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Die beiden Hauptpfeiler seiner Macht, das Militär und der Westen, waren beträchtlich ins Wanken geraten. Der Herrscher musste einen Weg finden, sie wieder zu festigen, und wollte beiden zeigen, dass seine Macht nicht ausschließlich von ihnen abhing. Und welch besseren Weg konnte es dafür geben, als die aufsässige Menge ohne die Hilfe des zögerlichen Militärs auseinanderzutreiben? Aber wen außer Armee und Polizei konnte er dazu einsetzen?
Der Herrscher wusste, dass er keinem Minister seines Kabinetts mehr trauen konnte. Er hatte Berichte erhalten, wonach einige Minister wie schon die Armeeoffiziere, möglicherweise dem Vorbild des in Ungnade gefallenen Sikiokuu folgend, unlängst gesehen worden waren, wie sie sich bei westlichen Botschaften einschmeichelten. Gemstones Bemerkung, dass er ziemlich genau wisse, was im Kabinett vor sich gehe, ließ ihn vermuten, dass einige Minister bezahlte Spitzel waren. Um die Pläne der Informanten zu durchkreuzen, hatte er beschlossen, keine Kabinettssitzungen mehr abzuhalten. Jetzt, da Machokali und Sikiokuu nicht mehr da waren, erkannte der Herrscher, wie sehr er in Krisenzeiten von ihnen abhängig gewesen war. Nicht, dass er sie vermisste, denn schließlich hatte er sie durch Tajirika und Kaniũrũ ersetzt, bei denen er sicher sein konnte, dass sie ihm nach dem Mund redeten. Aber auch sie spielte er gegeneinander aus. Oft traf sich der Herrscher nur mit einem von beiden. Es gab Dinge, die zwischen ihm und Kaniũrũ blieben und andere, die er mit Tajirika allein besprechen wollte. Er wusste, dass beide Gauner waren. Und auch wenn sie einander hassten, musste er verhindern, dass sie sich gemeinsam gegen ihn verschworen. Meine Sonderberater, nannte er sie liebevoll, und an sie wandte er sich nun mit der Bitte um Hilfe bei der Suche nach geeigneten Maßnahmen, die Menge auseinanderzutreiben. Kaniũrũ war als Erster dran.
Kaniũrũ machte zwei Vorschläge. Wenn der Herrscher aus irgendwelchen Gründen nicht die Streitkräfte einsetzen wolle, dann solle er sich gegenüber allen Aufforderungen zur Zurückhaltung seitens des Auslands taub stellen und Kaniũrũs Leuten die Erlaubnis geben, der arroganten Versammlung eine Lektion zu erteilen. Andernfalls müssten alle Anstrengungen verstärkt werden, den Herrn der Krähen zu ergreifen, der anschließend unter Androhung von Folter und Tod gezwungen werden sollte, seine Zauberkräfte einzusetzen, um die verrückt gewordene Menge von ihrem Schlangenwahn und allen verwerflichen Gedanken zu heilen. Er, Kaniũrũ, habe dem Herrn der Krähen bereits Schlingen ausgelegt. Auch wenn sich die Beute erst noch darin fangen musste, sei er überzeugt, dass der Herr der Krähen und die Hinkende Hexe über kurz oder lang seiner Spürnase nicht entgehen würden, fügte er hinzu und lachte.
Auch Tajirika riet dazu, die Dienste des Herrn der Krähen in Anspruch zu nehmen, legte aber den Schwerpunkt auf die unbegrenzte Herstellung von Burĩ-Scheinen, die man anschließend in zwei Haufen teilen sollte.
Der erste würde dazu dienen, ausländische Währungen zu kaufen, die anschließend, zusätzlich zu dem bereits sich dort befindenden Geld, bei Schweizer Banken deponiert werden sollten. Der Herrscher könnte mit dem Geld auch Land in Steueroasen kaufen. Als Gouverneur der Central Bank würde Tajirika natürlich sicherstellen, dass das neue Geld unverzüglich in Umlauf gelangte; und er trete für die Gründung einer neuen Bank ein, der Mwathirika Ltd.
