II
In der Kammer im Inneren des Berges erklommen Knox, Gaille und die Griechen gemeinsam die Pyramide. Einen Moment standen sie ehrfürchtig um den Sarkophag herum, der auf einer hüfthohen Marmorplatte lag. Der Deckel war üppig mit Jagd- und Kriegsszenen verziert. Knox wischte die Staub- und Sandschicht weg, die sich über die Jahrtausende angesammelt hatte. Man kann Gold leicht von Bronze unterscheiden, weil Bronze mit der Zeit anläuft. Dieser Sarkophag war aus Gold.
Wie ein Hohepriester legte Dragoumis seine Hände darauf.
«Öffnet ihn», befahl er.
Der Deckel war so schwer, dass alle mit anfassen mussten, um ihn anzuheben und dann auf den Boden neben dem Sarg zu legen. Jeder starrte neugierig hinein und drängelte sich vor, um besser sehen zu können. Unter einer dicken Staubschicht und Resten von Blüten und Gewürzen lag ein männlicher Leichnam im Sarkophag. Um die Stirn hing ein prächtiges Rubindiadem, die Arme waren auf der Brust verschränkt, ein Schwert auf der einen Seite, ein Goldzepter auf der anderen. Offenbar war der Leichnam einst vollständig mit Blattgold bedeckt gewesen, das sich mit der Zeit an manchen Stellen gelöst hatte. Darunter konnte man dunkel verfärbte Pergamenthaut und bis auf die Knochen geschrumpfte Gliedmaßen sehen. Im trüben Flackerlicht suchte Knox nach den verräterischen Narben an der Leiche. Ja. Selbst nach all diesen Jahrhunderten konnte man sie noch schwach erkennen: die Halswunde von Cyropolis, die Schulterverletzung durch ein Katapult in Gaza, die von einem Multaner Pfeil durchstochene Brustwarze und der in Issos aufgerissene Oberschenkel.
Seine Haut kribbelte. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Knox war sich jetzt sicher. «Das ist er», murmelte er. «Das ist Alexander.»
Dragoumis schaute sich mit feuchten Augen um. «Dann wird es Zeit, ihn nach Hause zu bringen», sagte er.