LEVEL 37

Unsere Zeit läuft ab. Aus den unteren Stockwerken donnern schon die Befehle hoch, und Knobelbecher mit Schneematsch an den Sohlen knallen auf die Stufen. Sie fangen also an, die Räume zu durchsuchen. Eine Minute noch, vielleicht zwei, dann werden sie die Tür aufbrechen. Du schaust mich lange an, und für eine Sekunde scheint es, als würdest du den Vorhang ein Stück zur Seite ziehen, um ein Lächeln daran vorbeizuschmuggeln. Doch dann zersplittert unten die erste Tür, und du schaust weg, redest davon, dass wir den Jungs bestimmt genug Vorsprung verschafft haben und ja alles wie geplant gelaufen ist.

»Im Hauptquartier wissen sie jetzt bestimmt schon Bescheid.«

Ja, sicher. Die Sprengfallen unten im Flaknest sind scharfgemacht, gleich geht der Zauber los. Erstaunlich, diese Distanz, selbst jetzt noch. Ohne Eile knöpfst du deine Strickjacke zu, als ob es übernächste Woche noch reichlich Möglichkeiten gäbe, sich beim Tee im Empire näher bekannt zu machen, zwischen Palmen und Kristallleuchtern. Alleine seien die Chancen wohl besser, sagst du, immer noch mit den Knöpfen beschäftigt.

»Wahrscheinlich«.

antworte ich, ohne nachzudenken. Das wäre wohl mein letzter Rettungsanker gewesen. Im nächsten Moment hat deine Hand schon den Türknauf erreicht, und du flüsterst »Also«.

»Dann«, antworte ich und mache noch einen Schritt nach vorn, aber du bist schon lautlos im Flur verschwunden. Während die Tür wieder zuknarrt, starre ich auf die alte Wand, auf die mit einer Schablone die Worte „LSR VORN« aufgemalt wurden. In diesem Moment hallt das leise Brummen der Motoren durch das Tal. Die Ju wird gleich da sein - perfekt im Zeitplan. aber viel zu spät für uns.

»Bimmelimmelim!«, der Flow ist hin. Warum in aller Welt hat der Macher von Castle Wolfenstein bloß dieses idiotische Geräusch eingebaut, sobald man in eine Wand reinläuft? Warum, warum, warum? Dabei hat das Spiel gigantisches Potenzial, trotz der groben Sprites und den armseligen braunen Linien, die wohl Mauem darstellen sollen. Wolfenstein zieht einen magisch in seine Welt rein. Spätestens nach dem vierten Level hat man das Gefühl, mit der Luger hinter einer alten Mauer zu kauern und auf das tödliche Klimpern von einem Bündel Stabhandgranaten auf dem Steinboden zu warten. Und diese herrliche Sprachausgabe erst! Laut Nick hat der amerikanische Programmierer die Sätze ja selbst eingesprochen, und ausnahmsweise liegt er da, glaube ich, richtig. Dieses gekrächzte »Essess« und das »wasistlos« klingen ungefähr so deutsch wie das Englisch von DJ Bobo englisch. Wolfenstein könnte so schön sein, wenn nur nicht dieses blöde Gebimmel wäre. Ich beschließe, mich zusammenzureißen und weiterzuspielen, allein schon deshalb, weil das eine verbotene Handlung darstellt. Streng genommen steht das Game nämlich wegen der kleinen Hakenkreuze auf den Uniformen der Gegner immer noch auf dem Index, wahrscheinlich zusammen mit Lady Chatterleys »Lover«.

