LEVEL 06

»Sind wir von der A4 schon runter? Ist ja schlimmstes Belgien«, befand Nick eine halbe Stunde hinter Kansas City. Das war vor zwei Tagen; zu diesem Zeitpunkt hatte mein Kumpel Gott sei Dank wieder seine natürliche Position auf dem Beifahrersitz eingenommen, sonst wäre er vor lauter Aufregung wahrscheinlich über den Standstreifen gerebelt. Mittlerweile muss ich ihm Recht geben: Wenn im Südosten der Bible-Belt mit all den Jesus-Freaks liegt und im Südwesten der Sun-Belt für die sonnengegerbten Rentner, dann sind wir mitten im Boredom-Belt gelandet. Hier wird Langeweile industriell produziert. Seit die Räder unseres Flugzeugs die Landebahn in Kansas City berührt haben, gab es aus dem Seitenfenster nichts zu sehen außer Maisfeldern, Scheunen, Kornspeichern und noch mehr Maisfeldern. Sogar neben der Landebahn in K.C. stand das Zeug. Wie wollen die so vom Hinterwäldler-Image wegkommen? Kein Zweifel: Wir sind im Heartland angekommen, im Herzen der Vereinigten Staaten, und genau wie bei der Region Aachen verheißt es nichts Gutes, wenn man über einen Ort nur sagen kann, er läge zentral. Seit zwei Tagen rollt unsere Buick-Limousine, ein gesichtsloses Auto, ebenso gesichtslose Staatsstraßen entlang, die sich scheinbar endlos um die Ranches herumschlängeln. Es ist ein Rhythmus, der das Hirn des Fahrers langsam, aber sicher austrocknet: Erst geht es elf Meilen geradeaus, dann kommt eine 90-Grad-Kurve, wahrscheinlich, weil ein Farmer sein Feld nicht für den Highway räumen wollte, und wir müssen auf der Karte ein wenig seitwärts fahren. Nach ein paar Meilen folgt der nächste Knick, und der nächste Laser-Highway schießt bis zum Horizont. Dafür, dass wir in der Provinz angekommen sind, gibt es ein sicheres Indiz: Die Fahrer der entgegenkommenden Autos grüßen wieder. Sobald ein entgegenkommender Pick-up auf Sichtweite ran ist, hebt der darin sitzende Mann kurz seine Zeige-und Mittelfinger, ohne die Hand dabei vom Lenkrad zu nehmen. Es ist eine legere Cowboy-Bewegung, die zu sagen scheint: »Wir sehen uns am Sonntag in der Kirche«, oder vielleicht eher: »Bis heute Abend im Bucking Horse«.

Gegrüßt wird alles und jeder, egal, ob man den entgegenkommenden Wagen kennt oder nicht, es gehört sogar zum guten Ton, ein Howdy zu den Bauarbeitern am Straßenrand zu schicken. Schön. Nur Frauen, die grüßen fast nie. Ein weiteres klares Zeichen dafür, auf dem Dorf angekommen zu sein, ist die Tatsache, dass überhaupt schon Leute unterwegs sind, wenn wir unterwegs sind. An diesem schönen Morgen leuchtet nämlich auf der LED-Uhr unseres Autoradios ein fahles »5:30«.

