gerne, um die Touris zu ficken, die mit ihrem ersten V8 unterm Arsch den totalen Abgang kriegen und es auf dem Highway natürlich sofort Burt-Reynolds-like krachen lassen wollen. An Ende des Verzögerungsstreifens teilt sich die Straße, links geht es zu den Parkplätzen der Autovermieter.

»Da rüber?«

Nick schüttelt den Kopf. Das Grummeln des Hubschraubers ist immer noch nicht leiser geworden.

»Ne, weiter Richtung Abflug, wir müssen möglichst nah ans Rollfeld rankommen.«

Aha, der Flugzeug-Nerd weiß irgendwas, was ich nicht weiß. Es wird voller, ich muss abbremsen. Wir sind auf der Straße, die direkt zum Abflug führt, da knubbelt es sich immer. Spielt keine Rolle, so nah, wie der Heli uns auf der Pelle hängt, können wir ihm ohnehin nicht mehr wegfahren.

»Which Airline?«

Ich versuche, so zu klingen wie der Typ, der den Shuttlebus der Autovermietung gefahren hat.

»Janet Airways, was sonst?«, witzelt Nick zurück. Ein Taxi zieht mit heulendem Motor erst rechts vorbei, zuckt dann aber gleich wieder ein paar Zentimeter vor unserer Stoßstange zurück in unsere Spur. Vollidioten, die fahren uns noch rein, bevor wir die Karre wieder bei der Vermietung abgeben können. Die Indianerzelte kommen in Sicht, mit dunklen Wolken dahinter. Das sind die angekündigten Gewitter. Nick lässt das Fenster wieder ganz runter. Ein heißer Sommerwind mit Kerosinfahne zieht rein. Dass der Flughafen für uns ein mystischer Ort war, ist lange her. Den letzten Airport-Flash, mal nachdenken, hatten wir vor ungefähr hundert Jahren, damals, als die Nasa das Space Shuttle - warum auch immer - auf 'ner 747 durch Europa kutschiert hat. Genau, da standen wir am Flughafen auf der Besucherterrasse und waren total geflasht. Sogar Nicks Vater, der alte Spießer, war dabei, um mit seiner Spiegelreflex den außerirdischen Besuch zu knipsen.

»Jetzt ins Parkhaus«, befiehlt Nick. Sollte er wirklich den alten Trick von Colt Seavers probieren wollen - ins Parkhaus reinfahren, damit der Hubschrauber den Sichtkontakt verliert. Nette Idee, doch was ist, wenn sie einfach so lange über der Ausfahrt kreisen, bis wir wieder rausfahren, oder einfach einen Wagen hinterherschicken? Dann sitzen wir im Parkhaus in der Falle. So nonchalant, wie die Jungs in der Botschaft mit Nick umgegangen sind, tun das Amis sicher nicht. zumal wenn sie schon 'nen Hubschrauber schicken. Obwohl-wo ist das Knattern der Rotorblätter? Nick scheint dasselbe zu denken und beugt sich raus. Als er den Kopf wieder reinzwängt, grinst er breit.

»Sind weg.«

»Wie weg?«

»Ja, weg -weg. Haben abgedreht.«

Er sieht sichtlich erleichtert aus, sein Plan scheint eine Menge Unbekannte enthalten zu haben. Ich stoppe vor dem Parkscheinautomaten und beuge mich auch raus. Der Hubschrauber ist wirklich verschwunden; stattdessen zieht hinter den Spitzen der Indianerzelte fauchend eine Air-Alaska-Maschine hoch. Ich starre ihr so lange hinterher, bis einer der Fahrer hinter uns anfängt zu hupen. Schon gut, Arschloch. Ich ziehe ein Ticket, der kühle Schatten des Parkhauses fühlt sich gut an. Nick wischt sich mit der Hand über die Stirn.

»Jetzt brauch ich erst mal 'nen kühlen Dew.«

Extraleben - Trilogie
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