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Als Kind hatte Kamĩtĩ Geschichten von Frauen gehört, die in den großen Wassern hausten und manchmal neben ahnungslosen Schwimmern auftauchten und sie zu den Ufern der Meere begleiteten. Ihre Gesichter waren sehr schön, die Oberteile ihrer Schwimmkleider legten sich zart über die aufgerichteten Brustwarzen und ihre schmalen Hüften schienen den Betrachter zur Umarmung einzuladen.
Häufig konnte man sie, wenn man am Ufer stand, draußen auf dem Meer erkennen, wie sie auf den Wellenkämmen ritten, Wasser nach allen Seiten spritzten und einander zu unbekanntem Ziel antrieben. Manchmal summten sie schwimmenden Männern die lieblichsten Melodien ins Ohr, und nur wenige konnten, vor allem wenn sie allein waren, der Macht dieser wortlosen Lieder widerstehen. Es gab furchterregende Geschichten von Männern, die diesen Wasserwesen bis zu ihren Verstecken auf dem Meeresgrund folgten, nur um festzustellen, dass die Frauen keine Beine hatten, sondern ihre Unterleiber aus Fischschwänzen bestanden, deren Schuppen groß genug waren, jemanden in tausend Stücke zu schneiden. Einige hatten Glück und entkamen, aber viele von ihnen blieben für immer verschwunden, Opfer der Verlockungen dieser Wellenreiterinnen.
Andere Geschichten erzählten von Frauen, die jede beliebige Gestalt annehmen konnten. Sie verwandelten sich in Gazellen oder Antilopen, meistens aber in Katzen. So manchem jungen Mann war es passiert, dass er in der Abenddämmerung Hand in Hand mit der Frau seiner Träume spazierenging, auf die Dunkelheit wartend, um seine Begierden zu stillen, und plötzlich in die glühenden Augen einer Katze schaute.
War Nyawĩra eine dieser Frauen aus seinen Kindheitsängsten? Verschiedene Bilder von ihr gingen ihm durch den Kopf. Im Büro war sie Sekretärin gewesen, am Straßenrand hatte sie ihn getröstet und am Abend war sie Bettlerin unter Bettlern. Später dann, im offenen Grasland, rannte sie ihm und drei Polizisten mühelos davon. Jetzt verhinderte sie seine Flucht und ließ eine züngelnde Schlange vor seinem Gesicht tanzen. Und da war noch etwas: Als sie erzählte, hatte sie ständig ihre Stimme verändert, je nachdem, welche Person sie gerade nachahmte. Sagte nicht auch die Häufigkeit, mit der sie ihren Namen gewechselt hatte, etwas aus, und hatte sie nicht unverletzt einen Autounfall überstanden? Dazu die Geschichte über den brüllenden Esel vor der Klinik … Irgendetwas an ihr stimmte nicht.
Eine Mischung aus Furcht, Enttäuschung und Neugier erfasste ihn. Vor Schlangen hatte ihm schon immer gegraut. Allein ihre Erwähnung ließ ihn schaudern. Sie hatte gesagt, sie sei giftig! Ein Biss in Nase oder Auge wäre sein sicheres Ende. Was für ein Tag! Was für eine Nacht! Der Tag hatte erlebt, wie man ihn beinahe auf einer Müllhalde verscharrt hätte, die Nacht aber würde sein Ende durch einen Schlangenbiss erleben! Er hatte Angst davor, was als Nächstes passierte. Würde sie sich vielleicht in eine Antilope verwandeln, in eine Gazelle der Savanne oder in eine Katze? Oder in die Meerjungfrau, die sie eigentlich war? Sie schien zwar Mensch zu sein, aber bei diesen Frauen konnte man niemals sicher sein. Und was hatte ein Wasserwesen überhaupt an Land zu suchen? Er schaute ihr in die Augen und sah die Lichter, die darin tanzten. Nein, sie versuchte ihn zu hypnotisieren, um seine Aufmerksamkeit von der Schlange abzulenken.