Wegen der Zeitverschiebung sind wir um halb vier mitten in der Nacht wachgeworden. Nick hat die Glotze angemacht, und wir haben noch bis halb fünf Werbung für irgendwelche Penispillen geschaut. Danach sind wir aufgestanden und so lange rumgefahren, bis wir einen Laden gefunden haben, der um die Zeit schon Frühstück serviert. Da wir zu faul sind, unsere inneren Uhren richtig umzustellen, werden wir diesen Rhythmus - wie immer - den Rest der Reise beibehalten. Es ist einfach praktisch, wenn man nirgendwo warten muss und so. Schwierig wird die Sache erst, wenn man nach L.A. kommt und einem um sechs Uhr abends die Augen zufallen, weil man schon so lange auf den Beinen ist. Aber was soll's, das ist eben der Preis der Einsamkeit. Hier im Mittelwesten ist die Zeit ohnehin stehen geblieben. Gäbe es nicht hier und da einen Starbucks, könnte man meinen, Ed Sullivan sei auf Sendung, und dieser verdammte Rock'n'Roll käme gerade in Mode. Trotz zwei voller Tage auf der Straße haben wir bis auf grüßende Autofahrer noch nichts Charmantes entdecken können. Der Staat ist eine effiziente Agrarmaschine. ohne Weite, Prärie oder Seele. Die einzige Abwechslung für das Auge zwischen den Maisfeldern sind Maisfelder mit einer fahrbaren Bewässerungsanlage. Kein Wunder, dass die Kids hier am Wochenende mit ihren Pickups die Highways abfahren, um von der Ladefläche aus Briefkästen mit einem Baseballschläger umzuhauen - es gibt einfach nichts anderes zu tun. Ab und an unterbricht ein Kaff die Monotonie, falls hier mehr als 50 Leute leben, sogar mit Ampel. Die Durchfahrt läuft immer gleich ab: Erst kommen die Autohäuser. Saatguthändler, Motels und Fastfood-Ketten. Dann tauchen am Straßenrand die großzügigen McMansions der Stiernacken auf, denen die Autohäuser gehören. Falls gerade Schulferien sind, dreht im Vorgarten ein Teenager auf einem Rasenmäher missmutig seine Runden. Er trägt ein Muscle-Shirt mit dem Maskottchen der lokalen Highschool und hat seine Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten aufgesetzt, was Nick regelmäßig mit dem Satz kommentiert: »Irgendwann kommt im Leben eines Mannes der Tag, an dem er den Schirm nach vorne drehen muss.«

Wir vermuten, dass der Teenager am Ende der Sommerferien das Geld für einen Ford Pick-up zusammenhaben wird, der so groß ist, dass die Anhängerkupplung in einer anderen Zeitzone liegt.

»Oh my god! «, wird seine Freundin quietschen und aus lauter Dankbarkeit darüber, mitfahren zu dürfen, all die bösen Sachen machen, die Debbie oder Jenny mit ihrem Freund schon lange tun. Sie dreht ihr Haar vorne zu einem Pony ein und trägt eine abgeschnittene Jeans. Noch könnte sie es mit ihrer Figur in die Badeanzugausgabe von Sports Illustrated schaffen, doch das wird sich schnell ändern, wenn sie ihre Cheerleader-Karriere nach dem Highschool-Abschluss beendet und zu Wal-Mart an die Kasse wechselt. Aber bis dahin ist noch ein langer, heißer Sommer mit reichlich Gefummel hinter der Sporthalle. Go Tigers! Bulldogs! Groundhogs! Go was auch immer! Und über allem liegt das endlose Summen der Klimaanlagen, die gegen ein gnadenloses Sommerhoch ankämpfen. Goodland, Grainfield oder Corning heißen die Käffer, und wirklich gut sind hier nur zwei Dinge: Steaks - und die Kellnerinnen, die sie bringen. Vor allem die Kellnerinnen. Die Bedienungen im Mittleren Westen haben dieses Mom -Gen: bei denen kriegt man unweigerlich Fantasien vom einfachen Leben, von drei Kindern, einer Hütte in einem bewaldeten Tal, von einem Kombi, dessen Seiten mit Holzimitat verkleidet sind - ein viel zu selten gewordenes Autodekor, wie wir finden. Kurz gesagt: Wer von diesen Ladies bedient wird, möchte wie in einem Song von den Carpenters leben - selbst dann, wenn man eigentlich gar keinen Song von den Carpenters kennt. Wie die Rasen mähenden Quarterbacks sind auch die Kellnerinnen meist um die siebzehn, bedienen nur als Ferienjob, und wenn sie das vorgeschriebene »How are you today?« abspulen, dann klingt das noch echt, so, als ob sie wirklich wissen wollen, wie es einem geht. Nicht wie bei den alten Bedienungen, auf deren Blusen im Schreibschrift Namen wie Martha, Rita oder Louise eingestickt sind, und deren Stimmbänder von Zigmillionen von How are you todays schon ab schmirgelt wurden. Selbst die Stonewashed-Jeans der jungen Cheerleader, ihre ordinär manikürten Fingernägel mit Glitzereinlagen und die zu engen Büstenhalter können nichts daran ändern: Man möchte sie einfach nur heiraten. Wahrscheinlich ist es dieser kleine Smilie, den sie alle auf die Rechnung malen, oder das fassungslose »Ohh, you're leaving before pie?«, wenn man keinen Kuchen zum Nachtisch bestellt hat. Eine der Kellnerinnen hat uns sogar mal gefragt, ob sie mit uns fahren kann. Wohin, schien ihr egal zu sein, sie wolle nur raus, sagte sie, aus Lincoln County oder Washington County oder wie auch immer der Landkreis geheißen hat. Wir haben Tag drei unserer Reise erreicht, traditionell der Zeitpunkt zum Reden. Der Jetlag ist verdaut, eine gewisse Katie hat beim Frühstück unseren Kaffee fünfmal nachgefüllt, wir haben vollgetankt und rollen jetzt, kurz vor sechs, über den menschenleeren Highway. Wenn sich in den letzten zwei Tagen überhaupt etwas geändert hat, dann höchstens das Braun der Landschaft; einige Farmer haben ihre Felder schon abgemäht, und über den zurückgebliebenen Lehmwüsten tanzen kleine Windhosen. Dort, wo Weizen und Mais noch stehen, taucht am Himmel ab und zu ein kleines Agrarflugzeug auf, um irgendein Gift zu versprühen oder Cary Grant in die Flucht zu schlagen. Wir packen ein paar Zimtkaugummis zur Verdauung aus und wenden uns einem unserer Lieblingsthemen zu: Ist es schwieriger geworden, cool zu sein? Nick vertritt - wenig überraschend - die Meinung, dass alles schlechter geworden ist, vor allem deshalb, weil sich ein Mann heute nicht mehr über seine Hardware definieren kann.