Das Geld vom zweiten Haufen würde dazu verwendet werden, die Menge auf die effektivste, öffentlichkeitswirksamste und friedlichste Weise auseinanderzubringen. Der Herrscher müsste lediglich einen Tag ansetzen, an dem Geld auf die wartende Menge regnen würde wie Manna vom Himmel. Zu diesem Termin würden vier Hubschrauber, in der Mitte der Menge beginnend und dann in Richtung Westen, Osten, Süden und Norden fliegend, Burĩ-Scheine abwerfen. Die Balgerei um das Geld würde die Dissidenten in alle Winde zerstreuen.
Die Gründung einer Bank zur Geldwäsche hörte sich wie ein Geniestreich an. Wenn man den Herrn der Krähen zwingen würde, das Geheimnis der Dollars, die auf Bäumen wuchsen, preiszugeben, ließe sich dieser Geldsegen ohne Weiteres auf den Wegen, die man bereits mit den Burĩ erprobt hatte, national wie international in Umlauf bringen. Die Idee der Mwathirika Bank war so verlockend, dass der Herrscher darauf bestand, Tajirikas Frau Vinjinia als nominelle Gründerin und Geschäftsführerin und die Söhne des Herrschers als Aufsichtsräte einzusetzen. Tajirikas zweiter Vorschlag war ebenso brillant, weil er das gewünschte Ziel ohne Blutvergießen erreichte.
Ein Gauner nach meinem Geschmack, murmelte der Herrscher vor sich hin, fasziniert von der einfachen Schönheit von Tajirikas Plan, und er war glücklich, ihn zum Gouverneur ernannt zu haben. „Und, Titus“, sprach der Herrscher plötzlich, als lobte er ihn für die Klarheit seines Plans, „wir haben einen Stuhl und Kleidung, die, wenn ich es richtig verstanden habe, aus Sikiokuus Büro stammen. Siehst du jetzt, mit was für Ministern ich mich umgeben habe? Die sich selbst zum Erben meines Throns ernannt haben? Ich glaube nicht – ich meine, bewahre du diese Beweise des Verrats für mich hinter Schloss und Riegel auf, bis ich entscheide, was ich mit Sikiokuu und seinen Verschwörern machen werde.“
Tajirika spürte bei dieser Äußerung, dass der Herrscher mit den Streitkräften nicht mehr zurechtkam und fühlte sich durch das neue Vertrauen, das der Herrscher ihm entgegenbrachte, ermutigt, einen allgemeineren Rat anzubringen.
„Vielen Dank für das Vertrauen, mit dem Sie mich beehren. Ich schwöre Ihnen, Sie niemals zu hintergehen. Und wenn ich mir das noch zu sagen erlauben darf, so brauchen Sie neue, unverbrauchte Ohren und Augen im State House, um offenzulegen, was der eine oder andere vorhaben könnte, Augen, die auch die Befehlshaber der Streitkräfte im Auge behalten, eine Art Super-Auge auf das Militär.“
„Ich glaube kaum, dass deine Erfahrungen in militärischen Angelegenheiten darüber hinausgehen, ein Militärlager mit Scheiße und Urin in deine Gewalt zu bringen“, sagte der Herrscher kühl, dem die Andeutungen Tajirikas zu seinem Missbehagen gegenüber dem Militär nicht gefielen. „Halte dich lieber ans Geld.“
Das war ein Fehltritt, dachte Tajirika und fragte, um ihn zu korrigieren eilig: „Wann soll ich meinen Finanzplan umsetzen?“
„Ich werde darüber nachdenken“, antwortete der Herrscher.
Tajirikas Plan stand in Einklang mit der Philosophie des Herrschers, dass Gier und Egoismus die Welt regierten. Aber Kaniũrũs Pläne erhielten den Vorzug.
Doch dann geschahen Dinge, die Tajirikas Plan plötzlich aus den Gefilden der Ästhetik in die Dringlichkeit der Praxis beförderten.