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Fuck - können die ihre Dreckskoffer nicht tragen? Durch den kleinen Spalt unter der Zimmertür dröhnt das Quietschen der Rollenkoffer. Klingt nach einer halben holländischen Fußballmannschaft. Das dumpfe Quietschen, Schleifen und Lachen hört überhaupt nicht auf. Von so einem Scheiß ist man doch früher nicht wach geworden. Die Rockerweisheit stimmt wohl doch: If it's too loud, you're too old. Wenn's dir zu laut ist, bist du zu alt. Vielleicht hilft es ja, den Klamottenberg unten an die Tür ranzuschieben? Also aufstehen, rumtasten, stopfen. Kein Erfolg. Die Schrottpresse auf dem Gang wummert mit unverminderter Lautstärke weiter. Uhrzeit - was, schon fast vier? In spätestens drei Stunden springt Nick aus dem Bett und bläst scheißgut gelaunt zum Morgenappell. Also schnell wieder schlafen. Ich wanke an den halb geöffneten Vorhängen vorbei. Direkt neben einem Seiteneingang des Baumarkts steht ein Kombi mit laufendem Motor; der Innenraum glimmt wie eine Martinslaterne. Stehen die Leute etwa so früh auf, um irgendwelche Mörtel-Schnäppchen abzugreifen? Nein, wird sicher Personal sein, oder ein Wachdienst, oder Aushilfen, die Zeug in die Regale räumen.
» Verräumen, sagt der Profi«, würde Nick an dieser Stelle verbessern. Seit ihm ein Haus gehört, versteht er nämlich sehr viel von der etwas anderen »Hardware« - von Werkzeugen und Baubedarf. Er hat viele tolle neue Worte gelernt, die er zu jeder Gelegenheit mit der Welt teilt: mein Flachspül-WC, mein flächenbündiges Kochfeld, meine rektifizierten Fliesen. Und wehe, man fragt nach: Dann serviert er eine Erläuterung zu den Vorteilen eines Flachspül-WCs gegenüber einem, keine Ahnung, Tiefspül-WC, die weeeesentlich mehr Details enthält, als einem, lieb ist; geradezu analfixiert, oder, Sigmund? Erstaunlich, wie sehr er sich für Sachen begeistern kann, durch die kein Strom fließt. Früher undenkbar. Hausbesitzer zu sein bedeutet anscheinend, dass dich das Haus besitzt. Da - das Licht in dem Auto geht wieder aus. Ich presse die Augen zu. Wird wohl doch Personal gewesen sein.