»Mit einem Nakamichi-Tapedeck ...«

Das ist sein Standardbeispiel. Wer vor der Wiedervereinigung seine ersten Barthaare gekriegt hat, kennt es mit Sicherheit noch: das legendäre Nakamichi-Tapedeck mit Umdrehautomatik. Das Gerät war so eine Art Yeti unter Anlagenfreaks: Irgendjemand kannte irgendjemanden, der hatte mal eins gesehen - im Partykeller eines Kumpels, dessen Vater ein Autohaus betreibt, in einer Villa mit Schwimmbad wohnt und in der Garage einen Porsche 959 stehen hat. Das Nakamichi war ein Spielzeug für die Gordon Geckos dieser Welt eben, für die Masters of the Universe, für Leute mit einem Autotelefon . Allein die Technik trieb uns den Sabber in die Mundwinkel: Mit sage und schreibe drei Tonköpfen kitzelte die Maschine aus dem an sich schäbigen Medium Kompaktkassette das Letzte raus. Das war Hightech pur, und wer seinen Vater davon überzeugt hatte, mehrere Tausend Mark in diese Zukunftstechnologie zu investieren, konnte sich sicher sein, ab sofort auf jeder Party eine Traube von Audio-Nerds um seine Anlage herumsitzen zu haben. Dabei interessierte sich eigentlich niemand für den Klang, dessen Brillanz bei »Kiss!« von Age of Chance ohnehin nicht wirklich zur Geltung kam; alle wollten nur das Ding sehen: Am Ende eines Tapes nämlich schob ein elektrischer Mechanismus die Kassette raus, drehte sie quasi wie von Hand um und zog sie zurück ins Gehäuse. Pure Magie. All das lief nur ab, weil japanische Ingenieure herausgefunden hatten, dass das Tape so besser klingt, als wenn - wie beim normalen Autoreverse - das Band einfach nur in die andere Richtung abgeleiert wird. Wie dem auch sei. Sobald jedenfalls irgendwo einer der Exoten stand, ließ man nebenher eine CD laufen und spulte währenddessen auf dem Nakamichi wie verrückt vor, um möglichst schnell das Ende des Tapes zu erreichen und damit das Band-Ballett zu starten. Selbst heute, wo die Dinger für ein paar Euro auf dem Flohmarkt zu haben sind, schwingt noch Ehrfurcht in Nicks Stimme mit, wenn er über Nakamichi-Tapedecks spricht, wahrscheinlich, weil er - wie alle in unserer Jahrgangsstufe - nie eines besessen hatte.

