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„Ich erfuhr von der Krankheit“, schreibt Din Furyk von der Harvard Medical School in seinem Tagebuch, „weil Dr. Clarkwell einer meiner ehemaligen Studenten ist und stets meinen Rat suchte, wenn er sich schwierigen Fällen gegenübersah. Seine Beschreibung dieses speziellen Falles erregte meine Neugier so sehr, dass ich alles stehen ließ und nach New York fuhr. Man schleuste mich durch die Absperrungen direkt in die Suite des Herrschers, die drei obersten Etagen des Fifth Avenue VIP Hotel, wo ich sofort Dr. Clarkwell und Dr. Kaboca konsultierte. Wie schlimm es stand, war daran zu sehen, wie ratlos beide die Köpfe schüttelten und sagten, der Herrscher sei den ersten Untersuchungen zufolge, abgesehen von seinem Anschwellen, kerngesund. Ich betrat das Zimmer des Patienten. Weitere Fragen wollte ich erst stellen, nachdem ich ihn untersucht hatte.
Er saß auf dem Fußboden, den Rücken an die Wand gelehnt. Ich fühlte seine Stirn, maß Fieber und hörte sein Herz ab. Alles war normal, obwohl er vor Erschöpfung ein wenig zu keuchen schien. Aber seine Augen, diese Augen – ich habe nie bei einem Erwachsenen einen solchen Blick gesehen. Verängstigt und hilflos wie Kinderaugen, in denen die Angst vor dem Unerwarteten und Unbekannten sitzt.
Der Herrscher, wie ihn sein Gefolge ausnahmslos nannte, schien seine Fähigkeit zu sprechen verloren zu haben. Zum Glück konnte er noch lesen, was man ihm vorlegte. Dann nickte er für ein Ja oder schüttelte den Kopf für ein Nein. Aber selbst dieses angedeutete Ja oder Nein kam nur selten und eher abrupt.“
Din Furyk berichtet, wie er verlangt hatte, Blutproben nehmen zu können, um herauszufinden, ob der Patient Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion aufwies oder ob er unter einem nephrotischen Syndrom, einer Zystenniere oder einer Form von Morbus Cushing litt, das durch einen überhöhten Cortisolspiegel im Blut ausgelöst wird, oder an irgendeiner anderen Krankheit, die nach Kenntnis der Wissenschaft mit Fettleibigkeit verbunden war. Trotz Dr. Wilfred Kabocas Versicherung, der Herrscher habe niemals Steroide eingenommen und Viagra sei die einzige Droge, für die er einen unersättlichen Appetit entwickelt habe, dachte er auch an die Möglichkeit einer von Steroiden hervorgerufenen Fettleibigkeit.
Anschließend beschreibt Furyk seine Versuche, sich in Gesprächen mit Ministern und Sicherheitsleuten ein Bild von der medizinischen Vorgeschichte des Herrschers zu machen. „Keiner konnte ein bisschen Licht in die Angelegenheit bringen. Wenn ich ihnen eine Frage stellte, zum Beispiel ‚Wann ist die Krankheit ausgebrochen?‘, oder ‚Wann haben Sie die ersten Symptome der Krankheit bemerkt?‘, schauten sie zuerst zum Herrscher hinüber, sahen sich dann gegenseitig an und meinten, sie wüssten es nicht. Afrikaner, oder sollte ich sagen, Schwarze im Allgemeinen, sind seltsam.“
An dieser Stelle schweift der Professor ab und lässt sich über den Charakter des Afrikaners aus. Im Tagebuch finden sich viele Bemerkungen wie „Gesichter, in denen man nur schwer lesen kann“, „ein Gesicht wie eine Maske“ und „die Minister konnten mir nicht in die Augen sehen, die flackerten wie bei Schwindlern“. Auch der Leibarzt des Herrschers wird in Frage gestellt und als „nicht anders als die Minister“ beschrieben, weil er Informationen nur widerstrebend preisgab und auch nur dann, wenn er sich außer Hörweite der anderen befand.
Einzig Mr. Machokali, der Minister für Auswärtige Angelegenheiten, wird in dem Tagebuch lobend erwähnt als jemand, der akzentfrei spricht und eine direkte Art hat. Er gilt als jemand, der im Westen ausgebildet worden ist. „Ein seltener Geist, dieser Mann, ganz außergewöhnlich. Könnte auch Produkt von Harvard oder einer anderen Eliteuniversität sein.“
„Weil sie alle nichts taugten“, schreibt Professor Furyk, „beschloss ich, die Laborergebnisse abzuwarten.
Ich war schockiert, als herauskam, dass keinerlei Befund vorlag! Wie war das möglich? Woher diese kontinuierliche, selbst induzierte Expansion des Körpers? Sein Bauch war straff wie eine Trommel und jedes Mal, wenn ich dagegen klopfte, kam ein Laut aus seinem Mund. ,Krr‘ oder war es ,Koralle‘ oder ,kriechen‘ oder ,krude‘? Ich nahm Dr. Clarkwell und Dr. Kaboca beiseite, um mich mit ihnen zu beraten. Was konnte der Herrscher mit ,Koralle‘ oder ,kriechen‘ oder ,krude‘ andeuten wollen? Dr. Kaboca reagierte seltsam: Er sei Arzt für den Körper, kein Entschlüssler von Worten; es sei besser, die Minister zu befragen, denn die seien Politiker, und Politiker seien bekannt für ihre Worte. Ich wandte mich an die Minister. Alle Blicke richteten sich auf Machokali.“