Nach den stundenlangen Lektionen über die TTL-Logik des Apple II habe ich mir eine Runde des einzig passablen Spiels, das es für die Kiste gibt, verdient, finde ich. Leider sind meine Zockskills bei Castle Wolfenstein derart eingerostet, dass mich die blauen SS-Männchen innerhalb von Sekunden niederballern und mir ein hämisches »Kapputt!« entgegenhusten. Nach zehn Versuchen finde ich in einer der Truhen eine Flasche »Schnapps« und deute das als Signal dafür, es mit der Fortbildung für heute bewenden zu lassen. Eher aus Gewohnheit verzocke ich noch die verbleibenden Leben. An dieser Stelle würde Nick die Geschichte von Castle Smurfenstein erzählen, der gehackten Version des Spiels, in der alle Nazis durch Schlümpfe ersetzt wurden, und die gemeinhin als die allererste Mod gilt. Ich würde standardmäßig mit einem Witz kontern, in dem mindestens einmal der Name Paul Weller vorkommt, und hinzufügen, dass es ja gar keine Burg Wolfenstein gibt, sondern höchstens eine Burg Wolfstein in der Oberpfalz. und dass der Programmierer Silas Warner wahrscheinlich eher vom Film »Spione sterben einsam« inspiriert war, der wiederum auf der Festung Hohenwerfen bei Salzburg gedreht wurde. Schließlich wäre Nick wieder an der Reihe und würde das Duell mit der Information gewinnen, dass Programmierer Warner schon Mitte der Nuller verstorben sei, arbeitslos und 150 Kilo schwer. An dieser Stelle hätte ich schon halb weggehört, wie ich es meistens tue, wenn er mal wieder über seine obskuren Geek-Trivialitäten doziert, und wie er es wahrscheinlich auch tut, wenn ich mein Wissen präsentiere, von dem ich mir einbilde, es noch nie erzählt zu haben. Aber das ist meistens wirklich Einbildung, da muss ich Nick Recht geben: Wir beide haben alle unsere Geschichten schon einmal erzählt, und zwar mindestens einmal; das bleibt nicht aus, wenn man ein halbes Leben lang zusammen rumhängt. Wie bei einem alten Ehepaar eben. Wir haben teilweise sogar aufgehört, den anderen darauf hinzuweisen, wenn der wieder mal eine Wiederholung sendet, sondern ertragen einfach still die Storys des anderen oder versuchen, in der Erzählung kleine Abweichungen von früheren Versionen zu entdecken. Irgendwas muss ja geredet werden. Trotzdem fehlt mir Nick irgendwie - auf so eine neutrale Kumpelart natürlich, wie Kirk ohne Spock vielleicht. Diese spröde Sachlichkeit, mit der er alles vorträgt, beruhigt auf Dauer ungemein; das ist, als ob immer ein deutscher Ingenieur von der Lufthansa dabei ist, der einem versichert, es gäbe für alles eine technische Lösung. Gott, wie gerne würde ich mir jetzt sein Allzeit-Lieblingsmärchen aus der Kategorie »Wusstest du schon, dass ...« anhören: die Rods from God . Die Geschichte fängt immer gleich an: »Wusstest du schon, dass die USA seit den Achtzigerjahren mit kinetischen Energiewaffen experimentieren?«

Kinetische Energiewaffen - ein klassischer Einstieg! Keine Nick-Story wäre komplett ohne diese pseudowissenschaftlichen Schlagworte, mit denen er seine Fantastereien immer ausschmückt. Er legt Wert darauf. seine Märchen so detailliert wie möglich aufzudröseln, weil er meint, dass sie dadurch glaubhafter klingen. Die Rods from Gad -Legende jedenfalls geht so: Laut Nicks Geheimquellen planen die Amerikaner, in der Erdumlaufbahn Satelliten zu stationieren, die mit zehn Meter langen und dreißig Zentimeter breiten Stäben aus Tungsten, einem seltenen Metall, bestückt sind. Ja, die genauen Abmessungen sind wichtig. Nach dem Abwurf würden diese Metallpfeile dann mit 36000 Fuß pro Sekunde, so schnell wie ein Meteor, auf der Erde einschlagen und eine gewaltige Explosion auslösen. Um den Luftwiderstand zu senken, würde ein Laser - weiterer Pflichtbestandteil jeder Geschichte - die Luft vor dem Stab vorher einfach wegbrennen. Tadaa, schließlich die Pointe: »Der Effekt wäre der gleiche wie bei einer thermonuklearen Explosion, bloß ohne die lästige Strahlung!«

