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Kamĩtĩ wusste weder, womit er beginnen, noch, was er der Versammlung sagen sollte. Wieder wünschte er sich, eine Gelegenheit gehabt zu haben, mit Nyawĩra zu reden. Weil es aber nicht dazu gekommen war, war er jetzt auf sich gestellt. Von Natur aus Einzelgänger, redete er nicht gern in der Öffentlichkeit, und hier hatte er eine in gespannte Aufmerksamkeit versetzte Menge vor sich! Er hatte die Identität des Herrn der Krähen als Tarnung angenommen, als ein Spiel, und nun erwartete man von ihm, dass er dieser Identität gerecht wurde. Er war beileibe nicht aus freien Stücken hier und sollte jetzt reden, als wäre er aus eigenem Antrieb gekommen. Er verabscheute Lügen und jemanden zu belügen, wenn auch nur zu privaten Zwecken, und jetzt sollte er hier öffentlich zum Vorteil eines anderen die Unwahrheit sagen. Er hatte sein Leben mit der Wahrheit verbinden wollen – selbst als Weissager hatte er Arglist so weit wie möglich vermieden – und hier stand er nun, und sein Leben hing von einem falschen Geständnis ab.
Die Überzeugung, lieber vor der Menge sterben zu wollen, als dass man ihn wie Machokali verschwinden ließ, machte ihm Mut.
„Ihr habt alle gesehen, dass ich von bewaffneten Männern eskortiert wurde, damit ich nicht vom Weg abkomme. Deshalb möchte ich mich zuerst bei meinen Begleitern und Bewachern bedanken und ihnen sagen, wie sehr ich das zu schätzen weiß.“
Einige lachten, und das verschaffte ihm ein wenig Erleichterung.
„Man hat mich gebeten, über die Schwangerschaft des Herrschers zu sprechen, über Nyawĩras Versteck, Machokalis Verschwinden und über die Warteschlangen. Ich darf nur die Wahrheit sagen. Danach, so lautet meine Anweisung, soll ich die Dämonen vertreiben, die von euch Besitz ergriffen und euch gezwungen haben, Schlangen zu bilden und euch zu organisieren. Ich soll eure Seelen vom Verlangen nach Widerstand heilen.“
Wieder lachten einige. Andere wurden nervös. Aber als er mit seinem Geständnis begann, herrschte absolute Stille.
Er spürte, wie sich seine Zunge löste.