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Als der Learjet der Dragoumis-Gruppe an diesem Abend in Thessaloniki landete, hatte Gaille beschlossen, dass sie sich an diese Art des Reisens gewöhnen könnte. Und das trotz ihres schlechten Gewissens wegen der Schadstoffemissionen für einen Flug, der einer reinen Laune entsprungen war. Die weißen Ledersitze waren so bequem, dass sie vor Wohlbehagen hätte aufstöhnen können, das Fenster hatte die Größe eines Breitwandfernsehers, ein Butler servierte Speisen und Getränke, und dann kam auch noch der Copilot zu ihr, um zu besprechen, wann sie am nächsten Morgen zurückfliegen wollte. Am Flughafen wurde sie von einem Beamten der Einwanderungsbehörde mit übertriebener Höflichkeit begrüßt – «Jeder Freund von Herrn Dragoumis, Frau Bonnard …», und dann brachte sie ein Chauffeur in einem blauen Bentley flugs hinaus in die Berge über Thessaloniki. Gaille konnte sich einfach zurücklehnen und den Nachthimmel bewundern.
Sie erreichten ein von Mauern gesäumtes Anwesen, vor dem Wachen patrouillierten. Sie wurden durchgewunken und fuhren auf einen weiß getünchten Palast zu, der erleuchtet war wie eine Filmkulisse. Und dann, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, trat Dragoumis mit hinter dem Rücken gefalteten Händen persönlich vor die Tür, um sie zu begrüßen. Nach allem, was Gaille sich während des Fluges vorgestellt hatte, war sie überrascht und erleichtert zu sehen, wie klein und schmächtig er war. Er war unrasiert und sah bäuerlich und sehr griechisch aus. Für einen kurzen Augenblick dachte sie, dass sie mit ihm leicht zurechtkommen würde und sich nicht vor ihm fürchten musste. Doch als sie näher kam, wurde ihr klar, dass sie sich geirrt hatte.