Was würde ich mich freuen, wenn die Tagesschau demnächst eine Meldung darüber bringt, dass die USA eine neue kinetische Energiewaffe erfolgreich getestet haben. Nick hätte diesen kleinen Triumph verdient. Was er die letzten Wochen wohl gemacht hat? In der Redaktion hieß es, er habe sich krankgemeldet. Mandelentzündung oder so, frühestens in drei Wochen sei er wieder da, meinten die Kollegen. Unsinn, wahrscheinlich feiert er nur seine Reunion mit Sabina, Pärchen-Power every hour. Sie machen Liebe - Sabina ist eine, die so was ernsthaft sagt -, bringen danach ihre Baufi für die Doppelhaushälfte an der A4 auf den Weg oder gehen am 20-Prozent- Rabatt-Tag in den Baumarkt, um sich schon mal einen Laubwegbläser zu kaufen. Dann sei es eben so.

»Kapputt!«

Schon wieder hat mich die SS erledigt, nicht mal eine Sekunde, nachdem ich das Verlies betreten hatte. Es ist höchste Zeit für eine Pause. Sobald ich die Augen schließe, rollen schon diese dunklen Wellen über die Netzhaut, mit denen das Gehirn signalisiert, dass es gerne Schlaf hätte. Es war ein anstrengender Tag: Von neun bis sechs den Prakti de Luxe in der Redaktion spielen, danach ohne Umweg nach Hause und vor dem Bildschirm das nächste Dokument durcharbeiten. Vor allem an Tagen wie heute, mit 25 Grad im Schatten, fällt es mir schwer, den Rhythmus einzuhalten. Anders als Nick, der über das Wetter nie auch nur ein Wort verliert, spüre ich dann immer den Drang, mal rauszugehen. Durch das halboffene Fenster zieht der Geruch von Asphalt herein, auf den von morgens bis abends die Sonne gebrannt hat, und man hört, wie die Kinder unten auf der verkehrsberuhigten Straße kreischen. Normalerweise nervig, doch an diesem Spätsommerabend auf eine seltsame Weise beruhigend. Ich schaue raus. Zwei kleine Mädchen haben mit Kreide ein paar Platten auf dem Gehweg gelb umrandet und springen auf ihnen herum. Wie heißt das noch mal - Hüpfkästchen? Da ich durch die Zockerei ohnehin aus dem Tritt bin, kann ich auch richtig Pause machen. Ich stehe auf und hole mir aus dem Kühlschrank ein Bier; es ist so kalt, dass der erste Schluck in der Stirn schmerzt. Wollte immer mal nachschauen, woran das liegt. Seit Grönland gönne ich mir eine kleine Auszeit vom Kalorienzählen, ganz moderat natürlich, aber die harte Soldatendisziplin haut einfach nicht mehr hin. Nur ab und zu ein echtes Bier, mehr nicht, keine täglichen Jahrescurrywürste. Bisher hat es noch nichts geschadet, glaube ich. Beim Hinsetzen zwickt der Chip, den John mir gegeben hat, in der Zippo-Tasche meiner Jeans. Oft habe ich dieses kleine Stück Plastik in den letzten Wochen in die Hand genommen, es immer wieder rumgedreht, von allen Seiten genau angeschaut. Von seinem Geheimnis hat es trotzdem nichts preisgegeben. Es bleibt ein gesichtsloses Stück Kunststoff, zusammengebaut und verpackt von zwanzigjährigen Wanderarbeiterinnen in Vietnam, die abends im Schlafsaal ihre Hello Kitty -Decke über die Ohren ziehen und von Wochenenden in einem Wasserfreizeitpark träumen. Keine Seriennummer, kein Logo, nicht einmal ein spezieller Grauton im Plastik verrät, aus welcher abenteuerlichen Quelle dieser Chip stammt - genau wie der Inhalt: Auch hier haben sich die Herren von der Datacorp anscheinend viel Zeit genommen, um ihre Fingerabdrücke abzuwischen. Statt den Verzeichnissen Namen zu geben, sind sie nur durchnummeriert, kein Dokument