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„Ehrlich! Haki ya Mungu! Wie ich so allein vor der Zelle saß, ohne jemanden zum Reden zu haben, stellte ich mir ähnliche Fragen, aber das war schwierig. Könnt ihr euch vorstellen, was es heißt, sich mit seinen Gedanken herumzuschlagen, ohne dass einem eine Menschenseele hilft, mit den zahllosen Warums und Wies im Kopf zurechtzukommen oder Wirklichkeit von Fiktion zu trennen. Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist, wenn man tagaus, tagein, am hellen Tag und in der dunklen Nacht vor sich hinbrütet?“
Was A.G. in Gedanken hin und her wälzte, war der zwei Zeilen lange Brief, den der Herr der Krähen an Machokali geschrieben hatte. Ein Satz ließ ihn nicht los: „Passen Sie auf sich auf.“ A.G. dachte daran, was der Herr der Krähen an jenem Tag in der Bar in betrunkenem Zustand herausgestottert hatte: „Meine Nachricht war für eine Person gedacht, für eine einzige: Machokali, den Minister für Auswärtige, ich meine, für Auswärtige Angelegenheiten. Und ich wollte ihm nur eines mitteilen … Passen Sie auf sich auf.“
„Ehrlich! Haki ya Mungu, der Herr der Krähen hatte das alles vorhergesehen!“, rief A.G. immer, wenn er später die Geschichte von damals erzählte.
Aber was genau hatte der Zauberer vorhergesehen? Je länger er darüber nachdachte, desto mehr neigte A.G. dazu, den Gedanken zu verwerfen, dass der Herr der Krähen der Urheber des Verschwindens des Ministers war. Das Undenkbare, dass der Herrscher darin verwickelt sein könnte, drängte sich ihm auf. Vor dem Verschwinden hatte A.G. keinen Widerspruch in seinem Glauben an den Herrscher, an Gott und an den Herrn der Krähen gesehen, weil er in diesen drei Wesen Ideale verkörpert sah, die irgendwie den Menschen dienten. Jetzt aber kamen ihm zum ersten Mal ernsthafte Zweifel. Und obwohl er gern Gesellschaft gehabt hätte, wünschte er sich nun keine mehr, denn diese Gedanken konnte er mit niemandem teilen. Lieber kämpfe ich mit meinen Zweifeln, sagte er sich, und behalte alle Antworten für mich. Vielleicht ist es auch das Werk von Machokalis Erzfeind, Staatsminister Sikiokuu.
„Seltsam war nur, dass ich mich, während in meinem Hirn zahllose Fragen durcheinanderwirbelten, voller Klarheit daran erinnerte, wie Machokali die Hand hob und mir zuwinkte, als wollte er sich verabschieden. Wen würde man als Nächsten verschwinden lassen? Das wusste nur der Herr der Krähen, und der sagte nichts als ‚wenn‘.“
A.G.’s Hoffnung, alles herauszufinden, lag einzig in der Wiederherstellung der Stimme des Herrn der Krähen.