Sein Blick konzentrierte sich wieder fest auf die Schlange. Langsam ging er rückwärts, doch die Wasserfrau folgte ihm Schritt für Schritt, passte sich dem Rhythmus seiner Bewegungen an. Als er in ihr Schlafzimmer trat, bemerkte er das große Bett in der Mitte des Raumes nicht, er war vollkommen gebannt von der drohenden Gefahr. Sobald sie ihren Auftrag, seinen Tod durch Schlangenbiss, erfüllt hatte, würde sie sich in einen Vogel verwandeln und davonfliegen, um andere ahnungslose Männer in die Falle zu locken, oder ins Meer zurückkehren, um ihren Wasserschwestern von ihrem großartigen Triumph zu berichten.
Trotz stieg in Kamĩtĩ auf. Selbst ein Ochse im Schlachthaus leistet bis zum bitteren Ende Widerstand; er wollte kein hilfloses Opfer sein. Er stürzte sich auf Nyawĩra.
Sie rangen auf dem Boden, und Kamĩtĩ fasste nach der Hand, in der sie die Schlange hielt. Nyawĩra aber war zu schnell für ihn; sie entwand sich seinem Griff, packte sein Hemd und er zog gleichzeitig an ihrem Kleid. Kurz darauf waren beide halbnackt. Sie ließen voneinander ab und starrten sich fasziniert an. Kamĩtĩ hatte noch nie einen so langen, so schönen Hals gesehen. Ihre Augen strahlten immer noch wie die einer Katze in der Nacht. Er sah sich nach der Schlange um und entdeckte sie leblos auf dem Boden.
„Ach die, die ist aus Plastik!“, sagte sie kichernd.
Kamĩtĩ begriff überhaupt nichts; er war wie gelähmt von Nyawĩras Anblick, ihrem langen Gazellenhals, den vollen, festen Brüsten, ihren harten Brustwarzen in der Farbe von Brombeeren, dem Leuchten in ihren Augen, das Nyawĩra beseelte. Erst ein oder zwei Sekunden später dämmerte ihm, was sie gesagt hatte.
„Eine Plastikschlange?“, fragte er. Erleichterung mischte sich mit Unglauben.
„Ja“, antwortete sie und lachte wieder.
Wut trat an die Stelle seiner Erleichterung. Nyawĩra spürte das und versuchte, sich seinem Zorn zu entziehen. Langsam ging er auf sie zu, als wollte er ihr an den Kragen. Schweigend umkreisten sie einander. Kamĩtĩ versuchte sie zu packen, doch es gelang ihr, ihm auszuweichen. Dann warf er sich plötzlich auf sie und sie fielen auf das Bett. Sie fanden sich und ihre Lippen trafen aufeinander.
Seit jenem unglückseligen Morgen mit Wariara war Kamĩtĩ nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen. Der Liebesakt damals hatte Abscheu in ihm hinterlassen und sein Verlangen gedämpft. Deshalb hatte er während seiner Enthaltsamkeit nicht das Gefühl gehabt, als fehlte ihm etwas. Jetzt aber erkannte er, dass seinem Leben etwas Wichtiges abgegangen war. Nyawĩra ging es ähnlich. Ihre Beziehung mit Kaniũrũ hatte ihr die Liebe vergällt, und sie hatte sich auf keinen Mann mehr eingelassen. Beide fühlten sich mit einer Macht zueinander hingezogen, der sie nicht widerstehen konnten.
„Langsam und sanft“, sagte sie. „Manche Männer haben es eilig, als kämen sie zu spät zu einem Geschäftstermin. Eine Frau ist kein Selbstbedienungsladen.“
Sie führte seine Hände zu ihren Brustwarzen, dann hinunter zu ihren Schenkeln. Seine Berührung ließ sie seufzen und schwer atmen, und beide waren bereit, einen Schritt weiterzugehen.
„Zieh es jetzt über“, forderte Nyawĩra ihn auf.
„Was?“, fragte er benommen.
„Hast du kein Kondom?“
„Ein Kondom? Nein!“, antwortete er.