»... damit warst du halt der König!«, sagt er. Achtung, jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis das Stichwort Laserdisc fällt. Start der LD-Tirade in fünf Sekunden, in vier, in drei ...

»... oder mit dem Laserdisc-Player. Wie viele Leute hatten einen in der Stufe?«, fährt Nick wie erwartet fort. Auf die Antwort - »zwei, inklusive dir« - wartet mein Reisebegleiter wie üblich nicht.

»Oder noch geiler: ein Faxgerät ! Das war die Eintrittskarte zu einer anderen Welt, in die niemand anders rein durfte, Alter. Nur schnell die Kreditkartennummer drauf, und schon kam das ZTTRecords Fanzine mit der guten alten Bundespost - während das Fußvolk noch mit internationalen Antwortscheinen hantierten musste.«

Für Nick sagt sich das natürlich besonders leicht, weil er in Sachen Infotech immer schon Privilegien genoss: Sein Dad arbeitete als Ingenieur bei Bayer, und die Firma stattete ihn immer mit dem neuen Kommunikations-Schnickschnack aus. Er hatte Anfang der Neunziger schon das tragbare S1 von Siemens, als der Rest der Republik noch die kiloschweren Autoklötze von Motorola mit sich rumschleppte. Und da Nicks Vater wusste, wie sehr er mit Technik bei seinem Sohn punkten kann, ließ er ihn all die Gadgets immer mitbenutzen - rein dienstlich natürlich. Irgendwann besuchten wir ihn sogar mal zusammen in seinem Büro. Der Trip war eine seltsame Mischung aus Wirtschaftswunder-Flair und einer ersten Brise Globalisierung: Vor dem Betreten der Fabrik mussten wir einem Herrn vom Werkschutz unsere Rucksäcke zeigen, in den Büros war alles mit Eichenholzpaneelen verkleidet, an denen Fotos von Raffinerien in Deutsch-Südwest hingen, zumindest sah das so aus. Die Kommunikationstechnik dagegen war bei Bayer immer topmodern. Der Grund unseres Besuchs, »Facsimilegerät« oder »Fernkopierer« genannt, thronte auf einem eigens neben dem Schreibtisch aufgestellten Höckerchen. Es allein anzugucken hatte für uns eine sakrale Qualität, vom Bedienen mal ganz abgesehen. Später stand da ein BTX-Terminal. Ich glaube, Nick vermisst nichts mehr als diesen Prestigevorsprung durch Technik: »Mensch, damals gab es echte Exklusivität «, ereifert er sich, »heute kennt doch jeder Himbeertoni ...«

Immer wieder schön, Nicks Achtziger-Bonmots.

»... schon jede Schraube an einem neuen Gerät, bevor es überhaupt auf den Markt kommt; das ist doch frustrierend.«

Was mich an diesem Evergreen vom Mann und seiner Maschine immer wundert, ist, dass Nick es eigentlich gar nicht nötig hätte, in dieser Art von Haste-was-dann-biste-was-Nostalgie zu schwelgen. Er gehörte schon immer zu diesem offenen Typ von Mensch, der angeblich so charakteristisch für das Netz-Zeitalter ist: neugierig, immer bereit zu teilen, wenn es die Sache voranbringt. total fixiert auf das, was jemand geleistet hat, auf Wissen - eben nicht auf Eigentum. Viele sind im Laufe der Zeit gekommen, um seinen beeindruckenden elektronischen Fuhrpark zu sehen - doch geblieben sind die meisten wegen seines Wissens. Ich zumindest. In letzter Zeit allerdings scheint dieser alte Nick ein bisschen auf dem Rückzug zu sein. Oft hat man echt das Gefühl, mit einem alten Mann zu sprechen. Vielleicht liegt es an der Sache mit Sabina oder an unseren Jobs, jedenfalls lodert das alte Feuer einfach nicht mehr in ihm. Die gleiche Energie, die er früher da rein gesteckt hat, Neues zu entdecken, verpulvert er jetzt, um das Alte zu verteidigen. So auch jetzt mal wieder.

