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Kurz vor zwölf. Die Sonne brüllt senkrecht auf den Baumarkt-Parkplatz runter. Vor der Bratwurstbude neben dem Eingang treten ein paar Männer von einem Bein aufs andere, von der Sorte, die man wohl »gestanden« nennt. Ihre Hände sind schmutzig, und ihre Nacken leuchten krebsrot vom Beete jäten, Terrassenfliesen verlegen oder Gartenhäuschen anstreichen. Was auch immer sie getan haben, Nick müsste es jetzt eigentlich auch tun. Und deshalb freut er sich umso mehr, in einem klimatisierten Raum sitzen zu dürfen, vor einem Rechner, an dem er sich in Ruhe die Zähne ausbeißen kann. Obwohl wir schon ein paar Stunden dabei sind, springt er weiter hoch konzentriert durch die Programme, als hätten wir den Grid gerade erst aufgeklappt. Meine Aufmerksamkeitsspanne ist längst abgelaufen, der letzte Kaffee liegt brutal lange vier Stunden zurück, und bis jetzt haben wir keine einzige Spur des Vorbesitzers im Speicher entdeckt. Jemand hat in der Kiste gründlich aufgeräumt, fast so gründlich wie ein Magnesium-Feuer.
»Ist es nicht langsam genug?«, erkundige ich mich.
»Warum? Ist doch unser Job«, giftet Nick zurück. Er kann es nicht ab, wenn sich ihm eine Maschine widersetzt, da wird er richtig piefig, der deutsche Ingenieur. Eigentlich ist er genauso ein Typ wie Hardy Krüger im »Flug des Phoenix«.
Da, wo sie mit dem Flugzeug in der Wüste abstürzen und der blonde Deutsche aus den Trümmern einfach eine neue Maschine baut. Genauso ist Nick drauf, und wehe, sein toller Masterplan geht nicht auf - dann sinkt die Stimmung. Oder vielleicht ist er auch nur unterzuckert?
»Soll ich was zu essen holen?«
»Hm.«
»Was?«
»Egal.«
Auf dem Weg nach draußen lächelt die Rezeptionistin sonnig rüber. Bestimmt muss sie das, weil es in irgendeinem Service-Leitfaden steht - oder sie ist wirklich auf der Suche nach jemandem mit Erfahrung. Das ist der Selbstbetrugs-Joker schlechthin, wenn man die Dreißig passiert hat: Sie will einen Mann mit Erfahrung. Ja, klar. Vor der Tür kocht der Dienstwagen in einer Parkbucht vor sich hin. Alles unverändert, keine Kratzer an den Schlössern oder so. Ich beuge mich runter und versuche, den Unterboden zu erkennen. Jetzt fange ich auch schon an. Wie viel Strom wohl unsere kleine Satelliten-Tarnkappe frisst? Nachher macht die Batterie schlapp, und was immer da unten ist, wacht wieder auf, findet raus, wo es ist und sagt seinen Chefs Bescheid.