Es war, als wäre Nyawĩra von roten Ameisen gebissen worden. Abrupt stieß sie ihn von sich, sprang auf und setzte sich aufs Bett.
„Was habe ich falsch gemacht?“, fragte Kamĩtĩ verwirrt.
„Falsch? Habe ich richtig gehört?“, fragte Nyawĩra außer sich vor Wut. „Du willst ohne Kondom in mich rein?“
„Ich habe schon eine ganze Weile keine Kondome mehr bei mir. Ich habe gedacht, du nimmst die Pille oder …“
„Glaubst du, eine Schwangerschaft ist das Schlimmste, was einer Frau zustoßen kann? Eine Schwangerschaft ist nichts Bösartiges. Sie wird erst zum Problem, wenn die Menschen nicht bereit sind, die Verantwortung zu tragen, nachdem sie ein Kind in die Welt gesetzt haben. Hast du noch nichts von dem Virus gehört? Schwangerschaft bedeutet Leben, das Virus den Tod.“
„Ich bin nicht infiziert.“
„Woher willst du das wissen? Und selbst wenn du es weißt, woher willst du wissen, dass nicht ich AIDS habe, oder Syphilis oder Tripper oder irgendeine andere Geschlechtskrankheit?“
Unbehagen hatte das Verlangen verdrängt. Kamĩtĩ ging ins Bad, um sich unter der kalten Dusche abzukühlen. Nyawĩra wartete, bis er fertig war, dann duschte auch sie. Beide zogen sich wieder an. Kamĩtĩ ging, nachdem er sein Hemd, dem jetzt die Knöpfe fehlten, übergestreift hatte, ins Wohnzimmer, Nyawĩra verschwand in einem frischen Kleid in der Küche.
Kamĩtĩ musste an die Zeit mit Wariara denken. Über ihr Sexleben, bevor sie einander begegnet waren, hatten sie nie gesprochen; er war überrascht, wie wenig er darüber wusste. Und als er jetzt an ihre zufällige Begegnung an der Angel’s Corner dachte, fühlte er sich unwohl in seinem Körper. Was wäre, wenn er sich bei ihrer einzigen intimen Begegnung das Virus geholt hatte und ihn beinahe weitergegeben hätte … Nein, er wollte nicht an seine Sorglosigkeit denken. Er war Nyawĩra dankbar, dass sie ihn gebremst hatte, und dies umso mehr, als sie jetzt seine Gedanken unterbrach, indem sie ihm einen Tee anbot.
„Es tut mir leid“, sagte er. „Ich hätte es nicht so laufen lassen dürfen. Ich habe mich noch nie so zu jemandem hingezogen gefühlt. Normalerweise will ich den anderen besser kennenlernen, bevor es dazu kommt. Doch etwas an dir gibt mir das Gefühl, als würden wir uns schon immer kennen. Vielleicht hat das damit zu tun, was wir heute gemeinsam erlebt haben. Aber ich möchte nicht, dass du den Eindruck bekommst, ich würde mein Verhalten entschuldigen.“
„Mir tut es auch leid. Auf dem College hatte ich immer eine Handvoll Kondome in der Handtasche, weil ich damals schon überzeugt war, dass sich Menschen, die einander nicht so gut kennen, gegenseitig schützen sollten. Man kann nie wissen, wer den Tod in die Liebe trägt. Nachdem ich geheiratet hatte, habe ich das gelassen, und auch nach meiner Ehe habe ich die schlechte Angewohnheit beibehalten, mich nicht auszustatten. Inzwischen hätte ich es besser wissen müssen. Man kann nicht ahnen, wann man in eine Situation gerät, in der der Körper den Willen ausschaltet. Wenn sich heute in Zeiten des tödlichen Virus’ jemand weigert, ein Kondom zu benutzen und trotzdem bis zum Äußersten gehen will, dann ist er mein Feind und nicht mein Liebhaber. Ich lasse nicht zu, dass er mich anfasst. Deswegen habe ich dich weggestoßen. Weil ich dachte, du gehörst zu denen, die es für unmännlich halten, ein Kondom zu benutzen.“
„Du hast vollkommen recht.“
Die Stimmung zwischen ihnen entspannte sich.
