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Wie hält man Fakten und Fiktion auseinander, wenn man erzählen will, was die Frauen an jenem Tag anstellten? Alle, die die Geschichte wiedergaben – und es gab zahlreiche Versionen – behaupteten steif und fest, alles mit eigenen Augen gesehen zu haben. Unstrittig war Folgendes: Es hatte nie zuvor eine so große öffentliche Kundgebung wie die aus Anlass der Einweihung des Bauplatzes für Marching to Heaven gegeben.
Wer war für diese Menschenmenge verantwortlich? Die Parteianhänger? Die Radiosender, die die Menschen drängten, zum Bauplatz zu kommen? Die Antwort liegt wahrscheinlich in der amtlichen Erklärung, die Big Ben Mambo in seiner Eigenschaft als Informationsminister herausgab: Die Delegierten der Global Bank seien die Ehrengäste. Das gab den Gerüchten neue Nahrung, die Delegation sei angereist, um Geld direkt an das Volk zu verteilen, eine deutliche Abkehr von ihrer üblichen Praxis, es vollständig dem Staat zu überlassen.
NGOs meldeten sich zu Wort und gaben der Bevölkerung Ratschläge, wie sie das Geld verwenden sollten. Andere sprachen von den Rechten der einfachen Leute gegenüber Aufmerksamkeiten von Banken. Einige feministische Gruppen protestierten, dass die Mitglieder der Global-Bank-Delegation ebenso wie die Minister, die die Delegierten von einer Warteschlange zur anderen führten, ausschließlich Männer seien. Sie sahen darin eine chauvinistische Intrige und gründeten die „Nur für Frauen“-Bewegung, die einen Teil des Geldes für sich beanspruchte. Rivalisierende NGOs bildeten eigene Warteschlangen mit eigenen Parolen.
Als der große Tag anbrach, mäanderten sämtliche Menschenschlangen, die unterschiedlicher Anliegen wegen in Eldares wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, zum Park. Die Leute aus entfernteren Gegenden hatten bereits Tage vor dem Ereignis ihr Lager am Bauplatz aufgeschlagen.