enthält Metadaten, alle Dateien wurden mit Programmen erstellt, wie sie millionenfach auf der Welt im Einsatz sind. Selbst ein kurzer Check im Hex-Editor förderte außer Versionsnummern nichts zutage. Das macht natürlich auch Sinn, denn so hat der Besitzer des Chips nichts in der Hand, womit er zur Bild-Zeitung rennen könnte, falls doch kein gemeinsamer Einsatz zustande kommt - wohl ein Zugeständnis an die »Agencies« unter den Kunden. Es ist nur eine Scheibe Silizium ohne Eigenschaften, mit scheinbar wahllos zusammengewürfelten Anleitungen und Handbüchern, die haben es allerdings in sich. Als John von den »Key Systems « sprach, mit denen ich mich vertraut machen sollte, klang das noch ziemlich harmlos. Doch bei näherem Hinsehen hat sich das Pensum als Hardcore entpuppt, vor allem für jemanden wie mich, der fast zehn Jahre nichts mehr gelernt hat, und vorher eigentlich auch nicht: Grundlagen in Cobol, Mainframe-Architektur, Betriebssysteme. Von den meisten Sachen habe ich noch nie etwas gehört - dagegen sind die Apple-II-Lektionen der reinste Spaziergang. Heute stünde eigentlich VOS auf dem Stundenplan, ein altes Betriebssystem für Bankrechner. das nur auf speziellen Servern läuft, Maschinen, die 99,999 Prozent der Zeit online sein müssen. Ganz nebenher informiert mich der Text mit dem bescheidenen Titel »Overview« darüber, dass VOS in der alten IBM-Programmiersprache PL/I verfasst sei und man mit der auch »familiar« sein solle. Langsam fange ich an, mir Sorgen über die Bedeutung dieses Wortes zu machen: familiar, das kommt an ziemlich vielen Stellen vor. Zuerst hatte ich es immer gedeutet als »schon mal was von gehört haben«, doch langsam befürchte ich, die meinen damit »auskennen«, so im Nick'schen Sinne, bis in die letzte Programmzeile Bescheid wissen. Als jemand, der zeitlebens sein Querschnittswissen kultiviert hat, kann ich das natürlich nur ablehnen. Eine frohe Botschaft immerhin hat die Lektion von heute enthalten: Laut den Informationen auf dem Chip wickeln japanische Banken immer noch die Hälfte aller Kreditkartenumsätze über VOS-Maschinen ab, was meine Hoffnung nährt, bald mit einem Hubschrauber über Tokio einzuschweben - vorausgesetzt, die Geschichte stimmt. Vielleicht hat John aber auch einfach nur gemerkt, dass ich Drama so gerne mag wie er, und sich deshalb die Abseil-Story ausgedacht. Überhaupt erscheint mir die Begegnung am Rand der Arktis langsam ziemlich surreal. Ist das wirklich alles passiert? In den drei Wochen, die vergangen sind, seit mich Herr Andersson wieder am Airport in Kangerlussuaq abgesetzt hat, sind die Geheimnisse von Black Ridge II unter einer immer dicker werdenden Schicht aus Alltag verschwunden, wie ein Traum kurz vor dem Aufwachen, der nach der ersten Tasse Kaffee und ein paar U-Bahn-Stationen langsam verblasst und vor der Mittagspause schon aus dem Gedächtnis verschwunden ist. Egal, was wären die Alternativen? Da die Datacorp vorab kein Honorar überwiesen hat, muss ich mich wohl oder übel weiter jeden Tag der brutalstmöglichen Realität stellen - der Arbeit in der Redaktion. Etwas Gutes hat unser Urlaub zumindest gehabt: Währenddessen hat sich der Ratgeber-Reigen weitergedreht, und der Saure-Gurken-Klassiker »So erhalten Sie sich die Urlaubsentspannung« ist so an mir vorübergezogen, samt dem unvermeidlichen Hinweis »Räumen Sie Ihren Schreibtisch vorher auf!«.