„Was sollte denn das mit dieser Plastikschlange?“, fragte Kamĩtĩ in ruhigem Ton.
„Hast du wirklich gedacht, sie lebt?“
„Ich hatte das Gefühl, sie lebt, mit den rollenden Augen und der Zunge, die sich bewegt hat. Ich habe wahnsinnige Angst vor Schlangen. Und ich hasse Späße mit Schlangen.“
Nyawĩra sah ihm forschend ins Gesicht. Nein, Kamĩtĩ und sie gehörten nicht zum selben Schlag: Sie waren auf unterschiedlichen Wegen vor die Tore des Paradise geraten. Sie hatten lediglich die Bettlerkleider gemeinsam, die sie trugen. Mehr nicht. Aber er schien ein gutes Herz zu haben. Er war in armen Verhältnissen aufgewachsen, könnte also einer der ihren sein. Dann fiel ihr ein, Kaniũrũ gehörte jetzt trotz seiner bescheidenen Herkunft zur Jugendbrigade des Herrschers und schützte die Reichen vor den Armen. Sie hielt sich zurück. Kamĩtĩ könnte sich als ein weiterer Kaniũrũ entpuppen. Außerdem schien er ihr ein Einzelgänger, der sich nur von seinen Gefühlen leiten ließ.
„Heutzutage kann sich eine Frau nicht mehr gefahrlos allein auf die Straße trauen. Ich habe die Schlange bei mir, um mich aus gefährlichen Situationen zu befreien.“
„Nein“, sagte er, „du verheimlichst mir etwas, Nyawĩra.“
„Willst du es wirklich wissen?“, fragte sie etwas leidenschaftlicher.
Kamĩtĩ war unentschlossen: Einerseits wollte er es wissen, andererseits auch wieder nicht. Er fühlte sich nicht in der Lage, die Last des Wissens auf sich zu nehmen und dann die Qual der Wahl zu haben. War eine gewisse Unbestimmtheit nicht besser?
Nyawĩra sah das Zögern in seinem Gesicht und dachte: Er hat Angst. Sie sah auf die Uhr.
„Es wird fast schon hell. Du musst nicht mehr in die Wildnis hinaus. Du kannst auf der Couch schlafen. Ich hol dir eine Decke.“
Als sie sich auf den Weg in Richtung Schlafzimmer machte, blieb Kamĩtĩ trotz seiner Ängste hartnäckig.
„Du hast meine Frage noch nicht richtig beantwortet.“
Nyawĩra blieb stehen und schaute zurück.
„Kennst du die Bewegung für die Stimme des Volkes?“
Kamĩtĩ sah sich instinktiv um, bevor er antwortete.
„Nein, aber du hast sie schon mal erwähnt. Hat der Herrscher sie nicht für illegal erklärt?“
„Ja“, antwortete sie – unsicher, was sie von seiner Nervosität halten sollte.
„Und worum geht es nun?“, fragte Kamĩtĩ nicht gerade begeistert.
„Es gibt zwei Arten von Erlösern: Diejenigen, die die Seelen der Leidenden besänftigen wollen, und diejenigen, die die Wunden im Fleisch der Leidenden heilen wollen. Manchmal frage ich mich, was richtiger ist. Schlaf gut. Die Couch ist vielleicht nicht so bequem wie dein Lager aus Gras, aber sie hat wenigstens ein Dach.“
„Aber wofür steht diese Bewegung? Wer sind ihre Mitglieder? Wer die Anführer?“
„Irgendwann erzähle ich dir mehr“, wich sie aus und fragte sich nach der Ursache für sein plötzliches Interesse an Einzelheiten. Sie ging ins Schlafzimmer und warf ihm eine Decke zu.
Die Gitarre an der Wand war durch ihr Liebesspiel verrutscht. Sie rückte sie zurecht. Dann schlüpfte sie ins Bett.
