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Der Name John Kaniũrũ begann von dem Tag an im ganzen Land Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, als im Radio vermeldet wurde, er sei zum Stellvertretenden Vorsitzenden von Marching to Heaven ernannt worden. „Kaniũrũ wer?“, fragten die Leute. Andere kommentierten: „Was für ein Name!“ Kaniũrũ schickte mehrere Fotos von sich an die Presse, doch brach ein Streit aus, als zwei Männer diesen Namen für sich beanspruchten. Beide gewannen den Fall. Beide behielten den Namen. „An euren Taten wird man erkennen, wer diesen Namen wirklich verdient“, urteilte der Richter. Und da sich die Zeitungen nicht festlegen konnten, wessen Bild sie abdrucken sollten, blieb nur eine Geschichte ohne Foto.
Einige Wochen später erfuhren die Leute – wiederum aus dem Radio –, dass Kaniũrũ gebeten worden sei, den Vorsitz im Untersuchungsausschuss zum Schlangenwahn zu übernehmen. „Derselbe Kaniũrũ?“, fragten die Leute. Erneut schickte Kaniũrũ mehrere Fotos unterschiedlicher Größe und Posen, doch wieder veröffentlichten die Zeitungen die Geschichte ohne begleitendes Bild. Kaniũrũ war so wütend darüber, dass er die einzelnen Herausgeber persönlich anrief: Warum hatten sie keines seiner Bilder verwendet? Sie schuldeten ihm keine Erklärung, ließen sie ihn wissen. Kaniũrũ war verbittert. Er sah die Herausgeber als seine Feinde an und war frustriert, weil er nichts gegen diese offensichtliche Neidintrige unternehmen konnte.
Er gab die Stelle als Lehrer am Eldares Polytechnic auf und verwarf den Lehrerberuf als reine Misere. Als Nächstes kaufte er sich einen nagelneuen Mercedes, bezahlte ihn bar und stellte einen uniformierten Chauffeur ein. Die dramatischen Veränderungen in seinem Lebenswandel, die der doppelten Ernennung folgten, bestätigten die Leute in dem Verdacht, er würde eine Rolle in der Affäre um Nyawĩra spielen, zumal später herauskam, dass sie seine Frau gewesen war.
Um die Universitätsprofessoren zu beeindrucken, die mit ihm in der Jugendbrigade zusammengearbeitet, ihn aber nur als kleinen Lehrer am Polytechnikum angesehen hatten, suchte Kaniũrũ sie im Büro oder gar zu Hause auf und gab vor, nur mal schnell vorbeischauen und nicht lange bleiben zu wollen. Im Gehen fragte er dann, ob jemand in die Stadt mitgenommen werden wolle, und versicherte ihnen, in seinem Mercedes, einem der neuesten Modelle, sei reichlich Platz. Da sie wussten, über welche Macht er jetzt verfügte, sahen sie ihn mit neidvoller Bewunderung an, nannten ihn einen Großen Mann und fragten ihn, wann sie ihn wieder treffen könnten, um ihre Freundschaft zu erneuern und ihm eine kleine Aufmerksamkeit zu überreichen. „Wir Lehrer sollten zusammenhalten“, sagten sie. „Ich bin kein Lehrer“, berichtigte er sie dann, und sie entschuldigten sich schleunigst für ihre Unüberlegtheit. Er genoss diese Momente, in denen diejenigen, die sich immer für etwas Wichtigeres gehalten hatten, vor ihm krochen und um sein Wohlwollen buhlten.
Er hatte eine Idee. Warum nicht den Genuss noch erhöhen? Warum nicht ein Besuch bei Matthew Wangahũ, Nyawĩras Vater, dem Mann, für den er, Kaniũrũ, zu armselig für die Hand seiner Tochter gewesen war? Vielleicht verbarg sich Nyawĩra ja dort? Warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?
„Auf zu Wangahũ“, sagte er, streichelte seinen Mercedes und redete mit ihm, als wäre er ein Pferd.