Da wir selbst den Tipp natürlich nicht befolgt hatten, habe ich zwanzig Minuten gebraucht, um unter Nicks Stapeln den Themenplan zu finden, den die leitende Redakteurin einmal pro Monat reinreicht. Als ich ihn schließlich in der Hand hielt, wünschte ich mir, ihn nicht gefunden zu haben: Die nächsten Wochen verheißen nichts Gutes; schon auf den ersten Blick stachen reichlich »So«, »Wie« und »Sie« ins Auge: »So überwinden Sie den inneren Schweinehund«, »Wie Sie die ersten hundert Tage überstehen«, und das Allerschlimmste: »Liebe im Büro - so gehen Sie damit um«, Nach dem Ende der Lektüre hatte man den Eindruck, der Leser würde ohne die helfende Hand der Redaktion auf offener Straße einfach stehen bleiben und sich spontan entleeren. Nachricht an mich selbst: In der nächsten Konferenz dringend das Thema »So atmen Sie« vorschlagen. Zweite Nachricht an mich selbst: Aufhören, Nachricht an mich selbst zu sagen, weil total peinlich und Ferris-Büller-artig. Oder war das Parker Lewis, der »Coole von der Schule«, den auf unserer Schule zumindest keiner cool gefunden hätte? Für heute ist es genug mit dem Lernen. Jetzt was essen oder - genau, das ist es - spazieren gehen ! Habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Nicht Richtung Biergarten marschieren, nicht noch schnell in den Supermarkt hetzen oder eine Pizza holen - nein, ich werde einfach nur einmal um den Block laufen, flanieren, ohne Sinn und Ziel. Also streife ich mir ein neues lachsfarbenes Polohemd über und gehe runter. Jemand hat - böse, böse - die Haustür offen gelassen, sodass die Abendsonne hereinscheint und den Teppichboden im Flur ausbleicht. Nick nennt meine Wohnung wegen der bordeauxroten Auslegeware im Treppenhaus immer »das Dorint«.

Ich finde, damit tut er dem Haus Unrecht, schließlich hat der Apartmentblock bis auf den Teppich nicht viel, was ihm Klasse verleihen könnte. Außerdem dämpft die Auslegeware den Kinderlärm. Ein Meter hinter der Haustür überfällt mich ein ganz neues Lebensgefühl. Gerade, als ich an den Hüpfkästchen vorbeihuschen will, lacht mich eines der Mädchen an, was sonst nie passiert, da Kinder wie Hunde sind und meine Angst riechen können. Heute jedoch strahle ich anscheinend nicht die üblichen Sonderling-Vibrationen aus, die sonst immer drei menschenfreie Meter um mich herum garantieren. Ich fühle mich wie ein Sonnyboy, lächele zurück und bin kurz davor, etwas Belangloses zu sagen wie: »Na, darf ich mitmachen?«

Nick würde mich nicht wiedererkennen. Kein Zweifel: Etwas Besonderes liegt heute Abend in der Luft, irgendein Stoff, der die Menschen dazu veranlasst, sich wie Statisten in einem Musikvideo aufzuführen. Plötzlich spüre ich den Drang, die Sonnenbrille herunterzuziehen und über den Rand hinweg jemandem zuzuzwinkern, eine Bewegung, die in meinem Kopf - warum auch immer - untrennbar mit den Achtzigern verbunden ist. Oder ich möchte schnell Auto fahren und dabei mit der Hand im Fahrtwind surfen. Und weiß Gott: Vielleicht würde ich sogar ein Sakko an einem Finger über meine Schulter baumeln lassen. Den anderen Leuten scheint es ähnlich zu gehen, denn schon kurz hinter den Hüpfmädchen rauscht ein Mann auf einem rostigen Klapprad die Straße runter. Er ist ungefähr vierzig, trägt eine abgeschnittene Jeans, und quer über seine Halbglatze spannen sich extrem uncoole Plastik-Kopfhörer, die aussehen, als hätte er sie vor zehn Jahren bei Lidl gekauft. All das scheint ihm komischerweise nichts auszumachen. Er tritt wie ein Wahnsinniger in die Pedale, reckt seinen spillerigen rechten Arm in die Luft und johlt so schräg, wie das nur Leute tun können, die vergessen haben, dass sie Kopfhörer tragen: »Itz mei leeiiiif, änd itz nau ohr neeewah«, mit einem besonders lang gezogenen »neeeehwa«, Mit sechzehn hätten wir über den Typen mindestens eine halbe Stunde gelästert, heute bewundere ich ihn - ehrlich. Der Mann hat es geschafft, er ist eins mit dem Universum geworden. Ich beschließe, das zu meinem Ziel für heute Abend zu machen.

Extraleben - Trilogie
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