Kamĩtĩ seufzte erleichtert. Erleichtert von was? Er konnte nicht einschlafen; er ging in Gedanken noch einmal die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden durch. Es ist wie in einem Traum, dachte er und gähnte erschöpft, ich weiß nicht, wohin es geht.
Draußen klopfte es an der Tür. Kamĩtĩ war eingeschlafen und mit tausend regenbogenfarbenen Stricken an sein Bett aus Träumen gefesselt. Wer wollte ihn in seinem Blumengarten wecken? Oh, ja, das Paradies. Ein Millionen-Sterne-Hotel mit einem grenzenlosen Himmel als Dach. Oh ja, dachte er, ein Sternenhagel muss die Pforten des Paradieses küssen. Wie wohltuend. Das Klopfen an der Tür hörte nicht auf, und Kamĩtĩ erwachte.
Auf Zehenspitzen schlich er zu Nyawĩras Bett und weckte sie. Sie lauschten und hofften, das anhaltende Klopfen würde aufhören. Doch es ging weiter. Nyawĩra legte ein Tuch um und ging zur Tür.
Zögernd öffnete sie.
„Haben Sie keine Angst, Mutter“, sagte der Mann. Dann holte er hastig etwas aus der Tasche und hielt es ihr hin. „Ich will Sie nicht ausrauben. Ich bin nur ein Kriminalpolizist in Zivil.“
„Was wollen Sie?“, fragte Nyawĩra mürrisch und bemühte sich, ihre Panik zu verbergen.
„Ich bitte Sie, seien Sie mir nicht böse. Ich bin der Polizist, der letzte Nacht schon hier war. Na, nicht genau hier – ich will sagen, ich war gestern Abend in Santalucia, und im Vorbeigehen sah ich etwas an der Hauswand hängen. Und als ich nach Hause ging, nun ja, da habe ich darüber nachgedacht. Ehrlich, Haki ya Mungu. Ich kann Ihnen sagen, ich habe kaum ein Auge zugetan, weil ich versucht habe herauszufinden, wie alles zusammenhängt. Und so kam ich zu dem Schluss, dass vielleicht … und dann der Zweifel, wie soll ich das Haus wiederfinden? Ich habe meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin vor dem Hellwerden hierhergekommen, und Sie können sich bestimmt meine Erleichterung vorstellen, als ich das Ding noch immer hängen sah. Und da habe ich mir gesagt, hier bist du richtig.“
Verdrossen erinnerte sich Nyawĩra an das falsche Zauberbündel draußen am Dach. Wie unvorsichtig von ihnen, es nicht abgenommen zu haben! Der Zauber, der den Polizisten verjagt hatte, hatte ihn zum Haus zurückgebracht, auch wenn er jetzt unbewaffnet zu sein schien. Zugleich fühlte sie sich herausgefordert: Was macht es schon, dass er uns gefunden hat? Wofür will er uns festnehmen? Welches Verbrechen haben wir begangen? Dann fiel ihr ein, dass der Diktator von Aburĩria die Bewegung für die Stimme des Volkes für illegal erklärt hatte. Sie beschloss, ruhig zu bleiben und die Worte des Polizisten nach allem zu durchforsten, was vielleicht von Nutzen sein könnte.
„Was wollen Sie?“, fragte sie herrisch.
Bei diesem Ton zuckte der Polizist zusammen. Er schaute sich immer wieder um, als wäre er bereit, beim geringsten Anzeichen von Gefahr davonzulaufen. Trotzdem schien er verzweifelt entschlossen, sich von irgendetwas befreien zu wollen, das auf ihm lastete.
„Ich heiße Constable Arigaigai Gathere. Es gibt viele Dinge, die mir schwer auf der Seele liegen. Bitte, Mutter, ich möchte – bitte – mit Ihnen reden.“
„Mit mir? Sie möchten mit mir reden?“, fragte sie überrascht.
„Ja, mit Ihnen. Nein. Ja, ehrlich, Haki ya Mungu, Zauberer. Ich möchte mit Ihnen reden. Entschuldigung, ich meine, ich muss den Herrn der Krähen sprechen.“