III
Hinter Nicolas heulte ein Motor auf. Er wirbelte herum und sah einen alten Jeep direkt auf sich zurasen. Knox! Wie betäubt stand Nicolas da. Leonidas nahm ihm die Kalaschnikow aus der Hand und feuerte eine Salve auf den Jeep ab. Die Haube sprang auf, Dampf und Flammen schossen aus dem Motor. Nicolas konnte hören, wie Knox versuchte, den Motor hochzujagen, aber der Jeep rollte langsam aus und kam vor ihnen zum Stehen. Die Haube krachte wieder runter. Knox öffnete die Tür und lief davon, wurde aber von einer Salve im Bein getroffen. Er schrie auf, stürzte zu Boden, und einen Moment später standen Bastiaan und Eneas über ihm.
Nicolas entriss Leonidas das Gewehr. Das Mädchen zu töten war eine Sache, Knox zu töten eine andere. Er ging zu ihm, hob das Gewehr an die Schulter und zielte hinab. «Warte!», schrie Knox verzweifelt, drehte sich auf den Rücken und hob seine Arme, als könnte ihn das schützen. «Hör zu! Ich kann euch rausbringen. Ich kann euch aus Ägypten bringen.»
«Natürlich», erwiderte Nicolas spöttisch, den Finger am Abzug. «Dir wachsen Flügel, und dann fliegst du uns raus, na klar.»
Aber Leonidas drückte den Lauf des Gewehres nach unten. «Wie?», fragte er.
«Ich stelle hier die Fragen», blaffte Nicolas ihn an. Er drehte sich wieder zu Knox und hob das Gewehr. Mit einem Mal kam er sich lächerlich vor. «Wie?», fragte er.
«Ich kenne Leute», sagte Knox.
«Ach, du kennst Leute?», schnaubte Nicolas. «Wir alle kennen Leute.»
«Ich kenne Hassan Al Assyuti», sagte Knox.
Nicolas runzelte die Stirn. «Den Hassan Al Assyuti?»
«Ich habe ihm mal das Leben gerettet», sagte Knox nickend. «Ein Tauchunfall. Ich habe ihm Mund-zu-Mund-Beatmung gegeben. Er sagte, wenn er mir jemals einen Gefallen tun könnte …»
Nicolas musterte ihn. «Du lügst.»
«Bring mich zu ihm. Er ist in Suez. Frag ihn selbst. Er wird es bestätigen.»
«Ich soll dich zu ihm bringen?», meinte Nicolas verächtlich. «Er ist dein bester Freund, und du kennst nicht mal seine Telefonnummer?»
«Ich musste ihn noch nie um einen Gefallen bitten.»
Nicolas zögerte. Knox führte etwas im Schilde, das war klar. Aber wenn seine Behauptung nur ein Fünkchen Wahrheit enthielt … Er klappte sein Handy auf, rief Katerina an und bat sie, die Nummer von Al Assyuti herauszusuchen. Während er auf den Rückruf wartete, lief er unruhig auf und ab. Als sie sich schließlich meldete, rief er selbst an. Er traute Knox kein bisschen. Er fragte nach Hassan Al Assyuti und wurde gebeten zu warten. Die ganze Zeit behielt er Knox im Auge und wartete nur darauf, dass er den Schwanz einzog und zugab, Schwachsinn erzählt zu haben. Eine Frau meldete sich und versuchte ihn damit abzuwimmeln, dass Hassan in einer Besprechung sei, sie ihm aber gerne ausrichten würde, um was es ginge, wenn …
«Ich muss ihn sofort sprechen», sagte Nicolas. «Sagen Sie ihm, hier ist Daniel Knox.»
«Daniel Knox?» Einen Moment verschlug es ihr die Sprache. «Äh, ja, natürlich, ich … ich stelle Sie sofort durch.»
Nicolas konnte seine Verwunderung nicht verbergen. Er hielt das Telefon so, dass Knox sprechen, er aber trotzdem zuhören konnte. Hassan meldete sich. «Knox?», sagte er. «Sind Sie das wirklich?»
«Ja», sagte Knox schnell. «Hören Sie, ich möchte Sie treffen.»
Eine Pause entstand. «Sie wollen sich mit mir treffen?», fragte Hassan dann ungläubig.
«Richtig. Ich muss etwas aus Ägypten transportieren lassen. Können Sie sich darum kümmern, wenn ich vorbeikomme?»
Wieder Schweigen. «Sie kommen persönlich?»
«Wenn Sie mir helfen, diese Fracht außer Landes zu bringen.»
«Was für eine Fracht? Wohin?»
«Das sage ich Ihnen, wenn ich da bin.»
«Na schön. Können Sie nach Suez kommen?»
«Natürlich. Geben Sie mir sechs Stunden.»
«Dann bis in sechs Stunden. An meinem Container-Terminal.»
Er gab ihm eine Wegbeschreibung, die Nicolas notierte. Dann beendete er das Gespräch. Nicolas klappte sein Handy zu.
«Und?», fragte Leonidas.
«Er hat seine Hilfe zugesagt», meinte Nicolas widerwillig. Irgendwo war ein Haken, doch er war sich nicht ganz sicher, wo. Allerdings war es ein Rettungsanker, und er hatte keine andere Wahl, als ihn zu packen. «Du bleibst bis Suez im Container», sagte er zu Knox. «Ein Mucks, und du bist tot. Kapiert?»
«Ja.»
«Wenn du uns aus Ägypten rausbringst, können du und das Mädchen gehen. Du hast mein Wort.» Nicolas lächelte und schaute Knox direkt in die Augen. Er konnte es sich nicht leisten, dass Knox ahnte, dass er zwei Zeugen dieses Desasters niemals würde laufen lassen können.