»Herrschaftswissen - das ist das Wort! Es gibt einfach kein Herrschaftswissen mehr.«

Ich versuche, ihn etwas runter zu bringen: »Ja, aber dafür viel mehr Nischenzeugs. von dem du früher nie etwas erfahren hättest.«

Ich drehe mich zu ihm um und sehe, dass mein Feuerlöscher wohl mit Benzin gefüllt war. Nicks Wangen röten sich leicht, er kriegt Flecken auf der Stirn; vielleicht sollte er weniger von dieser Mountain Dew -Limo mit 36 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter trinken - das ist ein Drittel mehr als in einer normalen Cola! Jedenfalls hat ihn mein Einwand richtig in Rage gebracht.

»Genau das ist ja das Problem: Du denkst, den ultimativen Geheimtipp gefunden zu haben, und dann entdeckst du, dass es dazu Hunderte von Foren, Groups, Blogs und weiß-nicht-was- noch gibt. Da habe ich schon keinen Bock mehr, weiter zu machen!«

Als vermeintlicher Schöngeist in unserem Duo mit null Fäusten muss ich jetzt wohl Douglas Coupland zitieren: »Also Optionsparalyse: Konfrontiert mit einer überwältigenden Auswahl, verweigert sich der Gen Xer komplett.«

»Genau«, sagt Nick, hart an der Grenze zum Schreien, »erinnerst du dich zum Beispiel noch an Xenobots ?«

»Dunkel, Altes DOS-Spiel, oder? Da musste man mit so einem roten Skorpion-Roboter erst mal ein Stromnetz bauen, um dann mit anderen Mechas nachrücken zu können«, sage ich.

»Richtig. Mann, das habe ich Mitte der Neunziger ta-ge-lang gespielt. Vor ein paar Wochen finde ich das Ding auf einer alten Platte wieder. Und soll ich dir was sagen? Es ist noch genau so cool wie damals. Da sitze ich also, steuere meine Attackbots - ganz locker ohne Maus mit den Tastatur-Shortcuts im Rückenmark - und denke: >Wow, ich bin sicher der einzige Mensch auf der Welt, der in dieser Sekunde Xenobots spielt, ach was, der das Game überhaupt noch kennt! - Dann habe ich den Fehler gemacht, im Netz nachzuschauen. Ich sage nur: 5500 Hits. Das ist doch frustrierend.«

Ein bisschen, als ob Howard Carter zum Grab von Tutanchamun durchbricht und entdeckt, dass in den Sarkophag schon jemand Kilroy was here eingeritzt hat. Ich kann Nick verstehen. Aber warum muss er darüber immer so in Fahrt kommen? Er schnauft zwischen den Sätzen tief durch. „Und überhaupt ...«

Ah - das berühmte »überhaupt«.

Jetzt setzt er gleich zum Rundumschlag an, danach sollten wir die Sache schnell ausgestanden haben.

»Überhaupt merke ich immer stärker, dass ich für Scheiß- Multi-Optionalität-Multi-Dimensionalität und was weiß ich noch nicht gemacht bin. Ich brauche klare Linien: Ost, West, Schwitzender Rocker mit Gitarre, Popper mit Midi-Keyboard zum Umhängen. Schwarz, Weiß - und maximal zwei Grautöne dazwischen, wie beim C64 halt.« „Aha, du willst also wieder einen Führer«, sage ich.

»Nein, ich will ein Bier!«,kommt es Stakkato von rechts. Wieder mal eines dieser Nick-Schlussworte, mit denen er Diskussionen beendet, bei denen er auf verlorenem Posten kämpft. Die paar Leute, die uns kennen, denken zwar immer, wir würden auf diesen endlosen Fahrten irgendwas Tiefschürfendes reden, über Wittgenstein oder so, aber in Wahrheit geht es in unseren wenigen Gesprächen nur um elektronische Banalitäten. Woran absolut nichts auszusetzen ist. Wir fahren an ungefähr zwanzig roten Scheunen vorbei, die man als Kulisse für die Waltons hätte nehmen können, dann hat sich mein Copilot wieder beruhigt. Das ist echt einer der Vorzüge einer Reise mit Nick. So cholerisch er bei seinen Lieblingsthemen manchmal wird - man kann immer sicher sein, dass nie ein ernster Streit daraus wird, der womöglich länger als bis zum nächsten Tankstopp dauert.

Extraleben - Trilogie
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